Two Worlds || z.m.

Die Neue

"Jessi komm' runter, jetzt! Zum letzten mal!" hörte ich meine Mutter von unten. "Dana und Nash warten schon auf dich. Jetzt komm' bitte runter." Ok langsam sollte ich mich echt in Bewegung setzten. Ich sah noch ein letztes mal auf mein altes Zimmer zurück, welches komplett leer war und inzwischen weiße Wände bekommen hat. Ich lief die Treppen runter und dort wurde ich von 4 genervten Gesichtern empfangen. "Steig jetzt einfach ins Auto und das bitte ohne Widerworte." sagte mein Vater mir und ich tat jetzt einfach das was er sagte. Ich sah noch mal zurück in unser Wohnzimmer und erinnerte mich daran was alles in diesem Raum passiert ist. Die Kämpfe um die Fernbedienung mit Nash und Caitlin. All' unsere gemeinsamen essen wo wir gelacht, geredet und uns gegenseitig zugehört haben. Das alles muss ich jetzt zurücklassen. Meine Kindheitserinnerungen. Meine Heimat. Meine Vergangenheit. Alles muss ich hier und jetzt zurücklassen.

"Wie lange willst du noch dort rumstehen?" fragte mich meine Mutter in einem nicht sehr angenehmen Ton. Ich bemerkte das ich total versteinert und bereits Tränen in den Augen hatte. Ich werde dies alles vermissen. Und zwar sehr vermissen. Ich ging in Richtung Haustür und ging an der Küche vorbei. Wieder so viele Erinnerungen. Ich und Caitlin, wie wir versucht haben an Mamas Geburtstag eine Torte zu backen. Danach musste die ganze Küche zwar renoviert werden aber wir waren trotzdem stolz auf uns. Ich und Nash, als ich ausversehen Tomatensoße auf sein Heft geschmiert habe. Bis heute weiss ich zwar nicht wie man so bekloppt sein kann, seine Hausaufgaben in der Küche zu machen während die kleine Schwester mit Tomatensoße rumhantiert aber eins habe ich gelernt: Wenn du jemals eine Facharbeit über 3 Monate schreiben musst, komm bloß nicht auf die Idee kurz bevor du mit all' dem fertig bist, die letzten Seiten in der Küche anzufertigen.

"Jessi ist das dein Ernst?" holte mich wieder jemand aus den Gedanken. "Ja, Nash. Mein voller Ernst." sagte ich und machte wieder langsame Schritte in Richtung Tür. Nash nahm mich in den Arm und erwürgte mich fast. Aber weil man ja solch schöne Momente nicht mit gejammer verunstalten sollte, habe ich einfach die Klappe gehalten. Große Brüder sind ja schon was geiles in solchen Situationen. Wir lösten uns langsam und Nash führte mich langsam zum Auto und setzte sich neben mich. Und dann sah ich noch ein allerletztes mal auf unser Haus zurück. Bye, bye.

*** paar Stunden später ***

Ich machte langsam meine Augen auf und bemerkte das ich eingeschlafen bin. Auf Nash's Schulter. Total gekrüppelt. Jetzt kann ich mich erstmal auf die kommenden Rückenschmerzen freuen. Ich guckte auf die Uhr. 14:52. Wir fahren schon über 5 Stunden und bis nach Kalifornien wird das auch noch ein bisschen dauern. Ich frage mich noch immer wie man auf die Idee kommen kann, eine so lange Strecke bis nach Kalifornien mit dem Auto zu fahren. Da fliegt doch jeder der halbwegs bei Verstand geblieben ist mit dem Flugzeug. Aber naja... meine Familie halt.

Inzwischen machte ich mir schon Gedanken wie es in Kalifornien sein wird. Werde ich neue Freunde finden? Wie wird es auf der neuen Schule sein? Die Neue zu sein ist ja immer eines der schlimmsten Dinge der Welt. Wie ich sowas hasse. Ich musste zwar nur einmal in eine neue Klasse da ich in der 7. sitzengeblieben bin aber das war echt nicht das schönste Ereignis meiner ganzen 17 Jahren. Ich machte jetzt schon mal Pläne wie ich mich der Klasse vorstelle. 'Hey ich bin Jessi, 17 Jahre alt und bin jetzt neu hier'... nääh das hört sich so... dumm an. Ich meine wenn ich in eine Klasse mit richtig oberhammergeilen Jungs komme und dann so einen Vortag hinterlasse wäre das glaube ich nicht der Masterplan der Masterpläne.

"Wir sind daaa " sagte meine Mutter aufgeregt. Jetzt schon? Krass, wie schnell die Zeit vergeht. Also entweder muss ich total in Gedanken versunken sein oder mal wieder eingeschlafen.

"WOHOOOOOOOO PARTYYY " Typisch Caitlin. Sie ist zwar  meine Zwillingsschwester, aber das komplette gegenteil von mir. Sie sieht auch äußerlich nicht so aus als wäre sie mit mir Verwandt. Sie hat zwar auch Kratzeisblaue Augen aber dafür viel dunklere Haare und eine etwas andere Gesichtsform. Aber jetzt muss ich mir erstmal das Haus angucken. Mein neues Zuhause. Ich stieg aus dem Auto aus und mein erster Gedanke: LUUUUUFT HALELUJA. Und mein zweiter: Wir. haben. einen. pool. JAAAAS. Und ein oberhammergeiles fettes Haus. Was wünscht man sich mehr? Ich sah meine Mutter total verwundert an.