Josephine die Hexe

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Heute wusste ich gar nicht mehr, wie es möglich war in der damaligen Zeit zu überleben. Die Klamotten waren scheiße, die Nahrung ein Witz und die Umstände so oder so bescheiden. Bis heute frage ich mich, wieso die Menschen eine solche Abneigung gegen uns haben. Und gleichzeitig bin ich täglich für die Geschehnisse damals dankbar, denn sie zeigten mir, wie falsch meine Einstellung vor 300 Jahren gewesen war den Menschen zu vertrauen.

Aber dafür muss ich weiter ausholen:

 3 Jahrhunderte früher, ca. 17. Jahrhundert

 Wir Wesen der Nacht, waren schon seit Urzeiten von Vorurteilen umgeben, von Angst aber auch von Faszination und bis heute hatte sich dies nicht geändert.

Die Zeiten waren rau, sie waren hart und die Menschen suchten krampfhaft nach etwas, woran sie einerseits glauben, aber woran sie auf der anderen Seite auch ihre Wut auslassen konnten. Und so waren Dinge, die sie sich nicht erklären konnten, ihr einfachstes Opfer. Wir waren zu einem Ziel mutiert, welches wir nie sein wollten und so passten wir uns ihnen an, wandelten bemüht unerkannt zu bleiben unter ihnen.

Diese Menschen wussten nicht worauf sie sich einließen und erst recht nicht, mit wem sie sich anlegten. Wir wussten, dass da noch andere Kreaturen waren als wir selbst, aber wir verstanden uns nicht wirklich gut mit ihnen. Es war kein Wunder, das dem so war, denn wie sollten sich Vampire auch mit Hexen verstehen, wenn wir in der Lage waren ihre Fähigkeiten durch unsere Eigenen zu hemmen oder gänzlich zu blockieren. Oder auch mit Nymphen, welche sich der Verführung verschrieben hatten und dabei ohne Rücksicht auf Verluste ihre Opfer wählten. Wir dagegen versuchten irgendwie in dieser Welt zu überleben, nicht großartig aufzufallen und dabei vielleicht noch etwas Gutes tun. Natürlich war mir bewusst, dass es eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit war, dass die Menschen aufhören würden uns zu verfolgen, aber die Hoffnung hatte ich zu dieser Zeit einfach noch.

Doch der unbändige Hass gegen alles Unbekannte, gegen das Unerklärliche, war damals wie heute maßlos und nicht einschätzbar. Und so lebten wir, immer in der Angst gefasst und dem Feuer zum Fraß vorgeworfen zu werden. Denn genau das geschah damals. Ich vertraute den Menschen, wollte sie beschützen und ihnen etwas Gutes tun, sollte dafür aber mehr als nur büßen. Und mein Vertrauen für immer verlieren.

Es war für mich damals ein Tag wie jeder Andere und bis heute bin ich mir sicher, dass ich nichts anders gemacht hätte, selbst wenn ich gewusst hätte, was auf mich zu kam. Aber wie hätte ich das damals tun sollen. Ich war so naiv, habe dem was meine Schwestern mir über die Menschen erzählten geglaubt und wollte mich so gut es ging integrieren. Sogar eine richtige Arbeit der Menschen suchte ich mir, und war so stolz als man mich als Arzthelferin – wenn man es so nennen wollte – mitnahm. Natürlich glaubte ich daran, dass man es tat, weil ich meine Arbeit richtig verrichtete, mich anständig um eventuelle Patienten kümmerte – so wie es zu dieser Zeit eben möglich war. Dass die Menschen mich seit dem ersten Tag hintergingen, ahnte ich keine Sekunde. Wie auch, wenn man mir mit Akzeptanz entgegen kam. Okay, ich dachte auch, dass niemand wusste wer ich wirklich war, passte ich mich an, trug ich dieselben Kleider wie sie oder sprach genauso.

Oft lag ich in dieser Zeit nachts wach, fragte mich was ich noch besser machen könnte, damit man mich ernst nahm. Schon in diesen jungen Jahren, ich war vielleicht 20, verstand ich mein Handwerk und konnte so gut mit Kräutern und Tränken umgehen, wie kaum eine meiner Schwestern und versuchte unerkannt diese auch anzuwenden. Viel konnten die Ärzte zu dieser Zeit nicht ausrichten, gab es noch keine Krankenpflege in diesem Sinne. Eigentlich versuchte man nur denjenigen, die zu Dr. Ambrose kamen, von ihren Qualen bis zu ihrem Tod, zu erlösen und ein wenig den Schmerz zu nehmen. Die Menschen waren neidisch und eifersüchtig auf uns, da wir mit den Geschenken der Natur umzugehen wusste. Es war nicht einmal die Magie, die ihnen Angst einjagte, sondern die Fähigkeit des Heilens.

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