28.12.2016
Die erste Treppen Stufe knarzte. Das wusste ich, seit ich nachts manchmal heimlich raus eine Rauchen ging. Die dritte Stufe von unten hatte eine Schraube verloren, oder was ähnliches. Dies wusste ich, da ich mal zu schnell hochgerannt bin, mit verweinten Augen und da hab ich die dritte Stufe kaputt gemacht. Bei der Haustür war das Schloss kaputt, nur weil ich die Tür einmal etwas zu stark zugehauen hatte. Man musste sie deshalb immer etwas fester zudrücken als üblich, weil sonst die Tür wieder aufgeht. Nach der Haustür kam ein grüner Vorgarten. Keine Treppen und keine Türen, ich konnte also normal gehen. Das Mienenfeld war vorbei. Das zusätzliche Gewicht auf meinem Rücken hat mir Anfangs ziemlich Angst gemacht. Schliesslich bin ich bis jetzt immer Barfuss und ohne Rucksack nach draussen geschlichen, aber manchmal, da machte ich mir einfach zu viele Sorgen.
In meinem Rucksack steckte alles angesparte Geld von den letzten Monaten, etwas zu Essen und Zigaretten. Etwas zum Schreiben hatte ich auch dabei. Die Kopfhörer trug ich und mein Handy umklammerte ich fest in meiner rechten Hand. Mein Kopf dröhnte und ich massierte mir erst einmal kurz meine Schläfen, bevor ich beschloss den ersten Zug nach irgendwo zu nehmen. Ich achtete nicht wirklich genau wohin er fahren würde, mein Plan war vorerst einfach einzusteigen und weg zu fahren. Ein Geräusch, welches meine Kopfhörer überspielte erklang und ich schloss unwillkürlich die Augen. Ein Zug schoss vorbei und liess meine Haare mit dem Zug fliegen. Es dauerte einige Sekunden bis der Zug vollkommen weg war, dass Geräusch ebenfalls. Als ich die Augen öffnete, stand ein Typ vor mir, der mir unheimlich bekannt vorkam. Erst im nächsten Moment fiel mir auf, dass es Emil war, der sich mit den Armen gekreuzt vor mich stellte. Er stellte sich so hin, dass er die Strahlen der Sonne von meinem Gesicht wegnahm. Nicht, dass mir das etwas ausmachte, sie blendeten mich ohnehin zu sehr. Der nächste Zug kam angefahren und Emil nahm wortlos meine Hand. Ich versteifte meine Finger, als er seine um meine legten. Seine Hand war eiskalt. Kein Wunder, wir hatten Winter und kurz nach Weihnachten, aber seine Hand war fast ein Eisklotz. Im Zug stellte er sich vor mich und zog mich durch die Sitzreihen, bis wir an Kabinen angelangten. Ganze Kabinen, mit Betten und sogar einem kleinen Tisch. Ich hatte wohl den richtigen Riecher bei der Auswahl des Zuges. Als erstes lag ich das Bett probe, während Emil leise die Tür schloss und mich dabei beobachtete. Mein Handy vibrierte, immer noch in meiner Hand, aber ich ignorierte es und schaltete es aus.
„Hi", ein bisschen eine karge Begrüssung für jemand, der meine Hand noch vor ein paar Minuten so fest hielt und so arschkalte Hände hatte, dass es mich schaudern liess. Also nickte ich zur Antwort mit dem Kopf.
„Ich, naja, ich wollte dich nicht... wohin gehst du überhaupt?"
Für ein Typ der etliche Tattoos hat, über den Tausend verschiedene Geschichten erzählt werden und dessen Auftreten alleine manchmal schon Angsteinflössend war, war das ein ziemlich nervöses Auftreten. Ich nahm mein zweiter Kopfhörer aus dem Ohr und zog meine Schultern nach oben.
„Das heisst, du wolltest einfach abhauen?"
Ich nickte zutreffend mit dem Kopf und schaute Emil mit grossen Augen an. Was wollte er bloss?„Wie lange willst du abhauen, oder zumindest weg sein?"
Wieder zuckte ich mit meinen Schultern und blickte Emil tief in die Augen. Was wollte er von mir? Er stellte sich so an, als würde er mich irgendwie mögen und auf der anderen Seite versucht er so gut wie möglich, mich zu hassen.
„Emil... was willst du eigentlich? Ist ja nicht so, dass ich mich mit dir hier treffen wollte. Ich weiss nicht was du von mir erwartest, ich werde nicht plötzlich in deine Arme fallen und dann können wir Blümchensex haben, oder was auch immer du willst!" Bei dem Wort Blümchensex schossen seine Mundwinkel etwas in die Höhe und ich musste mir fast ein Lachen verkneifen. Der Typ hat es in sich.
„Also auch wenn ich Sex mag, vor allem Blümchensex natürlich, hab ich momentan nicht das Verlangen danach. Ich weiss ja auch nicht was du erwartest. Ich jedenfalls hatte bis vor einer Minute noch vor, eine gewisse Strecke mit dir zu fahren und dann vielleicht sogar steigen wir an derselben Haltestelle aus, aber falls du mein Dasein nicht erwünschst, verpiss ich mich gerne.",
„Schade auf den Blümchensex hatte ich mich definitiv gefreut." antwortete ich und konnte dabei nicht verhindern, dass meine Mundwinkel sich etwas hoben. Emil lachte leise. Etwas der wohl schönsten Dinge was ich je gehört habe und gleich darauf hätte ich mich für den Gedanken schlagen können.
„Also vielleicht ändere ich meine Meinung ja noch, mein Verlangen ist ziemlich unberechenbar" sagte er und zwinkerte mit seinen grünen Augen. Ich nahm meinen Zeigefinger hoch und steckte mir ihn in den Mund während ich ein Kotzgeräusch simulierte. Gleichzeitig stellte ich mir vor, wie er wohl unter dem Shirt aussehen würde. Meine Gefühle wiedersprachen meinem Kopf heute etwas zu viel, meiner Meinung nach. Kurzerhand steckte ich mir den rechten Stöpsel meiner Kopfhörer wieder ein und legte mich komplett auf das Bett. Ich beobachtete Emil dabei, wie er sich auf das zweite Bett legte und dabei seinen schwarzen Rucksack auf den Tisch zwischen den Betten stellte.
„Bist du mir eigentlich gefolgt? Oder warum bist du ganz per Zufall im gleichen Zug wie ich?" Fragte ich dann doch etwas neugierig.
„Ich wohne neben dir und jedes Mal wenn du dich ausziehst, oder dich umziehst, sehe ich dir mit einem Fernrohr von meinem Zimmer aus zu. Manchmal folge ich dir auch, wenn du raus gehst, ebenso wie heute." Antwortete er, ohne mich anzublicken. Nach einigen Sekunden schaut er mich allerdings an und begann zu lachen: „Ich wollte erst nur Kippen holen, weil der Bahnhof am ehesten zu erreichen ist und am billigsten. Dann bin ich auf die Idee gekommen, heute vielleicht meine Schwester zu besuchen und wollte gerade auf den Zug, als ich dich gesehen habe. Zuerst, wollte ich dich alleine lassen, ich meine, was gehst du mich an? Danach hat mein Verlangen mich aber doch dazu gebracht, dir zu folgen. Ich muss schon sagen, als du so mit den Augen geschlossen und den Haaren im Gesicht dastandst, habe ich ein wenig an Blümchensex gedacht." Dieses mal konnte ich ein Lachen nicht verdrücken und kicherte leise vor mich hin. Ich stöpselte den zweiten Kopfhörer ein und murmelte etwas von wegen, dass ich erst noch ein wenig schlafen wollte. Ziemlich schnell fiel ich in einen tiefen Schlaf und träumte von Essen. Lag wohl daran, dass ich hungrig war, bevor ich einschlief. Flirten macht hungrig. Was tat ich da nur?
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Es werden mehrer Teile, in denen ich wohl mehr als tausend Wörter schreiben werde, aber weil ich euch nicht NOCH länger warten lassen wollte, ist hier ein unkorrigiertes, nicht nochmal überlesenes Kapitel von Wortleben. Bitte weist mich auf Fehler hin und schreibt mir, ob es okay ist, dass würde mir ziemlich viel bedeuten. Ich versuche diese Woche, oder sicher in der nächsten, die Reise von Emil und ihr (Hat sie ein Name? Falls ja, muss ich unbedingt wiederfinden haahaah og so ein tollpatsch bin ich uns so nichts geplant help) zu Ende zu bringen, weil ich hänge wirklich an den beiden, weil ich sie beide irgendwie ziemlich mag. jedenfalls hoffe ich, ihr habt euch gefreut entlich mehr über sie zu lesen und freut euch auf das nächste Kapitel, welches ich auf morgen plane, aber höchstwahrscheinlich später kommt, als ich es wieder einmal versprochen habe. Ich danke für das lesen, bis irgendwann
Miriam
(wow, es reimt sich)