2. Departement für übernatürliche Phänomene

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„Erkläre dich." Dr. Steward, Abteilungsleiter der Abteilung für übermenschliche Wesen des Departements für übernatürliche Phänomene, sitzt in seinem eigentlich überaus bequemen Chefsessel, hat die Arme auf die Lehnen gelegt, ist sehr genervt und starrt den Grund dafür wütend an. Samira Danvers (aka „Der Grund"), sie sitzt Dr. Steward gegenüber, ist allerdings noch unwohler.
„Nun?"
„Ja, ich habe meinen Turnbeutel mit einem Prototypen des Sprays in meiner Kabine vergessen. Ja, als Vanilla Bodyspray getarnt, und ja, es anscheinend haben Ferrel und Milane es benutzt. Es tut mir wirklich, wirklich, leid. Ich-"
„ES TUT DIR LEID? Samira Danvers! Du bist eine meiner besten Nachwuchsagentinnen, aber DAS, das war einfach nur fahrlässig! Wie konntest du ein vielleicht gefährliches und definitiv wertvolles und NICHT für die Öffentlichkeit gedachtes Mittel, das absolut nichts in den Händen von Teenagern zu suchen hat, EINFACH SO IN EINER UMKLEIDEKABINE LIEGEN LASSEN?", brüllt Dr. Steward. Samira zuckt zusammen. Dr. Steward schlägt auf den Tisch. Samira zuckt zusammen. Dr. Steward brüllt weiter. „DU WIRST SIE HIERHER HOLEN. MORGEN UM DIESELBE ZEIT SIND SIE HIER IN DIESEM BÜRO!"

(Übrigens ist Samira wieder zusammengezuckt.)

~

Sophia
Ich bin offiziell verwirrt. So verwirrt, dass Mina mich zusammen mit Ann (die auch ganz offiziell verwirrt ist) förmlich aus der Kantine tragen muss, weil wir nicht nur vergessen haben, wo wir langmüssen, sondern auch, wie man läuft. „Was ist denn heute los mit euch zwei? Ihr versteht keinen Spass mehr und dann seid ihr plötzlich beide ruhig und schaut euch verstört an." Sie hat uns in eine Lernnische der Bibliothek geschleppt und redet jetzt auf uns ein. Was sie sagt, tönt für mich aber nur wie: „VANILLA BODYSPRAY!" Immer und immer wieder. (Tatsächlich sagt sie: „Ich will wissen, was passiert ist. Das ist doch nicht mehr normal. Sonst redet ihr doch immer so viel!") „Keine Ahnung, sorry", scheint mir eine passende Antwort zu sein, also sage ich genau das. Ann sagt gar nichts. „Echt jetzt? DAS war eine super Erklärung." „Ich glaube, wir sind einfach müde vom Ausdauertraining heute, Mina. Du weisst doch, wie schlecht wir in sowas sind", sagt Ann jetzt. Mina seufzt. „Na gut. Dann eben. Ihr seid trotzdem komisch", meint sie. Dann läuft sie weg und lässt uns allein. Was war das denn? Ich falle fast von meinem Stuhl. Schon wieder! Ann hat wieder in meinem Kopf gesprochen! „Was ist los?", fragt sie mich. „Deine Stimme-war in meinem Kopf. Schon wieder", antworte ich verstört. „Richtig unheimlich." „Echt? Ich weiss nicht, wie das geht, aber es ist schon interessant", sagt Ann dann. Echt jetzt? Interressant? Das ist einfach nur verstörend!

~

Ann
Wir bleiben noch eine ganze Weile in der Bibliothek und überlegen uns, was mit uns los sein könnte. Ich fühle mich schlecht wegen Mina, aber weder Sophia noch ich wollen sie da mit reinziehen. Am nächsten Tag recherchieren wir ein wenig, um etwas herausfinden. „Irgendwie finde ich nichts ausser seltsamen Sekten und Esoterikforen, die von Dämonen, höheren Mächten und co. berichten", seufzt Sophia resigniert und tippt einhändig (mit der anderen muss sie ihren Kopf abstützen, weil der sonst vor Langeweile auf den Tisch knallen würde und sie eine Gehirnerschütterung erleiden würde) auf der Tastatur ihres Laptops herum. Meinen habe ich aus versehen (OHNE BERÜHRUNG) gegen die Wand knallen lassen. „Du darfst die Verschwörungstheoretiker nicht vergessen", seufze ich mit. „Komm, hören wir für heute auf. Wir können ja morgen noch weiterschauen. Vielleicht finden wir dann was raus." „Klar." Sophia klappt ihren Laptop zusammen und steht auf. Wir gehen gerade aus der Bibliothek hinaus, als Samira uns aufhält. „Hey, ihr beiden. Habt ihr heute schon was vor? Ich will euch etwas zeigen." „Ähm, ich habe eigentlich nichts geplant, du, Sophia?", antworte ich. „Ich hab auch nichts. Wo gehen wir denn hin?" „Überraschung!", sagt Samira nicht wirklich begeistert und lächelt ein wenig gequält.

~

Sophia
Kurz darauf stehen wir im Aufzug eines riesigen Bürogebäudes und fahren in eine nicht gekennzeichnete Etage. Wir fahren weit nach unten, und je länger ich in diesem stickigen Aufzug stehe, desto nervöser werde ich. Wohin führt Samira uns? Hey, nicht erschrecken, okay? Ich zucke zusammen. Neiiin, natürlich erschrecke ich nicht, wenn du plötzlich Telepathie anwendest! Ann übergeht meinen Kommentar uns redet weiter. Was glaubst du, wohin fahren wir?   Keinen blassen Schimmer. Wirklich. Aber Samira ist mindestens so nervös wie wir.   Ja, aber weisst  du noch: Das Bodyspray war in ihrem Turnbeutel! Vielleicht könnte es sein, dass wir hier Antworten bekommen! Ich runzle die Stirn, nicke aber. Genau in diesem Moment geht die Tür des Aufzugs mit einem leisen Pling!" auf. „Folgt mir", sagt Samira und läuft zielstrebig den Gang entlang. Wir werfen uns einen Blick zu und folgen ihr zögernd. Ich habe nachgezählt. Wir sind neun Etagen unter der Erde.

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Ann
Dieses Gebäude ist ein Labyrinth. Nachdem wir ungefähr fünf Meter dem Gang geradeaus gefolgt sind, sind wir in einen Korridor abgebogen. Im Korridor sind wir durch eine Tür, die in einen Gang mündete. Das Ganze geht sie ganze Zeit so - ich habe irgendwann aufgehört, mitkommen zu wollen. Auf jeden Fall stehen wir jetzt vor einer imposanten Tür, auf der eine Kupfertafel verkündet:

BÜRO VON DR. H. STEWARD

„Ist es das, was du uns zeigen wolltest?", frage ich Samira vorsichtig. „Ehrlich gesagt wollte ich euch gar nichts zeigen, ihr solltet einfach mit mir hier herkommen. „Aha." Ich sehe Samira mit gerunzelter Stirn an. Was soll das? „Tut mir leid, mir ist nichts besseres eingefallen, und ihr musstet mitkommen!" „Ist schon gut. Das nächste Mal sagst du es einfach gleich." „Klar!", sagt Samira erleichtert. „Und jetzt - Vorhang auf für meinen Onkel, Dr. Steward!"

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