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May's P.o.V.

„May, was war das denn gerade? Hast du etwa mit ihm geflirtet?" „Was?!" Sara's Anschuldigung traf mich unvorbereitet. „Du weißt selber, dass hier alles mit Kameras ausgestattet ist. Und ich habe mir euer kleines Gespräch angeschaut." „Sara, hör mal zu. Auf die brutale Art kriegen wir nichts aus ihm raus. Ich bin mir sicher, dass er ein Spion ist, das heißt wir könnten ihn ewig bearbeiten und er würde uns nichts verraten.", erklärte ich. „Also...?" „Also versuche ich, sein Vertrauen zu gewinnen. Auf die Art kommen wir viel eher an die Informationen als wenn ihr ihn verprügelt oder so was in der Art." „Du magst ihn.", sagte sie ungläubig. „Was? Wie kommst du darauf? Und selbst wenn, dann würde es dich rein gar nichts angehen!", gab ich patzig zurück. Sie schüttelte nachdrücklich den Kopf. „Mensch, May, reiß dich zusammen! Du kannst nicht  zulassen, dass irgendwer oder irgendetwas dich ablenkt!", rief sie. „Sara, es reicht! Ich bin nicht abgelenkt. Weder von ihm, noch von sonst irgendjemandem!", wies ich sie zurecht. Sie zog bloß die Augenbrauen hoch und begab sich dann wieder zu ihrem Computer. Ich schüttelte den Kopf. Das fehlte gerade noch, dass Sara dachte, ich würde mich verlieben.
Weil ich hungrig war, ging ich zum Essen in die Küche und hoffte, dass eine der Köchinnen da war. Glücklicherweise traf ich dort Christy, die das Abendessen vorbereitete. Ich nahm mir einen Apfel aus der Obstschale und setzte mich auf einen der Barhocker, die hier standen. Ich mochte es, in Christys Nähe zu sein. Sie hatte einfach eine unglaublich beruhigende Ausstrahlung und ich entspannte mich in ihrer Gegenwart fast automatisch. Noch dazu war sie wirklich hübsch, mit ihren langen blonden Haaren und großen grauen Augen. Obwohl sie fast den ganzen Tag in der Küche verbrachte, konnte sie auch sehr gut mit Waffen umgehen und war auch im Nahkampf nicht schlecht, sie hatte sogar Lucy besiegt. Aktuell hatte sie ihre Haare unordentlich zurück gebunden und trug ein zu großes T-Shirt. „Christy, denk dran, was für Thomas beiseite zu legen.", erinnerte ich sie. „Thomas?" Sie sah mich fragend an. „Der Gefangene", erinnerte ich sie. „Wir können ihn ja schlecht verhungern lassen" Sie lachte kurz auf. „Keine Sorge, es sollte genug da sein." Ich lächelte ihr zu, dann verließ ich die Küche wieder.
Ich ging zu den Trainingsplätzen für das Schießtraining und klatschte kurz in die Hände. „Okay Ladys, das Training ist beendet. Zeit für's Abendessen!", rief ich. Dasselbe tat ich auch noch beim Nahkampftraining und danach ging ich zu Sara, die immer noch an ihrem Computer saß und auf den Tasten herumhackte. Ich hatte keine Ahnung, was sie da immer machte. Kurz darauf hatten sich fast alle in der Küche versammelt. Wie immer gab es ein riesiges Chaos, aber ich hatte den Versuch, Ordnung hineinzubringen, schon vor langer Zeit aufgegeben. Lara und Christy regelten die Essensausgabe, und am Ende hatte jeder etwas. Ich nahm mein Tablett mit Hühnchen und Reis als eine der letzten entgegen und setzte mich dann zu Freya und Sara. Schweigend aßen wir, jeder in seine eigenen Gedanken versunken. „Hat unser Gefangene schon sein Essen bekommen?", wollte Freya wissen. Ich schüttelte den Kopf. „Nein. Willst du es ihm bringen?" „Er war ganz süß, also..." „Ich hoffe, ich habe mich gerade verhört", sagte Maddy, während sie sich neben Freya setzte. Freya lachte. „Keine Sorge, Schatz, ich liebe nur dich". Sie gab ihr einen schnellen Kuss auf die Wange und ich musste lächeln. Die beiden waren echt süß. „Also, Freya, wie sieht's aus? Willst du ihm das Essen bringen?", unterbrach ich das glückliche Pärchen. „Nein danke. Ich glaube, du solltest das machen, May.", erwiderte Freya. Ich schaute sie verwirrt an. „Wieso?" „Sara hat mir das Video gezeigt, in dem ihr miteinander sprecht. Das sogenannte ‚Verhör'". „Sara, ich hoffe mal, du hast ihr erklärt, dass-" „Ja, habe ich.", unterbrach sie mich. „Aber mal im Ernst, May, ihr habt euch fast geküsst", schaltete sich Maddy ein. „Na klar, Fall du mir auch noch in den Rücken...", murmelte ich. Sie zuckte bloß mit den Schultern.
Ich sprang auf. „Ich bringe ihm dann mal sein Essen!" Als ich aufgestanden war, warf ich noch einen Blick zurück auf die drei. Sie hatten die Köpfe zusammengesteckt und tuschelten offensichtlich miteinander. Ich verdrehte die Augen. Ich mochte alle drei, aber sie konnten auch echt nerven. Ich ging zu Christy, die mir direkt ein Tablett gab. „Bitte sehr. Das Essen für Thomas." Ich lächelte sie an. „Danke."
„Ich rieche Essen", empfing mich seine Stimme, als ich um die Ecke zu seiner Zelle kam. „Da riechst du richtig", erwiderte ich und öffnete eine kleine Tür in der Zellentür und reichte ihm das Tablett mit dem Essen und einer Wasserflasche hindurch. „Danke" Ich sah ihn zum ersten Mal lächeln, seit er hier war. Nur ganz leicht, aber es wirkte echt. Ich lächelte zögerlich zurück. „Bitteschön. Wir können dich ja nicht verhungern lassen." Er begann zu essen und ich wandte mich zum Gehen. „Hey, sag eurer Köchin, dass sie echt gut ist!", rief er mir hinterher. „Das weiß sie schon!", gab ich lachend zurück.

My Bloody Gangster Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt