*Deportation: wenn einzelne Menschen oder ganze Volksgruppen aus ihrem Lebensraum zwangsweise an einen anderen Ort verschleppt werden.
Der 23. Februar 1944. Eines der tragischsten Daten in der tschetschenischen Geschichte. Die Zeit des 2. Weltkriegs. Stalin, ein Politiker georgischer Herkunft, Diktator der Sowjetunion, gibt den Befehl die gesamten Bewohner Tschetscheniens nach Kasachstan und Sibierien zu deportieren.
Stalin war ein sehr tyrannischer Diktator. Verschwor man sich gegen ihn, wurde man sofort gnadenlos umgebracht. Jeder hatte Angst vor ihm. Er ist der Grund wieso 20 Millionen Menschen während seiner Herrschaft in der Sowjetunion ums Leben gekommen sind. Die Sowjetunion war ein Staat der von 1922 bis 1991 bestand. Es war die 2. Weltmacht.
Die Tschetschenen wurden beschuldigt den Nazis geholfen zu haben, obwohl 40.000 im Krieg gegen Hitler gekämpft haben.
Eine Überlebende erzählt:"Ich sah meine Mutter weinen und fragte sie wieso. Sie sagte dass Sowjettruppen kommen werden, uns uns weit weg bringen werden. Und so war es auch. Mitten in der Nacht klopften sie an und forderten uns auf zu packen. In dieser Nacht und am folgenden Tag klopften sie überall im Dorf an. Es war mitten im Winter."
Die Operation Lentil begann.
Es wurden Häuser angezündet, Leute die sich widersetzten mitzukommen wurden erschossen. Egal ob jung oder alt. Grosny, eine Stadt mit 4.000 Einwohnern, wurde von der Karte gestrichen. Ein ganzes Dorf mit 700 Einwohnern namens Haibakh, wurde in eine Scheune gesteckt. Diese Scheune wurde, samt den Menschen verbrannt. Es wurden Schwangere, Kinder, Ältere, Jugendliche verbrannt. Manche Soldaten konnten den Leuten dies nicht antun, und begingen Selbstmord. Die restlichen Tschetschenen wurden in Massen deportiert, nur einigen 100 Männern gelang die Flucht in die Berge.
Viehwaggons voller Menschen kamen in Kasachstan und Sibirien an. Die Fahrt dauerte 2-3 Wochen, doch man durfte Verpflegung für 3 Tage mitnehmen. Ungefährt 500.000 Tschetschenen also die Hälfte der damaligen Zeit wurden verschleppt. Tausende starben bei der Fahrt jeden Tag. Den Tod erreichten am Schnellsten die Schwächsten : Kinder und Alte. Die Körper wurden bei jeder Bahnstation einfach rausgeworfen. Hatte man im Waggon kein Platz mehr, reichte man den Leuten Giftspritzen ab, wobei die Tschetschenen dachten es sei Medizin. Auf diese Art starb mein damals 28- Jähriger Uropa. Mein Uroma wurde totgeschlagen als sie Wasserholen ging. Sie starb mit nur 24 Jahren. Die meisten starben wegen der Kälte oder Nahrungsmangels.
Die Tschetschenen wurden nicht mit offenen Armen empfangen. Die Sowjettruppen erzählten Gerüchte, dass sie Kannibale oder genauso wie die Nazis wären. Waisenkinder wurden in Kinderheime gebracht, so kamen auch meine Oma und ihre Schwester in ein Heim. Einmal als ihre Schwester meiner Oma einwenig Brot aus der Küche geben wollte, wurde sie erwischt und die beiden wurden getrennt. Meine Oma hat ihre Schwester nie wieder gesehen.
„Die Neuen" versuchten sich in der neuen Heimat ein Leben aufzubauen. Viele schafften es, aber warteten nur darauf bis sie die Chance hatten wieder zurück zu kehren.
1956, 3 Jahre nach Stalins Tod, war es soweit. Die Überlebenden durften zurück. Sie erkannten zu Hause aber nichts wieder. Alles war zerstört. Moscheen, Grabsteine und Manuskripte waren weg. Fremde Leute sind in ihre Häuser eingezogen. Viele Tschetschenen sind enttäuscht wieder nach Kasachstan oder Sibierien zurück gefahren.
2004 hat das Europaparlament verkündet dass die „Deportation der gesamten tschetschenischen Nation nach Zentralasien am 23.Februar 1944" ein Akt von Genozid war.
*Genozid: Massenmord
Es gab einen Film Namen „Auf Befehl Vergessen" über die Deportation, der 2015 ausgestrahlt wurde. Der wurde aber vom russischen Regime verboten. Die Tschetschenen sollen die Vergangenheit vergessen. Auch wenn man sie vergessen würde, hinterlässt sie eine Narbe in der tschetschenischen Geschichte.
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Assalamu Aleykum,ich habe über dieses Thema einmal ein Referat gehalten, und diesen Text dazu geschrieben. Ich habe da soviel Informationen gesammelt wie ich konnte, aber auch wenn es für einige anders erscheint, hatte ich das Gefühl, dass zu wenig darüber im Internet steht. Deshalb habe ich viel nachgefragt, dort und hier telefoniert, deshalb würde ich euch bitten, wenn ihr den Text weiterleiten wollt, nicht als euren auszugeben.
Dieses Ereigniss war ein schreckliches Ereignis in der tschetschenischen Geschichte, wahrlich ein schwarzer Tag. Und ich bin der Meinung dass es jeder erfahren sollte.
Dal gesh doyl Carn, dal yalsmani hash boyl üsh.
Mein Herz weint um euch.
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Tschetschenien
Non-FictionEin Land, mit vielen Narben. Ein Land, dass nach jedem Fallen wieder aufgestanden ist. Tschetschenien. In diesem Buch, handelt es sich um ein kleines autonomes Land im Kaukasus. Über die Geschichte, Kultur, Tradition und mehr erfährt ihr hier. [Bei...