3. Blick aus dem Fenster: Undurchsichtig

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Sportunterricht.
Der Unterricht, der mir jedes mal in die Fresse schlägt und mir zeigt, wie vergeblich meine Mühen doch sind.

Gerade habe ich all meinen Mut zusammen genommen, um das leichtere Hindernis zu überqueren.
Das große hatte mich immer zu Boden gehauen.

Ich springe.
Ich gebe mir Mühe.
Ich versage.

Enttäuscht von mir verlasse ich den Parcours, ohne meinen Sportlehrer nach meiner Zeit zu fragen, ohne in sein kaltes, unsanftes Gesicht zu schauen.

Ich stürme in die Kabinen, zum Waschbäcken, alleine.

Voller Wut, Enttäuschung und Hass auf mich und die Menschen um mich herum schreie ich den Spiegel an.
Mein Spiegelbild verzieht das Gesicht und dicke Tränen kullern meine Wangen herunter.

Warum?

Ich schlage gegen die Wand. Leise.
Es soll mich doch niemand so sehen, sehen, wie wütend ich auf das bin, was ist. Wütend auf mich, denn ich bin, was ist.

Scheiße.

Warum machst du das? Warum tut es dir so weh und warum fühlst du so, wie du fühlst?

Ich wische mir gewaltsam die Tränen aus den Augen, tue mir dabei weh und fluche.

Scheiße.

Du musstest dich ja so aufspielen, so übertreiben. Komm doch endlich mal klar, verdammt.

Aber ich kann nicht, es ist alles schief und krumm und nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe.

Ich habe es doch versucht. Ich habe nicht einfach aufgegeben und abgelehnt. Ich habe es versucht und ich werde bestraft.

Voller Wut knalle ich das durchweichte, grobe Spenderpapier in den schon viel zu überfüllten Müll an der Wand.

Ob eins dieser Tücher auch schon für Tränen draufgegangen ist. Tränen, aufgrund von Emotion, Trauer, Wut, Hass und Enttäuschung?

Ich muss kurz grinsen und schüttel danach den Kopf. Leicht betäubt schaue ich in den Spiegel.

Der Spiegel lässt mich nicht druchblicken, nicht wie durch ein Fenster, das dafür nicht mal offen stehen muss.

Ich sehe nur eine Fassade, eine gebrochende, traurige Fassade. Meine Fassade.

Langsam fasse ich mit meiner Hand gegen die kalte Scheibe des Spiegels und berühre meine Hand.

Leicht lächel ich, so absurd ist das, aber ich spüre es. Ich spüre mich.

Wahrscheinlich nicht durch die Scheibe des Spiegels, wahrscheinlich nicht, weil ich nunmal ich bin oder weil meine andere Hand mein aufgeschürftes Knie, welches für nix entstanden ist, streichelt.

Ich weiß es selbst nicht, aber ich bemerke mich und fühle, dass es Zeit ist, aufzuhören, sich zu beruhigen.

Und ich komme zu mir. Es half mir, den Schmerz bewusst zu fühlen, um ihn loszulassen, rauszulassen.

Kopfschüttelnd und immernoch niedergeschlagen begebe ich mich zurück zum unwohl, dieses Mal mit solch einer Härte in meinem Blick, dass ich das Gefühl habe, die anderen haben Angst, dass ich irgendwen umbringe.

Aber ich schließe nur meine Augen und höre auf, durch das Fenster des Hasses zu schauen.

Mir ist gerade nicht bewusst, was richtig und was falsch ist. Ich wusste es nie wirklich.

Fenster haben eben auch Gardinen.

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Von Atomarie

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 30, 2018 ⏰

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DAS FENSTER und warum es mich überhaupt nicht inspirierte... Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt