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Drei Jahre ist es her und ich kann immernoch nicht in den Spiegel sehen ohne an den Abend zu denken. Der Abend an dem mir mein Stiefvater alles nahm. Fünf Jahre war er immer da gewesen. Ich hätte nie gedacht, dass er zu soetwas einmal fähig sein könnte, doch man kann sie in Menschen täuschen. 

Ich blickte aus dem Fenster. Gerade erreichten wir New York City. Warum wir hier her fahren? Ganz einfach, meine Mutter hält es mit mir nicht mehr aus. Mein Arzt sagt, ich habe Depressionen doch so würde ich es nicht bezeichnen. Ich ritze mich nicht. Mein einziges Problem ist, dass ich mich dreckig fühle. Ich weiß, dass mich keine Schuld trifft. Es war seine. Dennoch, ich fühle mich dreckig. Dieses Gefühl, das man nach einer Vergewaltigung hat kann man nicht in Worte fassen. 

Aufjedenfall sind wir auf den Weg in die Klapse, oder wie meine Mutter sie nennt, Nervenklinik. Sie ist der Meinung, ich brauche Hilfe. Gut, in diesem Punkt hat sie möglicherweise Recht. Aber sie ist außerdem der Meinung, dass ich Freunde bräuchte. Dabei will ich keine. Sie würden nur wissen wollen was mit mir los ist, so wie meine Mutter. Ich würde es ihr ja gerne sagen, wirklich, doch ich weiß es nicht. 

Wir kamen an der Klinik an. Sie sah schön aus, ohne Frage. Auch den Teil des Gartens den man sehen konnte sah wunderschön aus. Okay, hier sollte es auch schön aussehen, ist ja schließlich eine teure Klinik und die Menschen die hier sind sollen sich wohlfühlen. Wenn man das in der Klapse überhaupt kann.

Als wir die Klapse betraten sah ich schon einige Leute. Eine Frau redete mit sich selber, ein Mann spielte mit einem anderen Schach und ein Mädchen saß einfach in einer Ecke und starrte Löcher in die Luft. Ich seufzte. Nachdem meine Mutter kurz mit einer Frau geredet hat brachte sie mir einen Zettel. Ich wusste, dass sie losmusste. Sie umarmte mich kurz und küsste mich auf die Stirn.

"Du schaffst das Liebling. In ein paar Tagen komme ich dich besuchen. Ich hab dich lieb." Mit diesen Worten ging sie. Kurz blickte ich ihr hinterher, dann sah ich auf den Zettel. Zimmer 108. Es ist ein dreier Zimmer. Super. Mit meinem Koffer im Schlepptau begann ich es zu suchen. Dabei sah ich, wann meine Therapie war. Jedentag um drei. Das war eine akzeptable Uhrzeit. 

Als ich das Zimmer gefunden hatte, atmete ich tief durch und öffnete die Tür. Es war leer. Niemand war hier. Scheinbar bin ich die erste, die hier wohnt. Entweder kommen die anderen noch, oder ich bleibe erstmal alleine. Ich suchte mir ein Bett aus und wollte es gerade beziehen, als ich hinter dem Bett einen Koffer sah. Das Bett war also besetzt und noch schlimmer, hier wohnt doch schon jemand. Ich nahm das gegenüberliegende Bett und begann dieses zu beziehen. Außerdem packte ich meine Sachen in meinen Schrank. Hier drinnen standen drei Schränke, das ist gut.

Ich las gerade 'Das Schicksal ist ein mieser Verräter' zum dritten Mal. Es war mein absolutes Lieblingsbuch, als die Tür aufging und ein gut gelauntes, braunhaariges Mädchen reinkam. Als sie mich sah begann sie zu lächeln.

"Endlich eine Mitbewohnerin. Ich bin Josy", sagte sie freundlich und es war nicht gespielt.

"Tory", war das einzige was ich antwortete, doch sie lächelte weiter. Sie schien solche Antworten gewohnt zu sein.

"Weshalb bist du hier?", fragte sie mich und ich überlegte wirklich lange ob ich es ihr sage. Ich entschied mich für einen Teil der Wahrheit. Ich würde wahrscheinlich eine Weile mit ihr zusammen in dem Zimmer wohnen, also würde sie es eh irgendwann rausfinden.

"Wegen depressivem Verhalten, du?", stellte ich als Gegenfrage.

"Oh, darf ich fragen wieso? Ich bin nur zur Reha hier. Ich habe Krebs der gerade in Remision ist und eine schwere O.P. hinter mir. Ich soll mich hier 'erholen'." Ich nickte. Sie tat mir irgendwie leid und ich fragte mich ob ihre Haare vielleicht nur eine Perrücke sind. Sie sieht nicht aus, als würde sie Krebs verdienen. Niemand verdient diese Krankheit.

"Ich rede nicht so gern darüber...was für Krebs?", fragte ich sie. Es ist wahr, ich spreche nicht gern darüber. Eigentlich habe ich mit niemandem, außer dem Polizisten damals, darüber gesprochen. Sie sah verständnisvoll aus.

"Schon okay", sagte sie lächelnd. "Ich habe Leukämie", fühgte sie noch hinzu. Sie wollte eigentlich weiter sprechen, doch dazu kam es nicht, denn die Tür öffnete sich.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 06, 2014 ⏰

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Two Worlds Collide (pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt