2

301 23 3
                                    

„Bitte...."

Er sah mich nur finster an, bevor er sämtliche Muskeln anspannte.

„Vergiss es", zischte er. Langsam begann er, mich wieder zu sich hoch zu ziehen. Ich wehrte mich nicht, machte allerdings auch keine Anstalten, ihm zu helfen.

„Verdammt, Sakura!", presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Mach es mir doch nicht so schwer, dich zu retten!"

Ich hob den Blick und suchte unter halb geschlossenen Lidern hervor seinen Blick.

„Retten...", echote ich tonlos. Die Andeutung eines spöttischen Lächelns spielte um meine Mundwinkel.

„Du willst mich wirklich retten?" Er knirschte nur mit den Zähnen und zog mich weiter.

„Wenn du mich unbedingt retten willst..." Ich betonte das Wort besonders stark. „...Lass los."

Er schoss mir einen wütenden Blick zu.

„Ich habe dir schon mal gesagt, dass ich das nicht tun werde! Wieso bist du so versessen darauf, zu sterben?!"

Ich schloss die Augen. „Vielleicht...", flüsterte ich leise. Das Wasser unter der Brücke plätscherte und platschte, es hörte sich an, als wäre da unten ein Monster, das auf mich warten würde und sich schon in gieriger Vorfreude auf Nahrung erwartungsvoll die Lippen leckte.

Meine Unterarme brannten, die Schnitte bluteten etwas stärker als eben noch. Durch seine Umklammerung riss Sasuke die teilweise schon verschorften Wunden wieder auf. Ich seufzte.

„Vielleicht weil es der einzige Weg für mich ist, den ich noch sehe."

Stille. Er antwortete nicht. Seine Bemühungen, mich nach oben zu ziehen, stockten. Meine Beine schwangen leicht hin und her. Der Wind rauschte in den Blättern der Bäume, die das Flussufer säumten.

Etwas Kühles fiel auf mein Gesicht. Ein Tropfen. Ein weiterer folgte. Regnete es etwa?

Zögernd öffnete ich die Augen, und was ich sah, schockte mich.

Sasukes Gesichtsausdruck war wütend, verbissen. Er hatte die Augenbrauen zusammengezogen und biss die Zähne so fest zusammen, dass seine Kiefermuskeln hervortraten.

Aus seinen Augen tropften Tränen.

Sie fielen auf meine kühle Haut und zogen feuchte Spuren meine Wangen hinab.

Ich sagte nichts, regte mich nicht. Ich sah ihm einfach nur in die Augen und fühlte seine Tränen auf mich herabregnen.

Er kniff die Augen zusammen. „Verdammt...", zischte er und spannte die zitternden Muskeln an, bevor er mich mit einem einzigen, kräftigen Ruck nach oben beförderte.

Er schlang blitzschnell die Arme um meinen Brustkorb und hielt mich fest.

Meine Hüfte prallte schmerzhaft gegen das Brückengeländer, das unsere Körper voneinander trennte. Er hielt mich fest an sich gepresst, leicht zurückgelehnt, um nicht mit mir über das Geländer zu stürzen. Meine Beine baumelten noch immer schlaff über dem bedrohlich wirkenden Wasser.

Ich hörte seinen keuchenden Atem, ganz nah an meinem Ohr. Eine Gänsehaut lief meinen Rücken hinunter, seine Arme drückten mir fast die Luft ab.

Wie oft hatte ich davon geträumt, ihm so nahe zu sein? Wie oft hatte ich geweint, in der Gewissheit, dass ich diese Nähe niemals erfahren würde?

Und nun hatte sich mein sehnlichster Wunsch erfüllt.

Sasuke hielt mich in seinen starken Armen und umklammerte mich, als wolle er mich nie wieder loslassen.

Bevor ich gehe...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt