Sei leise, wenn die Engel sterben

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Licht an.
Licht aus.
Egal was ich tu,
ich stehe immer im Raum.

Ich sehe alles. Da sind so viele Farben, so viele Eindrücke, so viel, ich kann es nicht in Worte fassen. Da ist so viel, aber nichts Schönes. Meine Angst hat ein hässliches Gesicht. Und meine Panik bringt alles durcheinander. Blau, grün, rot, gelb, blau, lila, rot, blau, blau, blau, weiß. Schließlich wird es weiß. Alles ist hell, und weiß. Der Raum ist leer, ich stehe immernoch hier, aber keines der Bilder hängt noch an der Wand. Nicht Mal die zwei Tropfen Blut, an der rechten Wand, nicht Mal die Kratzer, in der rosanen Wand. Es ist nur noch weiß. Ganz klar. Und ich stehe noch da, stehe noch da und warte, ob etwas passiert. Es ist immernoch nicht schön hier. Die Panik ist gewichen, die Angst ist geblieben, nur viel kleiner, sie ist immernoch dort. So hässlich und pur, ich muss sie ansehen, denn sonst gibt es hier nichts mehr zu sehen. Ich sehe alles, aber eigentlich nichts.

Licht an.
Licht aus.
Egal was ich tu,
ich stehe immer im Raum.

Alles ist dunkel. Um mich herum ist nichts. Aber nichts wäre nicht dunkel, also ist da doch etwas, und es erdrückt mich. Die Wände kommen immer näher, ich kann bald nicht mehr so stehen, nicht mehr so atmen, doch es stört mich nicht. Ich fühle nichts. Dabei lastet das alles auf mir, die Dunkelheit. Alles schwarz, der Boden, die Wände, und was sonst noch in der Dunkelheit verborgen ist. Die Luft scheint mir auszugehen, ich habe bereits jeden Atemzug gemacht, ich habe alles wiederholt. Meine Schultern tun weh, denn es wird alles zu schwer. Aber ich schweige, und denke. Aber ich fühle nichts. Dabei sehe ich nichts, wo ist die Panik, verdammt? Dann wüsste ich, es wäre jemand hier. Nur die hässliche Angst hockt noch in der Ecke. Sie spricht leise, aber das verunsichert mich nicht mehr, denn die Dunkelheit schluckt meine Gedanken. Dabei stehe ich hier, und denke. Ich sehe nichts, es ist alles schwarz, da sind keine Bluttropfen an der Wand und keine Möbel im diesem Raum.  Da bin nur ich, und fühle, sehe, brauche nichts. Alles frisst mich auf, und nichts wird satt, denn ich bin nicht genug. Es ist alles schwarz um mich herum, ich sehe nichts, trotzdem steht alles im Raum. Die Luft ist aufgeatmet. Ich habe alles wiederholt, und nun ist alles dunkel, alles schwarz.

Licht an.
Licht aus.
Egal was ich tu,
ich stehe immer im Raum.

Es passiert um mich herum, ich habe nichts in der Hand, keine Stimme, die Einspruch erhebt, nicht Mal ein leidender Blick. Ich habe nur mich, und diesen Raum, langsam verstehe ich: ich kann nicht hier raus.

Licht an.
Licht aus.
Egal was ich tu,
ich stehe immer im Raum.

Sei leise, wenn die Engel sterbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt