Prolog

24 4 0
                                    

Ich ließ mich erschöpft ins Kissen fallen. Heute war wieder ein total anstrengender Tag gewesen. Meine Eltern waren mal wieder total fürsorglich und machten mein komplettes Leben zur Hölle. Als ob das nicht schon genug war, gab es ja noch ihn... der Schlimmste von allen Idioten. Das war voll unfair! Es gab zwar voll heiße Jungs in unserer Klasse, aber dafür waren alle komplette Idioten. Also... sie waren schon schlau, aber, naja, einfach Idioten. Aber - wie gesagt - ER war der Schlimmste!


Ich setze mich im Bett auf. Schon wieder so ein Traum. Der Arzt meint, das sind Erinnerungen, die mir geblieben sind. Aber, warum erinnere ich mich nur an Gedanken? Und wer zum Henker ist 'er'?! Ich habe schon öfters von ihm geträumt. Wie er heißt weiß ich bis heute immer noch nicht.

Ich stehe langsam auf. Mir tut alles weh! Das Waisenheim, indem ich jetzt lebe, verfügt definitiv nicht über gute Betten. Ich weiß, dass ich eine Schülerin bin, also, das ich DEFINITIV NICHT erwachsen bin, doch wie alt ich genau bin, weiß ich nicht. Wie heiße ich überhaupt? Keine Ahnung.

Ich gehe aus meinem Zimmer, da ich furchtbaren Hunger habe. Wenn ich Glück habe, hat Mutter schon gekocht.

Ich laufe die Treppen hinunter ins Esszimmer. Eine Schwester sitzt da und liest in irgendeinem Magazin. Das tun die Schwestern öfters. "Wann hat Mutter das Essen fertig?" frage ich. "39!" Die Schwester ist erschrocken zusammengezuckt und fragt: "Was tust du noch hier?"

39 ist mein Spitzname, da sie noch nicht herausgefunden haben, wie ich wirklich heiße. "Ich habe mortzhunger und dachte, Mutter sei mit dem Mittagessen fertig." gestehe ich. "Aber es ist mitten in der Nacht!", berichtet die Schwester. "Dann sollst du beim nächsten Mal nicht das Abendessen auslassen."

"Abendessen?" wiederhole ich verwirrt. "Ja." Die Schwester hat sich langsam beruhigt und sieht mich jetzt mitfühlend an. "Ich weiß, dass das schwer für dich ist, hier zu leben, aber trotzdem solltest du dich uns anpassen. Du kannst von Glück reden, das du das Abendgebet nicht machen musstest, ohne Ärger zu bekommen."

"Abendgebet?" Jetzt bin ich total verwirrt. Ich bin schon seit zwei Tagen hier und habe noch nie etwas von einem Abendgebet gehört.

Bevor mir die Schwester noch was zurufen kann, verschwinde ich aus dem Saal. Ich fühle mich wie ein Außenseiter.

Der Arzt sagt immer wieder, dass ich meine Erinnerungen verloren habe und überhaupt Glück habe, noch reden zu können. Ich weiß auch noch, wie man liest und schreibt oder wie man läuft. Er sagt auch immer, dass es Leute gibt, die es viel schwerer als mich getroffen haben. Ich hab einfach nur meine Erinnerungen verloren... was natürlich ÜBERHAUPT NICHT SCHLIMM IST!!!

Dann hat er mir Blut abgenommen und gesagt, dass er es braucht um herauszufinden, wer ich bin.

Wer ich bin... wie das klingt.

Ich befinde mich jetzt wieder in meinem Zimmer. Dieses langweilige Zimmer mit weißen Wänden, einer Kommode aus Holz und diesem unbequemen Bett. Auf der Fensterbank stehen noch ein paar Blumen, doch das ist auch schon alles, was das Zimmer zu bieten hat. Bin ich froh, wenn ich hier weg bin!

Ich lasse mich aufs Bett fallen. Wie lange ich wohl noch hier bleiben muss? Hoffentlich nicht lange! Es ist jetzt schon unerträglich.

Ich lege mich unter die Decke und schließe meine Augen. Vielleicht ist das Essen fertig, wenn ich wieder aufwache.

---

Die Geschichte ist etwas älter, trotzdem wollte ich sie hochladen. Jeden Mittwoch und Sonntag kommt ein Kapitel.

39Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt