2. Wie raucht man den ÜBERHAUPT Pfeife?

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Klingt erstmal wie eine ziemlich dämliche Frage. Man verbrennt Tabak und zieht den Rauch durch Unterdruck in den Mund ( Pfeifenrauch wird gewöhnlich nicht in die Lunge inhaliert). Soweit zur Physik.

Praktisch ist es dann doch etwas komplizierter. ( Aber wirklich nur etwas) . Das innere einer Pfeife funktioniert im Prinzip wie ein umgekehrter Hochofen. Raucht man eine Pfeife wie eine Zigarette, das heißt , tiefe , schnell folgende Züge, erlebt man schnell ein unangenehmes Wunder in Form von Zungenbrand. De Pfeife wird heiß und der heiße Rauch führt zur Irritation der Schleimhäute im Mund, insbesondere der Zunge, was sich unangenehm bemerkbar macht. Pfeife rauchen braucht vor allem eines: Geduld. Ruhiges, langsames Rauchen wird belohnt. Der Tabak schmeckt besser, die Zunge und das Rauchinstrument werden geschont. Und die Frustration bleibt aus.

Diese Geduld beginnt schon beim Stopfen einer Pfeife. Wie schon erwähnt, funktioniert diese wie ein umgekehrter Hochofen. Das heißt, der Tabak sollte am Boden der Pfeife lockerer gestopft werden als weiter oben, damit ein Luftzug gewährleistet ist. Am einfachsten lässt sich dies mit der sogenannten Drittel-Methode erreichen d.h man füllt die Pfeife bis zum oberen Rand mit Tabak und verdichtet diesen nun einmal, bis die Pfeife etwa nur noch halb voll ist. Dann füllt man die Pfeife erneut mit losem Tabak und verdichtet diesen ( Am besten mit den Fingern weil man mehr Gefühl hat) bis zu einer drei/Viertel Füllung. Nun füllt man die Pfeife noch einmal bis zum Rand und verdichtete diesen wieder etwas, so dass der Tabak noch leicht nachfedert.

Ob man mit dieser Methode erfolgreich war kann man leicht überprüfen, indem man einfach einmal an der gestopften Pfeife zieht. Man sollte nur einen geringen Wiederstand spüren. Muss man daran ziehen als ob man eingedickte Suppe trinken wollte, hat man zu fest gestopft. Dann sollte man mit einem Pfeifendorn die Füllung etwas auflockern und überprüfen ob der Zug diesmal leichter geht.

Wenn nicht, den Tabak einfach wieder aus der pfeife räumen und nochmal stopfen. Übung macht hier den Meister und selbst Leute die seit Jahrzehnten rauchen kriegen das nicht immer perfekt hin.

Auch sollte man darauf achten, dass der Tabak den man verwendet nicht zu feucht ist, sonst verklebt dieser und macht den Zug schwerer. Außerdem brennt feuchter Tabak nur schwer. Als generelle Regel gilt hier: Wenn der Tabak zusammenklebt wenn man ihn zwischen den Fingern drückt ist er zu feucht und man sollte ihn eine halbe Stunde auf einem Papiertuch zum Trocknen liegen lassen.

Auf Pfeifentabak und was diesen ausmacht, da gehe ich noch einmal in einem gesonderten Text drauf ein.

Also, die Pfeife ist gestopft und man kann leicht daran ziehen ( Übrigens die Stopfmethode die ich hier nenne ist auch nur ein Rule of Thump. Wichtig ist erst einmal nur ein vernünftiger Zug, den kann man auch erreichen, wenn man die einfach etwa die Menge Tabak abschätzt, die in die Pfeife passt und diese einfach nach Gefühl bis zum gewünschten Ergebnis andrückt, etwas das zu Beginn Frust sparen kann. Das Ergebnis ist nicht so „gut" wie bei der langsameren Methode aber ein funktionierender Work around)

Jetzt kommen wir zum Anzünden. NEIN, LEG EN FLAMMENWERFER WEG! OH GOTT!

*Wir bitten die kurze Unterbrechung aufgrund technischer Schwierigkeiten zu entschuldigen*

Ähm, wo war ich?

Anzünden.

Wichtig ist hier eigentlich nur, dass man eine „sanfte" Flamme verwendet. Also bitte keine Sturmfeuerzeuge oder Zigarrenanzünder. Die sind perfekt für eine Zigarre, aber ungeeignet für eine Pfeife aus Holz. Die Flamme ist zu heiß und würde das Holz verbrennen. Ein normales Bic-Feuerzeug oder Streichhölzer sind hingegen perfekt. Es gibt auch spezielle Pfeifenfeuerzeuge mit einer gewinkelten Flamme, die verhindern, dass man sich die Finger verbrennt.

Die Flamme des Feuerzeugs oder Streichholzs sollte man jetzt einfach über der Tabak in der Brennkammer halten und die Flamme durch ziehen an der Pfeife in den Tabak ziehen. Nicht zu stark, wir wollen am besten nur die Oberfläche anzünden. Während dem ziehen bewegt man die Flamme nun kreisförmig über den Tabak hin und her, dieser bäumt sich dabei auf, das ist völlig normal, bis die Oberfläche gleichmäßig glüht oder bis der aufgequollene Tabak es einem schwer macht.

Dann hört man einfach auf , legt das Feuerzeug und die Pfeife bei Seite und verwendet einen Pfeifenstopfer um den aufgequollenen Tabak sanft und ohne viel Druck wieder auf ein Level zu bringen. Es ist weniger ein Stopfen als ein Glätten.

Das war das sogenannte „ False Ligth" manche Tabake brauchen auch nur einen Zündvorgang aber meist wird man zweimal ran müssen.

Wenn der Tabak also geglättet ist, machen wir einfach dasselbe nochmal, bis die Oberfläche gleichmäßig glüht. Dann stopfen wir erneut sanft mit dem Pfeifenstopfer nach und... wir rauchen. Sollte die Pfeife bei diesem Vorgang ausgehen ist das auch nicht schlimm. Einfach wieder anzünden. Das gleiche gilt dafür, sollte die Pfeife während dem Rauchen ausgehen. Einfach wieder anzünden.

Ich hab teilweise die Angewohnheit eine Pfeife die ich morgens angefangen habe zu Rauchen, erst Abends wieder neu anzuzünden. Geht sie aus, geht sie halt aus.

Und das ist eigentlich der ganze Zauber. Wenn man jetzt gleichmäßig und langsam an der Pfeife zieht und ab und an die Oberfläche sanft mit dem Pfeifenstopfer glättet, sollte man nur noch darauf achten, dass die Pfeife nicht zu heiß wird. Bruyere ist unglaublich hitzebeständig und es sind schon Leute dabei verzweifelt ihre Pfeifen für ein Experiment absichtlich auszubrennen, aber es kann passieren. Man sollte beim Rauchen am besten die Pfeife einfach in der Hand halte und wenn die Temperatur an irgendeinem Punkt unangenehm wird, diese einfach kurz bei Seite legen und einige Minuten abkühlen lassen. Wie schon erwähnt, man kann sie jederzeit wieder anzünden. Sollte man sich mal unsicher sein ob die Pfeife den nun zu heiß ist: Haltet den Pfeifenkopf einfach mal kurz an eure Wange oder die Lippen. Ist die Temperatur noch angenehm ist alles in Ordnung.

Noch ein Wort zum Abschluss: Man wird eine Pfeife selten bis zum Boden rauchen und das muss man auch nicht. Schmeckt sie an einem Punkt nicht mehr oder will sich die Asche nicht mehr oder nur schwer neu entzünden lassen, nachdem sie ausgegangen ist , ist die Pfeife im allgemeinen fertig geraucht. Dann kann man die Asche und den noch nicht verbrannten Tabak ausräumen und die Pfeife bei Seite legen, bis sie wieder kalt ist. Das ist wichtig, da das Holz sich durch die Hitze verformt und Mundstücke sich so nur schwer entfernen lassen und man riskiert die Pfeife zu beschädigen.

Ist die Pfeife kalt, bleibt nur noch das reinigen. Am besten tut man dies mit einem Pfeifenreiniger ( Ja die sind nicht bloß zum Basteln. Man entfernt das Mundstück der Pfeife, führt einmal einen Pfeifenreiniger hindurch und tut das gleiche mit dem Holz-Stummel. Einen Pfeifenreiniger durch den Rauchkanal in den Kopf führen und mit einem gefalteten Reiniger den Kopf innen auswischen. Danach kann man die Pfeife wieder zusammen bauen und sollte sie danach einen Tag, zumindest aber ein paar Stunden, bei Seite legen, damit das Holz trocknen und sich erholen kann.

Pfeife rauchen - Essays über ein HobbyWhere stories live. Discover now