Abwechslung

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Wecker sind doch unhöflich. Da träumte man gerade von einem Sommerurlaub in Kuba und dann kam da dieses verdammte Piepen. Piep. Piep. Piep. Piep. Piep. Gefühlte tausend Mal. Nun lag ich da wach, genervt und an die Decke starrend in meinem Bett, ohne Wecker, denn der lag kaputt in der Ecke. Ich war morgens noch nie gut drauf oder leicht zu ertragen.

Nachdem ich mich dann doch hochgerappelt hatte, weil Montag war und ich noch zur Schule ging, saß ich nun am Küchentisch und trank meinen Kaffee. Manchmal brauchte ich den einfach. Leider war ich nicht schlau genug gewesen, um am vorherigen Abend mal meinen Vertretungsplan zu checken. Meine bescheuerte Englischlehrerin brauchte nämlich mal wieder eine Auszeit, wie es schien - "Plötzlicher Krankheitsfall". Das war natürlich noch nicht genug für einen Montag gewesen. Meine Eltern hatten mir mal wieder nur einen Zettel hinterlassen und Geld, um mir zu sagen, dass sie für zwei Wochen auf Geschäftsreise sein werden, aber das waren sie immer. Für mich galten sie schon als Nomaden. Mein kleiner Bruder Rafael war erst am Abend von unserer Oma wieder gekommen. Er war erst 6 Jahre alt und mit einem Kindergarten kann man natürlich leichter Absprachen vereinbaren, als mit meiner Schule. Letztes Jahr halt, da drehen alle am Rad. Ich konnte das alles nicht mehr hören. Alle wollen was von dir. Schule. Eltern. Zukunft. Bla. Bla. Bla. Ich dachte echt schon wieder zu viel nach ...

Ich schnappte mir einen Apfel und meine Tasche während ich mich auf dem Weg aus dem Haus zur Schule machte. Ich fuhr nicht gern Bus und meine Freundin Naomi war auch noch keine 18, also musste ich laufen, denn ich war volljährig, doch hatte ich das Geld für ein Auto noch nicht zusammen.

An der Schule angekommen fiel mir erstmal auf, wie leer es war. Ich sah auf die Uhr und stellte fest, dass ich zu früh los gelaufen war. Ich beschloss einfach draußen auf meine verrückten Freunde zu warten. Ich warf meine Jacke auf die Wiese neben der Schule und zündete mir eine Zigarette an, setzte meine Sonnenbrille auf und legte mich mit Kopfhörer in den Ohren hin.

Ich wartete und wartete und wartete und was konnte nur wieder mir passieren? Zerquetschung. Ich dachte an nichts böses und dann lag da so ein Klops auf mir. Ich öffnete die Augen und erblickte einen blonden Wuschelkopf. Michael.

Michael, Naomi, Noah und mich gab's seit Jahren nur im Pack. Alle oder keiner. Naomi und ich hatten Michael und Noah vor drei Jahren durch Zufall im Jugendclub kennengelernt. Sie waren erst hergezogen mit ihren Eltern. Wir hatten uns auf Anhieb gut verstanden und durch weltliches Glück kamen die beiden bei uns in Jahrgang und Klasse. Das war gar nicht so leicht, denn die beiden hatten uns am Anfang ziemlich Probleme bereitet. Ständig kamen irgendwelche Möchtegernweiber an und wollten ihre Nummern oder haben uns gedroht wir sollen uns fern halten. Was sollten die schon tun? Uns mit Schminke bewerfen? Lächerlich.

Michael und Noah sind zweieiige Zwillinge. Beide waren groß mit sportlicher Figur. Michael, aka Micha, war blond mit strahlend blauen Augen. Er war der Witzbold der Gruppe, denn in seiner Nähe konnte man einfach nur gute Laune haben. Er war unser Glücksbringer.
Noah war schwarzhaarig mit blau-grauen Augen. Er war unser "Bodyguard". Sobald uns jemand ansprach, kam auch schon Noah um die Ecke und schwupps waren die potenziellen Freunde weg. Also hieß es, Noah ein Mädchen suchen, dann war er abgelenkt und wir konnten unseren Spaß haben. Die Ablenkung war schnell zu finden, weil er Stürmer der Schulmannschaft  im Fußball war.
Naomi war unsere schwarzhaarige Schönheit. Sie hatte lange schwarze Haare bis zur Mitte des Rückens und solch dunkle Augen, dass sie fast schwarz wirkten, doch im Licht sah man so unglaublich viele Farbtupfer in ihnen. Ich musste schon immer dabei an eine Galaxy denken. Ich war schon immer neidisch auf diese Augen, denn ich war meiner Meinung Durchschnitt. Meine Haare waren dunkelbraun und brustlang. Meine Augen eine Mischung aus einem hellen Braunton, grün und grau. Das einzig coole daran war, dass meine Augenfarbe nach der Helligkeit/Dunkelheit meiner Klamotten variiert. Seltsam, aber cool würde ich mal behaupten.

(Aaron Ramirez)

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(Aaron Ramirez)

Nachdem wir alle die Schule betraten kam uns Melanie entgegen, die Schultrasche und -bitch. "Hey Noah, schätze du bekommst Konkurrenz in der Mannschaft.", meinte sie lachend und lief ihn anzwinkernd an uns vorbei. Konkurrenz? Hä? Die anderen stellten sich wohl die gleiche Frage.

Am Klassenraum angekommen setzen Naomi und ich uns auf unsere Plätze. Die Jungs hatten jetzt Mathe und wir zum Glück nur Philosophie. Wir hatten nur wenige Kurse nicht mehr zusammen, um genau zu sein 3 und das nur durch kleine Wahlunterschiede. Wer will einen Montagmorgen schon mit Mathe beginnen?! Leider hat unsere Lehrerin Naomi und mich auseinander gesetzt. Sie war der Meinung wir würden uns nicht genug auf das wichtige im Leben konzentrieren und sollten unsere sinnlosen Gespräche außerhalb ihres Raumes führen. Somit saß ich zwar allein, aber wenigstens am Fenster und fast ganz hinten.

Als es klingelte und alle, samt Lehrerin, anwesend waren begann sie auch gleich mit den Worten, dass es heute mal eine Abwechslung geben würde und frischer Wind in der Kurs kommen würde. Es klopfte und die Tür öffnete sich. Der Junge war relativ groß, mindestens einen halben Kopf größer als meine Wenigkeit, aber bei meiner Größe von 1.65 m war das nicht sonderlich schwer. Er sah sehr sportlich aus, vielleicht Fußballspieler. Das würde zu Melanies Aussage passen. Mein Blick wanderte seinen Körper herauf, ich erkannte dunkle braune Haare und sah in strahlend grüne Augen, welche auch mich musterten. Seine Augen waren so fesselnd und zeigten eine solche Tiefe auf. Wer war Er?

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