Teil 5

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Die folgenden Wochen sind sehr anstrengend und schmerzhaft für Niklas. Viele Stunden am Tag, muss er mit Physiothetapie verbringen und ist danach oft total erschöpft und müde. Ich kann nicht anders als, so oft es mir möglich ist, bei ihm vorbeizuschauen und zu versuchen ihn ein wenig abzulenken. Diese Zeit der Zweisamkeit genieße ich, in vollen Zügen, aber auch ihm scheint es nicht anders zu gehen. Trotzdem er vor Schmerzen nicht viel zu Lachen hat, schaffe ich es immer wieder, ihm ein kleines Lächeln zu entlocken. Ausserdem spüre ich, dass er sich in meiner Gegenwart ein wenig entspannen kann. Seit diesem besonderen Moment, als Niklas mich küsste, ist die Stimmung zwischen uns irgendwie anders geworden. Es ist schwer zu beschreiben, dass Band welches uns verbindet ist noch fester geworden und zwischen uns scheint eine besondere Spannung, ja sogar ein knistern zu bestehen. Oder handelt es sich hier bei mir, nur um pure Einbildung, vor lauter Verliebtheit? Ich bringe einfach nicht den Mut auf, ihn einmal auf diesen Kuss und den Blick mit dem er mich angesehen hat, anzusprechen. Auch Niklas scheint es nicht für nötig zu halten, dass wir darüber reden, was mich wirklich enttäuscht und traurig macht. Als ich dann eines Abends, nach Dienstschluss bei Niklas vorbei schaue, ist er wieder einmal total geschafft von der Physiotherapie und frustriert, dass es nicht schneller vorwärts geht. Ich weiss selbst nicht genau, wie ich den Mut dazu aufbringe, auf einmal ziehe ich meine Schuhe aus, schlüpfe zu meinem geliebten Niklas unter die Decke und nehme ihn in ganz fest in meine Arme. Eine ganze Weile liegen wir schweigend so da, bis er auf einmal beginnt mich zu streicheln. Zuerst denke ich mir nichts dabei, doch dann wandern seine Hände langsam unter meinen Kasak und streicheln zuerst meinen Bauch ausgiebig, bis sie irgendwann auf meinen Brüsten liegen. Sofort, beginnt sich dieses wohlige Kribbeln, in meinem ganzen Körper auszubreiten. Ich genieße es mit jeder Phaser meines Korpers, von diesen wunderbaren Händen berührt zu werden und traue mich nicht, mich zu bewegen, aus Angst diesen wunderschönen Moment zu zerstören. Sooft habe ich davon geträumt, aber real fühlt es sich noch um einiges besser an, als ich es mir jemals hätte vorstellen können. Plötzlich fährt er mit einer Hand unter meine Hose und berührt meinen Schambereich. Kleine angenehme Stromstösse durchzucken mich und ich fühle mich, als ob ich schweben würde. Keiner von uns Beiden spricht ein Wort. Wir saugen einfach nur dieses atemberaubende Gefühl in uns auf, den Anderen so intim zu spüren. Es ist nun mehr als deutlich, wie sehr Niklas es auskostet, mich zu berühren und er immer noch mehr will. Mein Hals beginnt wohlig warm zu kribbeln, als er zusätzlich beginnt, diesen mit kleinen Küssen zu bedecken. Langsam, bahnen sich seine weichen Lippen den Weg zu meinem Mund. Als sie auf meine Lippen treffen, wird mein Atem immer schneller und ich meine, gleich platzen zu müssen vor lauter Glück, als er es nocheinmal steigert und sanft meine Lippen massiert, was dann immer fordernder und leidenschaftlicher wird. Da sich Niklas sehr wohl bewusst ist, dass er es, mit seiner schweren Verletzung noch nicht übertreiben darf, löst er sich langsam von mir und flüstert: „Ich liebe dich so wahnsinnig Leyla!" ,während er zärtlich mit seinem Daumen, die Konturen meines Gesichts entlang fährt. Da ist er wieder dieser besondere Blick, mit dem er mich vor besagtem Kuss bedacht hat. Ich schaue einfach nur, in diese Augen, die mich immer zum träumen bringen und bin sprachlos. Ist das wirklich gerade geschehen? Ich kann es kaum fassen. Mit einer Unsicherheit und Verletzbarkeit in seinem Blick, die ganz neu für mich ist, möchte Niklas nun wissen: „Leyla, Was ist los? Habe ich dich jetzt total überrumpelt mit meinen Gefühlen?" Dann rückt er ein wenig von mir ab, um mich besser ansehen zu können und erklärt: „Es tut mir so leid! Ich konnte gerade meine Gefühle einfach nicht mehr zurück halten. Seit seit dem Unfall, habe ich immer mehr gespürt, dass es mehr als nur Freundschaft ist, was ich für dich empfinde. Als es dir dann so wichtig war und wie du dafür gekämpft hast, dass ich überlebe, dachte ich, dass du vielleicht genauso empfindest!" Die letzten Worte bringt er leise und schon fast etwas enttäuscht hervor. „Ja!" ,falle ich ihm strahlend vor Glück, ins Wort. „Das tue ich Niklas, wirklich! Du ahnst gar nicht wie sehr ich dich liebe und zwar schon jahrelang! Seit unserer Studentenzeit, versuche ich meine Gefühle für dich zu unterdrücken. Ich habe so unsagbar darunter gelitten, dich so leiden zu sehen und habe so schreckliche Ängste ausgestanden, dich für immer zu verlieren!" Nun ist es an Niklas, total perplex aus der Wäsche zu schauen. „Wow wirklich?" ,überglücklich schaut er mich an und drückt mir gleich noch einen Kuss auf die Lippen. Dann raunt er mir zu: „Wieso hast du mich das nur nie wissen lassen?" Lächelnd zucke ich mit den Schultern und kuschle mich ganz nah an ihn. Stundenlang, reden wir beiden, über uns und unsere Gefühle zueinander und staunen dabei nicht schlecht, was wir alles zu Tage befördern. Total aufeinander fixiert, vergessen wir Ort und Zeit und blenden alles aus, was um uns herum passiert. Es ist uns auch völlig egal, was die Schwestern über uns denken oder welchen Klatsch sie per Flurfunk verbreiten könnten.
Nach dieser Nacht sind wir einfach unzertrennlich. Von nun an gehören wir zusammen und starten in eine Beziehung, die einfach nur perfekt ist. Unsere jahrelange Freundschaft, ist dafür die beste Basis. Noch nie, habe ich mich so angekommen und geliebt gefühlt, wie bei Niklas. Es kommt mir vor, als ob ich nach vielen Jahren, endlich so richtig zu leben beginne. Meinem lieben Schatz geht es genauso, immer wieder, blickt er mich total verliebt an und versucht total fassungslos zu begreifen: „Warum nur, bin ich nicht früher auf die Idee gekommen, dass du die Eine Frau für mich bist? So viele negative Erfahrungen, hätten mir erspart bleiben können."
Einige Wochen später, wird Niklas endlich aus dem Krankenhaus entlassen und wir ziehen zusammen in ein wunderschönes Haus, welches ich mit Zoe und der Hilfe der Assistenzärzte, gefunden und auch schon gemütlich eingerichtet habe. Ben, der inzwischen überglücklich mit Julia verlobt ist, hat mir wirklich viel geholfen und ich merke, wie sehr er sich freut, dass auch ich endlich mein Glück gefunden habe. In unserem neuen Zuhause, haben wir so richtig viel Platz für unsere kleine Patchworkfamilie. Max, der uns regelmässig besucht hat sein eigenes Reich und wir Beide verstehen uns richtig gut. Auch Zoe, die immer wieder schwer pubertiert, hat ein eigenes kleines Reich im Dachgeschoss bekommen, in dem sie sich pudelwohl fühlt. Sie versteht sich super mit Niklas und lässt ihn oftmals näher an sich heran als mich. Ein Jahr nach Niklas Unfall, dürfen wir uns über ein ganz besonderes Geschenk freuen. Dieses kleine Wunder, welches in meinem Bauch heranwächst ist die absolute Krönung unserer Liebe. Wie zwei nervöse Teenager, freuen wir uns darauf, unseren kleinen gemeinsamen Sohn endlichen in den Händen zu halten.

Umweg ins GlückWo Geschichten leben. Entdecke jetzt