Louis Sorgen

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*Louis*

Leere. Nichts. Ruhe. Nichts. Langeweile. Nichts. Gedankenlosigkeit. Nichts. Gefühle. Nichts.

Was war bloß alles in nur wenigen Stunden passiert? Ines und Anna. Die wichtigsten Menschen in meinem Leben. Die Jungs waren mir auch wichtig und waren wie Brüder für mich, aber Anna und Ines waren meine leiblichen Schwestern. Sie haben mir erst richtig gezeigt was leben heißt. Auch wenn man denkt ich war schon immer so verrückt und durchgeknallt, aber erst sie haben mir gezeigt, was es heißt das Leben richtig zu genießen. Sie haben mir gezeigt was Liebe heißt. Und nun, nun war alles wieder weg. Für die Jungs versuchte ich stark zu sein. Ich versuchte nicht wie eine wandelndes Wrack rum zu irren. Aber nachts, wenn ich allein im Bett liege. Niemand neben mir. Keine Eleanor. Keine Anna. Keine Ines. Niemand. Einfach nur Leere. Früher hatte mich die Musik aufgebaut, aber das einzige was ich hörte war [i]How to safe a life[/i] von The Fray. Wie gerne würde ich die Leben meiner Schwestern retten, doch ob ich das konnte? Durfte? Wollte? Ja. Ich wollte! Ich muss einfach! Sie sind doch meine Schwestern. Ich kann sie nicht alleine lassen. Ines. Ihre Kinder würden ohne sie aufwachsen. Liam ist total am Boden. Wir kümmerten uns zusammen mit Perrie und auch die anderen Jungs halfen mit, doch niemand von uns konnte es jetzt so gut, als würden die beiden bei uns sein. Ines würde uns zusammen stauchen, das wir das alles falsch machen. Sie würde Harry wahrscheinlich eine klatschen wenn er Anna vor den Kindern küsste.

Bei dem Gedanken musste ich lächeln, doch das Lächeln gefror gleich wieder und sackte zurück zu dem emotionslosen Etwas was ich war. Keine Anna, die mit mir Scheiße baute. Keine Ines die ihre super leckere Lasagne machte. Keine Anna mit der ich mich wieder anlegen könnte. Keine Ines die mir aus jeder Schwierigkeit heraus half. Keine Schwestern mit den ich Spaß haben konnte. Keine Schwestern...kein Leben.

Würden die Jungs nicht da sein, wäre ich wahrscheinlich schon von einer Brücke gesprungen oder ich hätte mir die Pulsschlagader aufgeschnitten. Ich war schon öfters kurz davor gewesen mir ein Ende zu setzten, doch dann dachte ich daran...das noch immer eine Chance besteht. Vielleicht gab es einen Spender. Vielleicht hatte jemand seine Lunge gespendet. Natürlich nach seinem Tod. Und hoffentlich hatte dieser jemand auch noch eine Schwester oder gleich zwei. So wie ich. Zwei wunderbare Schwestern, die dich manchmal nerven und zur Weißglut bringen, die du aber trotzdem liebst und nie verlieren willst. Hoffentlich ist dieser jemand und seine Schwestern friedlich gestorben. Am Alter, nicht an einer Krankheit oder im Krieg. Und hoffentlich sind sie alt geworden und hatten ein schönes Leben. Nicht wie meine Schwestern. 18 und 17. Sie hatten es verdient zu leben und nicht wie zwei Säcke Kartoffeln auf Betten zu liegen und wahrscheinlich auch noch abgestaubt wurden damit man sie noch wieder fand. Sie sollten leben und ihr Leben genießen. Warum hatten sie es geerbt und nicht ich? Warum war ich kerngesund und sie beide kurz vor dem Tod? Warum musste sowieso so eine dumme Lungenkrankheit unsere Familie zerstören?

Mein Handy klingelte. Ich ging nicht ran. Seid Tagen hatte ich nicht auf Facebook, Twitter oder Trumble geschaut. Seit Tagen ging ich nicht an mein Handy. Seit Tagen lass ich nicht mehr meine Nachrichten, aber dieses eine Mal schaute ich rauf. Dort stand „Mum". Sollte ich ran gehen?

Ich nahm ab.

„Hallo?", fragte ich zarghaft. Meine Stimme würde ein längeres Telefonat nicht aushalten.

„Schatz, wie geht es Anna und Ines? Sie gehen nicht an ihr Handy und du auch nicht. Was ist passiert?", fragte sie besorgt. Sie wusste es nicht? Der Arzt hatte sie doch angerufen. Er sollte doch...er wollte doch fragen ob Mum spenden kann.

„Anna und Ines gehen nicht ans Handy, weil sie im künstlichen Koma liegen. Beide haben sie Dads Krankheit geerbt. Sie brauchen dringend einen Spender. Mum, wurde dir nicht bescheid gesagt? Kannst du spenden?", fragte ich zuerst tonlos und dann immer aufgeregter. Man hörte nichts mehr auf der anderen Seite.

„Sie was? Uns wurde nicht bescheid gesagt. Seit wann schon? Oh Gott Louis! Das ist ja schrecklich! Wir kommen sofort! Aber nein, leider darf ich nicht spenden. Mein Arzt hat es mir verboten. Ich darf keines meiner Organe spenden. Irgendetwas ist in meinem Blut. Ich hab keine Ahnung. Aber gibt es denn keinen anderen? Es muss doch welche geben. Irgendjemand? Musste das denn passieren? Und das auch noch in so jungen Jahren. Ines ist gerade erst 18 geworden und Anna erst vor ein paar Tagen 16. Das ist so schrecklich!", ratterte sie ohne Punkt und Komma runter und auch wenn alles sehr schnell hintereinander gesprochen wurde viel mir eines auf.

„Sie ist 17 geworden. Nicht 16", meinte ich wütend. Was für eine schlecht Mutter. Kannte nicht mal ihre Tochter gut genug um zu wissen das sie 17 geworden ist.

„Sie hat es euch nicht erzählt? Sie...Louis. Sie ist nicht 17 geworden. Du weißt doch das bei ihrer Geburt so einiges schief gelaufen ist. Wir haben den Arzt damals gefunden...bzw. seine Frau. Er ist tot. Vor einigen Jahren an Krebs gestorben. Er hat nicht nur Anna einer falschen Familie unter geordnet und dabei auch noch falsche Geburtstaten gegeben Anna ist gerade erst 16 geworden", meinte sie und brach in Tränen aus. Anna war also wirklich erst 16. Seit wann wusste sie das? Warum hat sie uns nichts erzählt? Ich verstand das alles nicht mehr.

„Louis! Wir wollen los!", schrie Zayn von unten und ohne mich zu verabschieden beendete ich das Gespräch zu meiner Mutter. Anna war gerade erst 16 Jahre jung geworden...16 Jahre...16. Eine eins und eine sechs.

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