Part 1

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Es war eigentlich ein Tag wie jeder andere. Ein Sonntag muss es gewesen sein. Niemand von uns ahnte etwas. Nichts deutete auf diesen einen Anruf hin. Ich wusste nicht, dass ab jetzt alles anders und irgendwie komisch sein wird. Immerhin wurde ich vorher nie so richtig damit konfrontiert; mit dem Tod.
Ich meine, ja, man sieht es immer wieder, die Medien sind und waren voll damit. Und ja, auch ein Haustier ist schon verstorben, aber das ist nicht das gleiche. Nicht dieses drücken auf der Brust dieser fette Kloß im Hals der einen nicht atmen lässt. Dieses Gefühl wenn man nicht weiß was man machen soll und einfach nur die Augen brennen und die Tränen geräuschlos hochsteigen.
Um ehrlich zu sein, als der Anruf kam, war da nichts davon. Da war auf einmal nur Leere. Kein Gefühl, keine Emotion, da war einfach nichts. Mein Bruder war vollkommen aufgelöst, genau wie meine Mutter. Immerhin war ihr Vater für immer gegangen.
Ich fühlte mich extrem schlecht, da ich irgendwie nichts empfand. Da war nur die Leere. Mir war nicht klar was da noch kam, ich wusste nur, dass mein Opa fort war.
Zugegeben, unser Verhältnis zueinander war immer etwas eigen. Das lag aber an mir; ich war immer zu zurückgezogen und in mich gekehrt. Körperlicher Kontakt war so nur von meiner "direkten" Familie zu ertragen. Jede Umarmung oder gedränge an einem Tisch bei Familienfeiern waren der Horror für mich. Gerade deshalb fielen mir starke, emotionale Bindungen nach außen hin schwer. Auch wenn er mein Opa war.
Um dies besser zu verstehen, müsste man mich persönlich kennen. So wie mein Bruder Chris. Er ahnte dass ich nicht einfach nichts empfunden hatte. Er wusste auch, das ich zu diesem Zeitpunkt auf meine eigene Art und Weise trauerte. Allein und wortlos. Ich brauchte und wollte auch niemanden der sich neben mich setzte und Sachen wie "Alles wird wieder gut!", "Er wird immer in deinem Herzen sein" und "Er sieht jetzt von oben auf dich herab und passt auf dich auf" sagte.
Ich war nie ein religiöser Mensch gewesen; für mich gab es für alles nur die wissenschaftliche Erklärung. Doch in den kommenden Tagen wollte ich nicht daran glauben, dass es jetzt einfach vorbei ist. Dass das Herz aufghört hat zu schlagen und dadurch der gesammte Körper seine Arbeit aufgeben hat und ein geliebter Mensch nurnoch ein haufen totes Gewebe ist. Nein, in diesen Tagen betete ich jeden Abend, dass wo auch immer er jetzt ist, es ihm gut geht. Ich wollte, dass seine Seele an einem besseren Ort ist, an dem er von seinem Leiden erlöst ist.
Und noch immer konnte ich nicht richtig  trauern. Immer wieder fragte ich mich, was denn mit mir nicht stimmte. Warum konnte ich nicht weinen wie der Rest meiner Familie? Warum kam ich mir selbst so herzlos und kalt vor?
Mir war klar dass mir etwas entscheidendes Fehlte, um endlich meinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen, ich wusste nur noch nicht was.

Und plötzlich ist er weg...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt