Ich starrte weiter auf mein Handy. War das ein Arschloch! Worauf hatte ich mich da nur eingelassen? Suizidaler Springreiter mit Egoproblemen. Was macht man da am besten um den erträglich zu bekommen?
Er stellte die Dusche aus und griff nach einem Handtuch. Selbiges hatte er sich. locker um die Hüften geschlungen, als er aus der Dusche stieg. „Kannst du den Verband wechseln?" fragte er. Ich nickte und legte mein Handy weg um das Verbandszeug aus dem Badezimmerschrank zu holen. Leider war es etwas hoch, weswegen ich mich strecken musste und mein T-Shirt etwas hochrutschte. Aus dem Spiegel sah ich, dass er sich schon wieder genüsslich an dem Anblick weidete. Arschloch! Zum Glück hatte ich es schnell und er ließ sich auf den Platz sinken auf dem ich zuvor gesessen hatte.
Ich konnte nicht anders ich mustertet ihn. Wassertropfen perlten seine breiten Schultern über einen einigermaßen gut bemuskelten Bauch den Körper runter. Trotzdem war er wahrscheinlich nichts gegen Quentin, der im Gegensatz zu ihm auch noch sowas wie Oberarm Muskulatur aufweisen konnte. Sein Körper war wohl nicht von der Stallarbeit geformt worden, sondern eher vom reiten und den ein oder anderen Übungen. Dazu hatte Quentin wahrscheinlich wenig Zeit. Innerlich seufzte ich und mein drei Jahre jüngeres Ich hauchte verträumt ‚Quentin.'
Schnell widmete ich mich wieder dem Verband. Behutsam wickelte ich den alten nun nassen Verband ab und eine genährte Wunde im Bereich der Pulsadern kam zum Vorschein. Ich musste scharf einatmen. Da hatte wohl wirklich nicht viel gefehlt. Schnell wickelte ich, um mir den Anblick zu ersparen, den neuen Verband um sein Handgelenk. Dabei versuchte ich bemüht den Verband nicht zu fest zu ziehen. Ich hatte keinen Bock auf Gezeter.
„So anziehen!" damit sprang ich wieder auf die Füße. „Also du kannst meinetwegen so bleiben, außer du ziehst dir dein T-Shirt noch aus. Da hätte ich nichts gegen." Er grinste anzüglich. „Oh! Der Macho hat seine Sprache wieder gefunden!" kommentierte ich. „Ich gebe zu eventuell ist mein Ego etwas verletzt, aber möchtest du es nicht gerne wieder heilen?" Oh Gott noch so eine Anspielung. „Leo nie wieder Alkohol für dich!" meinte ich. Er lachte „Auch nicht auf unserer Hochzeit?" „Da dieser Fall so verdammt unwahrscheinlich ist, würde ich es dir dann gestatten" Wer glaubt er eigentlich wer er ist?! Wir und heiraten niemals und wie lange kennen wir uns jetzt? Noch keinen Tag! Wenigstens lachte er. Das war gestern nicht der Fall gewesen.
Leo zog sich an und ich saß mit dem Rücken zu ihm und schreib mit einer Freundin.
„Kannst du mir meine Uhr geben?" riss er mich von meinem Handy los. Ich blickte neben mich auf den Nachttisch und sah die silberne Uhr mit dem dunkelblauen Zifferblatt und dem braunen Lederarmband. Ich griff danach und sah zu Leo rüber, der gerade sein Hemd zu knöpfte. Ich hielt ihm die Uhr hin „Merci" bedankte er sich und lächelte mich kurz an. „De rien." so viel Französisch konnte ich auch noch.
„Jetzt würde ich mich auch gerne umziehen!" beschloss ich und ging zur Tür. Leo blieb fragend guckend mitten in seinem Zimmer stehen. „Würde der Herr dann mal mit kommen?!" fragte ich etwas gereizt. Er zuckte daraufhin mit den breiten Schultern und setzte wieder eines dieser unerträglichen Grinsen auf. Da hatte wohl jemand schon eine genaue Vorstellung was angehen könnte. Tja Leo nicht mit mir! Der würde sich sowas von eine Fangen wenn er mich blöd anglotzen würde.
Leo dackelte mir grinsend ins Gästezimmer nach. Zähne geputzt hatte ich zum Glück bevor ich Leo geweckt hatte und geduscht, als Quentin gestern Abend bei ihm war. Schon fast provokativ ließ er sich auf die Bettkante sinken und sah mich erwartungsvoll aus seinen grünen Augen an. „Umdrehen!" motzte ich. Er seufzte um ließ sich einfach rücklings auf das Bett fallen. Sah er jetzt wirklich nichts? Ich hoffte mal und zog mir das viel zu große T-Shirt über den Kopf, schnell griff ich nach meinem BH und zog ihn über, wobei ich den Verschluss nicht ganz erwischte und er sich wieder öffnete. Jetzt musste wohl oder übel Leo helfe. „Könntest du mal bitte einmal?" fragte ich und wand ihm den Rücken zu. „Nö" ich hörte wie er sich aufrichtete. „Leo!" knurrte ich. „Ich wäre ja eher dafür, dass du ihn auslässt und auch noch das letzte Kleidungsstück von deinem Körper entfernst." er grinste und sagte mir damit so viel wie ‚Na sauer, willst du endlich schmeißen oder lieber mit mir schlafen'. „Leg es nicht drauf an, also!" brachte ich ihn ganz klar wieder zurück auf den rechten Pfad. Er seufzte „Du bist so Spaß befreit! Komm her!" Kampf gewonnen! Yes!
Vorsichtig strich er mir die langen Haare zur Seite und griff nach dem Verschluss „Kann ich es mir doch noch anders überlegen?" „Nein!" er seufzte und schloss den Verschluss, musterte mich jedoch danach. Schnell warf ich mir ein T-Shirt über und schlüpfte in meine Jeans. „Mit weniger an hast du mir besser gefallen!" grinste er und fing sich eine in den Nacken. „Gewöhn dich dran! Das passiert wenn du mich nervst!" erklärte ich und er zuckte bloß mit den Schultern „Muss ich wohl mit Leben"
In der Küche lehnte er an einer freistehenden Küchenzeile und beobachtete mich dabei wie ich Brötchen aufschnitt. Als ich schließlich einen Apfel klein Schneiden wollte sah ich aus dem Augenwinkel, wie er nach einem Messer greifen wollte. Ich schnellte vor und schlug seine Hand weg „Vergiss es!" Er verzog kaum merklich das Gesicht und lehnte sich wieder an die Theke. Da fiel mir ein was ich ihn vielleicht fragen sollte. „Warum eigentlich?" Ich wies auf mein Handgelenk. Er zuckte bloß mit den Schultern und griff sich einen Apfelschnitz. Krachend biss er hinein, während ich immer noch auf die Antwort wartete „Warum will man sich umbringen?" stellte er eine Gegenfrage. „Keine Ahnung. Liebeskummer, Angst zu versagen..." Ich meint ihn bei Liebeskummer leicht zusammen zucken gesehen zu haben. War ich da vielleicht auf etwas gestoßen?
Noch bevor ich weiter nachhakten konnte jammerte er „Ich hab Hunger!" da waren mir die Kinder der Britischen Gestütsbesitzer damals lieber. Die waren wenn sie quengelten wenigstens noch höflich. Ich seufzte und fragte genervt „Was willst du drauf haben?" „Bitte was? Darf ich mir noch nicht mal mehr mein Brötchen selber schmieren?!" motze er. „Das oder Psychiatrie. Was ist dir lieber?" ich lächelte betont charmant. Er gab sich geschlagen „Marmelade. Sauerkirsche" „Prima! Guter Junge" lobte ich grinsend und hielt in noch ein Stück Apfel hin, welches er mir auch sofort aus der Hand nahm. „Ich bin kein Hund!" vorwurfsvoll blickte er mich an und wäre er nicht so ein Arsch, hätte man meinem können er würde süß dabei aussehen. „Glaub mir Schatzi das weis ich" grinste ich in mich hinein. Vielleicht könnte ich ihm ja Sitz, Platz und Gib Pfote beibringen. Innerlich lachte ich mich über die Vorstellung kaputt. Genervt kräuselte er die sommersprossige Nase und drehte sich um. „Nee schön hier geblieben!" bremste ich ihn als er zur Tür raus wollte. „Darf ich nicht mal mehr alleine zur Toilette?" Ich seufzte. Darauf war ich jetzt auch nicht unbedingt scharf „Ich gebe dir fünf Minuten!" Damit verschwand er. Hoffentlich würde ich das nicht noch bereuen. Ich hatte auch ganz vergessen nach scharfen Gegenständen zu gucken. Jetzt hieß es wohl vertrauen.
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Des Springreiters Stolz
Romance-Des Springreiters Stolz ist ihm das größte Hindernis - Leonard von Speyer ist verzweifelt. Seine Karriere Vorbei, seine Freundin in den Armen seines größten Rivalen, seine Pferde bald weg, wenn sich nichts ändert und er am Ende. Letzter Ausweg? Ve...