Ein Augenaufschlag und der Tag beginnt

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Beep Beep! Um 7:30 klingelt mein Wecker. Ich ziehe mich aus dem Bett und schlürfe ins Bad. Mein Spiegelbild verrät mir, dass ich nur sehr wenig geschlafen habe. Meine braunen, welligen, langen Haare hängen mir ins Gesicht. Berühren meine bleiche Haut und überdecken meine knöchrigen Schultern. Meine müden, grüne Augen mustern mich. Ich ziehe mein T-Shirt ein Stück hoch und greife nach meinen Bauch. Ich wiege mich und komme den Tränen nahe. Kein Gewichtsverlust, obwohl ich gestern nichts gegessen habe. Hätte ich doch erbrochen. Meine Laune bliebt konstant neutral. Ich blicke wieder in den Spiegel und beschließe mich zu waschen und Zähne zu putzen. Ein bisschen Puder um wieder lebendiger auszusehen. Nach wie vor unzufrieden mit mir selbst latsche ich in mein Zimmer und ziehe mich an. Ein schwarzer Pulli und eine schwarze Hose. Perfekt.
Ich packe meinen Rucksack. Ein Collegeblock und Stifte check. Ich gehe die Treppen ins Wohnzimmer runter. Meine Mutter ist wach, aber merkt nicht, dass ich an ihr vorbei gehe. Wahrscheinlich ist sie wieder betrunken. Ich mache ihr ein Brot und richte ihr einen Kaffee her. Um 7:50 stürze ich aus der Haustür und mache mich auf den Weg zur Schule.

In der Schule angekommen merke ich, dass ich zu spät bin. Ich gehe in meine Klasse. Na toll Mr.Newton ist schon da. Vielleicht merkt er nicht, dass ich zu spät komme. Falsch gedacht.

Jessica Jones. Sie kommen wiederholt zu spät. Setzen Sie sich und verhalten sie sich ruhig.

Das ist kein Problem. Ich sitze ganz hinten, allein in einer Ecke. Ich plumbse auf den Stuhl und hole meinen Block und meine Stifte heraus. Der Unterricht ist langweilig. Kann sowieso alles, da ich nur gute Noten schreibe. Ich zeichne ein bisschen und blättere durch meinen Block. Meine Zeichnungen werden immer dunkler und düsterer. Vor nicht all zu langer Zeit habe ich noch fröhliche Bilder gemalt. Überwiegend Leute aus der Klasse oder die Lehrer. Und jetzt? Dunkelheit. Monster und Schatten. Traurige Seelen, die gefangen sind und sich nicht befreien können. Auch heute sind meine Bilder düster. In der Pause werde ich aus meinen Gedanken gerissen.

Die Klassenzicken und ihre "Boys" nehmen mir meinen Block und somit meine Gedanken weg. Sie blättern durch und sagen mir, dass ich untalentiert bin. Dass ich zu unfähig für alles bin und einfach verrecken soll. Wenn die wüssten, wie weh das tut. Ich sage nichts und bleibe stumm sitzen. Sie werfen mir meinen Block wieder zu. Ich packe meine Sachen und gehe aus der Klasse.

Es ist gerade mal 10:00 und ich gehe einfach. Ich weiß nicht mal wohin ich gehe. Irgendwann komme ich bei einem verlassenen Bahnhof vorbei. Pflanzen wachsen zwischen den Schienen und alles ist so friedlich. Instinktiv beschließe ich mich auf die Schienen zu setzen. Nicht etwa um ein" supercooles " Foto zu machen. Nein, um nachzudenken. Gesagt getan. Ich versinke in meinen Gedanken und alles fühlt sich so unreal an.

Jeder Tag beginnt mit einem Augenaufschlag. Einige Sekunden Wimpern klimpern bis man realisiert, dass man wach ist. Ein und Ausatmen. Alles instinktiv, ohne nachzudenken. Doch was ist, wenn der Tag ganz anders beginnt bzw gar nicht mehr beginnt. Man die Augen zulassen kann und zwar für immer und ewig. Nichts mehr mitbekommt. Einfach nicht mehr existiert. Keine Schmerzen. Alles unbeschwert und frei. Keine Zicken, die mich nerven und mobben. Kein langweiliger Unterricht mehr. Kein Gefühl der Selbsthass und der Leere. Alles ist so schön klar und warm. Ich kann endlich wieder glücklich sein. Hier darf ich sowieso nicht glücklich sein. Wieso erfülle ich nicht einfach den Wunsch von Meinem Umfeld. Es gibt so viele Wege, sich umzubringen. Tabletten, Messer, Strick, Wasser.. Alles mögliche, man muss nur das passende finden.

Ich öffne meine Augen und höre plötzlich auf zu denken. Ich bin wieder hier. Ich sitze auf den Schienen und mache nichts. Es muss schon Abends sein. Immerhin ist der Himmel schon dunkel gefärbt. Ich nehme meinen Rucksack und mache mich langsam auf den Weg heim. Was ist nur los mit mir?

The demons inside my headWo Geschichten leben. Entdecke jetzt