Teil 2

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Es folgen schwere Tage, Niklas fällt ins Koma und dieser Zustand bleibt eine Woche lang bestehen. Die ganze Zeit, lebe ich in dieser schrecklichen Angst, ihn verlieren zu können, die mich sogar Nachts, bis in meine Träume verfolgt. Wenn immer möglich, sitze ich  stundenlang  an seinem Bett und halte seine Hand. In einem Moment, in dem ich mich unbeobachtet fühle, gebe ich ihm sogar einen zärtlichen Kuss auf die Stirn, in den ich all meine Liebe hineinlege, die ich für ihn empfinde, mich aber nie getraut habe ihm zu gestehen. Seit Tagen habe ich das JTK nicht mehr verlassen. Ich übernachte im Bereitschaftsraum, wenn ich ausnahmsweise einmal nicht an Niklas's Bett anzutreffen bin, wo ich mich die meiste Zeit, der Nacht aufhalte, da ich ja tagsüber arbeiten muss. Total übernächtigt, wie ich bin, warte ich nur darauf, von Prof. Pazelt gerügt zu werden, dass ich nach Hause müsse, um einmal richtig zu schlafen. Diese Nacht, verbringe ich wieder an Niklas Bett. Ich halte seine Hand und blicke in sein wunderschönes Gesicht, welches mir so vertraut ist. Meine Gedanken schweifen zu der Zeit ab, als wir noch gemeinsam im Studium und später dann Assistenzärzte waren. Von Beginn an, waren wir beste Freunde gewesen, unzertrennlich, auf einer Wellenlänge und verstanden uns einfach auf Anhieb so richtig gut. Schnell wurde aus meinen freundschaftlichen Gefühlen viel mehr und ich verliebte mich unsterblich in meinen besten Freund. Irgendwie brachte ich aber nie den Mut auf, ihm meine Gefühle gestehen. So ganz genau, weiss ich gar nicht warum, vielleicht weil ich Angst hatte, er könne es nicht erwidern oder auch aus Furcht davor, unsere besondere Freundschaft zu gefährden. Niklas war einfach immer für mich da, er war mein Fels in der Brandung. Wir verbrachten viel Zeit miteinander und lernten nächtelang gemeinsam, bis uns vor Müdigkeit die Augen zu fielen. Das ging so lange gut, bis ihn sich eine hübsche Blondine vor meiner Nase wegschnappte. Auch in diesem Moment, war ich zu feige, mit ihm über meine Gefühle zu ihm zu sprechen. Ich redete mich damit raus, dass es ja eh klar war, dass er eine Blondine mir vorziehen würde, oder ich hätte ja sowieso niemals eine Chance bei ihm gehabt. Weiterhin blieben wir gute Freunde, wobei ich das Gefühl hatte, dass Ute diese besondere Freundschaft zwischen uns missfiel. Nach unserem Studium heirateten die Beiden und zogen nach Beendigung ihrer Assistenzzeit nach Hannover, wo sie beide als Ärzte arbeiteten. Tief in meinem Innersten, spürte ich immer diesen nagenden Schmerz meines gebrochenen Herzens. Wie sehr hätte ich mir gewünscht mehr für Niklas zu sein, als nur seine beste Freundin. Lange Zeit hörte ich nichts mehr von ihm. Ich nahm an, dass Ute eifersüchtig auf mich war, denn so eine Verbindung wie Niklas und ich sie hatten, gab es zwischen den Beiden nie. Als ich mich dann nach Jahren mit einer Freundin traf, welche mit Niklas zusammen gearbeitet hatte und diese mir erzählte, wie Ute ihn jahrelang betrogen hatte, ließ mich dies nicht kalt. Verschiedenste Gefühle machten sich in mir breit. Zum einen, war ich unendlich traurig, dass er so etwas mitmachen musste, da er das einfach nicht verdien hatte. Ich wusste genau, wie sehr er es sich gewünscht hatte, mit ihr eine Familie mit Kindern zu gründen. Andererseits warf es aber auch viele Fragen in mir auf; wie wäre es wohl ausgegangen, wenn ich ihm meine Liebe damals gestanden hätte? Niemals, hätte ich ihn betrogen! Wenn er doch nur für mich, mehr als nur Freundschaft empfunden hätte! In den Jahren, die darauf folgten, hörte ich wenig von ihm und was ich hörte, gefiel mir so gar nicht. Niklas schien verletzt wie er war, mit allen möglichen Frauen ein Verhältnis zu haben und dann erfuhr ich sogar, dass eine verheiratete Krankenschwester in der Klinik, in der er jetzt arbeitete, von ihm schwanger war. Das alles, passte einfach so gar nicht, zu meinem Niklas. Trotz allem, konnte ich nicht aufhören diesen Mann zu lieben, so oft ich es auch versuchte, ihn mir aus dem Kopf zu schlagen. Von meinem Mann, den ich dann irgendwann geheiratet hatte, ließ ich mich wieder scheiden, weil es eben doch nicht die Eine wahre Liebe war und Niklas immer zwischen uns stehen würde.

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