Part 1

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Freitag, 04:35 Uhr

„Mami?", patschte eine kleine Hand ganz vorsichtig auf meine Backe „Mami, bist du wach?" ich öffnete meine Augen und sah meine kleine Tochter im Dunkeln mit ihrem Kuschelhasen neben mir am Bett stehen. Ihr blonden welligen Haare, die ich gestern Abend mühselig zu einem Flechtzopf zusammen gebunden haben, waren völligst verstrubbelt und ihre Augen ganz glasig.„Emilia, warum bist du schon so früh wach ? Wir haben.." kurz schaute ich auf mein Handy um die Uhrzeit zu checken „...04:35 Uhr ?" „Alptraum" kam es kurz und knapp mit leicht zitternder Stimme von ihr zurück „darf ich bei dir schlafen, Mami ?"
Ohne zu widersprechen öffnete ich meine Decke und ließ die Maus sich darunter kuscheln. Es gibt sowieso viel zu wenig Momente,  wo meine Tochter so eng bei mir ist. „Darf Hasi auch hier bleiben?" kam es vorsichtig von ihr „natürlich, mein Schatz, versuch nun wieder etwas zu schlafen! Ich bin bei dir" versicherte ich ihr und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Emilia kuschelte sich eng an mich und schlief kurze Zeit später wieder ein. Ich tat ihr gleich, doch in einen tiefen Schlaf fand ich nicht mehr. Zu viele Gedanken machten sich in meinem Kopf breit. Ich lag nun seit mehr als einer Stunde, mit meiner schlafender Tochter im Arm, wach im Bett. Zu oft dachte ich über die Vergangenheit nach und ob dieses Leben hier in Berlin das richtige für uns ist.
Bis vor 6 Jahren lebte ich noch in Helsinki, Finnland. Meine Mutter ist Finnin, mein Vater deutscher. Ich bin dort geboren und liebte mein Leben, meine Familie und Freunde. Ich hatte einfach alles, was mich Glücklich gemacht hat.
Mit gerade mal 20 Jahren war ich auf dem besten Weg Leiterin einer Eventagentur zu werden, bis ich IHN auf einem kleinen Clubkonzert traf. Er war meine erste große Liebe, doch er musste alles zerstörten! Wir hätten eine glückliche kleine Familie werden können!

- Maybe the diamonds are not for everyone -

Ich spürte wie sich ein Klos in meinem Hals bildete und mir die Tränen bitter süß in meine Augen schossen. Es war Wut, Hass, aber auch viel Verzweiflung. Doch ein Teil von ihm würde ich nie mehr gehen lassen wollen ...

„Mami... weinst du ?" kam es leise fragend von Emilia, die nun mich von unten anschaute.
„Nein, Maus... alles in Ordnung" ich wischte mir unauffällig die letzte Träne aus meinem Gesicht und nahm meine Tochter etwas fester in die Arme.
06:55 Uhr zeigte nun mein Handydisplay.
Ich müsste Emilia erst um 9 zur Tagesmutter bringen und anschließend um 10 Uhr auf der Arbeit fahren. Eigentlich viel zu früh um aufzustehen, aber von uns beiden kann wohl keiner mehr an Schlaf denken.
„Soll ich uns einen Kakao machen und schauen noch etwas Fernsehen zusammen?" schlug ich der Prinzessin vor. „Oh jaaa!" quiekte der Knirps fröhlich „na dann auf, raus aus den Federn"
Manchmal überlege ich wie ich die letzten Jahre als alleinerziehende Mutter überlebt habe, ganz ohne Mann oder Oma/ Opa für Notfälle an meiner Seite. Ich zweifle oft selbst an meinen Mama-Qualitäten.
Ich brach von heute auf morgen mit 22 nach Deutschland auf. Mit nichts, außer der Gewissheit, ein Baby in mir zu haben von einem Vater, den es für das kleine nicht geben würde.
Die Anfangszeit war sehr schwer!
Ich kam bei meiner guten alten Freundin Maja unter. Maja wohnte damals in meiner Straße in Helsinki und wir besuchten die selbe Klasse. Mit 16 zog sie zusammen mit ihren Eltern nach Berlin, doch unser Kontakt verlor sich nie.
Sie half mir durch diese schwere Zeit, ihr vertraute ich von Anfang an alle Probleme und die Schwangerschaft an, bis auf den Kindsvater habe ich bis heute nie ein Wort verloren.
Maja half mir eine Wohnung und einen Job zu finden, wofür ich ihr unendlich dankbar bin!
Seit kurzem kann ich mich Marketingleiterin bei Universal Music nennen. Ich hin glücklich mit diesem Job, auch wenn ich dadurch meine Tochter nur sehr wenig bei mir habe.

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