Emma

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London,1801

Der Garten hatte Emma schon immer auf eine magische Art und Weise angezogen. Eine hohe Mauer schütze ihn von allen Seiten. Hinter den dunkelbraunen Ziegelsteinen streckten Rosen ihre zarten, tiefroten Blüten in den stets mit Wolken verhangenen londoner Himmel. Ein riesiges Herrenhaus ragte dahinter empor.

Emma wusste, dass dort der ehemalige Earl von Wiston mit seiner Familie lebte. Das hatte sie von ihrer Mutter erfahren. Diese arbeitete als Köchin für eine vornehme Familie. Das Geld, das der Beruf einbrachte reichte zwar für das Nötigste, aber es war nicht viel. Und so gehörte Emma, ihre Mutter und ihre sechs Geschwister zu den ärmeren Familien in den Arbeitervierteln Londons. Einen Vater hatte Emma nicht mehr; er war vor zwei Jahren bei einem Unfall am Hafen ums Leben genommen. Das hatte man ihr jedenfalls erzählt.

Der Wind trug einem widerlichen Geruch vom Hafen hierher, doch die Rosen und die anderen stark duftenden Blumen übertünchten den Gestank. Emma strich sich eine filzige, dunkelblonde Haarsträhne hinter ihr Ohr. Für ihre vier Jahre war sie schon recht groß und darauf war sie ziemlich stolz. Sie war stärker als die anderen gleichaltrigen, sogar stärker als die Jungen. Jake hatte ihr beigebracht,wie man sich prügelte. Ihr großer Bruder.Jake war neun. Er konnte sogar fechten. Vor ein paar Jahren hatte er es sich selbst beigebracht. Er sagte immer, dass man als ein Mädchen in einer Stadt wie London so etwas brauchen könnte. Eine Frau rempelte Emma an und warf ihr einen genervten blick zu. Als es auch noch anfing zu nieseln, drehte Emma sich um und rannte nach hause.

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„Mutter! Ich bin wieder zuhause...“. Emma öffnete die quietschende, aus alten Brettern zusammengenagelte Tür. Vorsichtig schob sie die Tür wieder zu und wartete auf eine Antwort. Als es still blieb, putze sie ihre nackten Füße an der vorstehenden Türschwelle ab. Gerade als sie ihren, von Motten zerfressenen, braunen Mantel über die alte Truhe legen wollte, hielt ihr jemand die Hände vor die Augen.

„Buh... “ Gekicher folgte als Emma zusammenzuckte.

„Jake!“ rief sie laut und drehte sich um. Ihr Bruder nahm seine Hände von ihren Augen und drehte sich mit einen triumphierenden Blick zu seinen anderen Geschwistern um. Emma lachte und rammte ihren Kopf in Jakes Bauch. Als ihr Bruder zu Boden ging, fielen die jüngeren über ihn her wie Heuschrecken, kitzelten ihn und kicherten wie Verrückte.

„Wo ist Mutter? “, fragte Emma und stellte ihrer Schwester Mary eine Schüssel Haferbrei hin. Jake zuckte nur mir den Schultern und gab dem sechs-jährigen Henry, der sich über die Geschmacklosigkeit des Breis beschwerte, einen Klaps auf den Hinterkopf.

Erst als es schon dunkel wurde, hörte Emma ihre Mutter, Rebecca, von der Arbeit zurück kommen.  Müde und erschöpft von der Arbeit wechselte diese nur ein paar schnelle Worte mit Jake, bevor sie die jüngeren ins Bett brachte. Emma lag bereits auf dem furchtbar quietschenden Bettgestell in der Ecke, das sie sich früher mit Mary hatte teilen müssen. Jetzt lag sie alleine darauf und starrte die ,von der Decke tropfenden, Regentropfen an. Der Regen prasselte auf das undichte Dach und der Wind zog durch die schlecht gemauerten Wände. Irgendwo hörte man Gelächter betrunkener Handwerker und von der Themse zog der klagende Ton eines Nebelhorns herauf. Und während sie so dalag, schwor Emma sich, eines Tages aus dieser Stadt herauszukommen und ihn einem prächtigen Herrenhaus zu leben. In ihren Vorstellungen sah es aus, wie das, des Earls von Wiston.

Ich weiß, das es nicht besonders lang ist, aber ich möchte einfach mal sehen ob es Anklang findet ;) das Cover ist nur eine Übergangslösung. Keine Panik :)

Wenn jemand ein gutes hat.. Her damit! Ansonsten warte ich darauf, dass mein fauler Bruder eins bastelt :)

EmmaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt