Ⅲ️ ☙ N A M J O O N

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There is a master way with words which is not learned but is instead developed: a deaf man develops exceptional vision, a blind man exceptional hearing, a silent man, when given a piece of paper...

- Criss Jami -

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Ich hing mir meine Kopfhörer um den Hals und verstaute mein Notizbuch in meiner Tasche. Ich war so in's Schreiben vertieft, dass ich meinen Kaffee erstmal links liegen gelassen habe. Vorfreudig griff ich zur Tasse, führte sie zu meinen Lippen und spürte schon wenige Sekunden darauf, wie sich die Wärme in mir ausbreitete. Ich merkte, wie sich meine Lippen für einen Moment zu einem leichten Lächeln verzogen, bevor sie sich wieder in ihre gewohnte Pose zurücklegten.

Während ich meinen Kaffee trank, gingen meine Augen fast automatisch immer wieder zu dem blondhaarigen Kellner. Ich merkte wie mir leicht warm wurde, sobald ich ihn ansah. Je länger ich ihn ansah, desto mehr stiegen in mir jedoch auch die altbekannten Schuldgefühle auf. Er hatte mich so erwartungsvoll angesehen, als er mir meinen Kaffee gebracht hat.

Jedoch konnte ich in seinem Blick noch etwas anderes feststellen: Neugier. Wie als würde er alles dafür tun um meine Stimme zu hören. Jedoch konnte ich ihm diesen stillen Wunsch nicht erfüllen, da ich nicht spreche.

Es ist nicht, dass ich nicht sprechen kann. Ich könnte sprechen wenn ich wollen würde. Jedoch schwor ich mir seit dem Ereignis vor drei Jahren, dass nie mehr auch nur ein einziger Ton meine Lippen verlässt. Meine Worte hatten zu viel zerstört, als dass sie es Wert wären, wieder gehört zu werden. Wie ein berühmtes Zitat von Jeremias Gotthelf sagt:

Es gibt Worte, die gehen in den Kopf wie Splitter ins Fleisch: Man merkt es nicht. Erst nach einer Weile fangen sie an zu schmerzen und zu eitern, und oft hat man seine liebe Not, ehe man sie wieder rauskriegt.

Und ich hielt mein Versprechen bis heute. Seit drei Jahren redete ich nun nicht mehr. Ich muss zugeben, dass sich mein Leben seit dem um einiges erschwert und zum schlechten gewandelt hat. Alle meine damalig sogenannten Freunde haben sich von mir abgewandt, da ich ihnen zu kompliziert wurde und meine Familie hat mich ausgestoßen.

Ob ich deshalb traurig bin?
Ich war es. Eine lange Zeit lang hab ich meine Entscheidung in Frage gestellt und war schon mehrmals kurz davor, mein Versprechen zu brechen. Jedoch hab ich mir selbst immer wieder meine Tat vor Augen geführt und mich daran erinnert, dass meine Worte nur Chaos mit sich bringen. So hab ich mich an die Ruhe und Einsamkeit gewöhnt und bin zu dem kalten und stillen Namjoon geworden, den die Leute meiden.

Ein lautes und quietschendes Lachen riss mich aus meinen schmerzlichen Gedanken an meine Vergangenheit. Ich hob meinen Blick und sah, dass das Lachen von dem blondhaarigen Jungen kam, der mit seinen zwei Freunden ein paar Tische von mir entfernt saß. Schon wieder schaffte er es mir ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern. In den letzten drei Jahren hatte ich höchstens mal gegrinst.

Dieser Junge schafft es nur mit seiner Anwesenheit mich an einem Tag zwei mal zum Lachen zu bringen. Das erste mal als er mir den Kaffee brachte und ich mich fragte, ob so viel Schönheit auf einmal überhaupt möglich ist. Und das zweite mal jetzt, wegen seinem Lachen das klingt wie als würde jemand eine Windschutzscheibe putzen.

Er hörte auf zu lachen und senkte den Blick zum Tisch. Er spielte mit dem Saum seiner Schürze und schien über irgendetwas nachzudenken. Plötzlich hob er den Blick und schaute mir direkt in die Augen. Hastig schaute ich nach unten und merkte, wie mein Puls stieg. Langsam hob ich meinen Blick wieder und sah, dass er mich mit einem sanften Lächeln beobachtete.

ᥴᥲrᥲ꧑ᥱᥣ ꧑ᥲᥴᥴhιᥲt᥆ | ᥒᥲ꧑jιᥒ⚣Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt