Regenschauer

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Es war spät morgens als ich aufwachte. Durch die Vorhänge drang Licht in mein Zimmer und lies alles konturenhaft erscheinen. Der Anblick erinnerte mich an Bleistiftzeichnungen von Räumen und ich hatte dadurch ganz gute Laune bekommen, denn ich war schon immer ein großer Freund des Zeichnens. Als ich die Vorhänge aufzog, sah ich, dass es draußen regnete. Der Himmel war ein einziges trübes Grau, und die Regentropfen kamen überall nieder, gleich einer Invasion aus der Luft. Ich beobachtete fasziniert, wie die Tropfen auf meiner Fensterbank aufschlugen. Ihr Leben schien so kurz und unbedeutend zu sein und in dieser Hinsicht sind sie uns Menschen so ähnlich.   

Trotz der großen Verlockung weiter Regentropfen zu beobachten, machte ich das Fenster auf um etwas frische Luft hineinzulassen und ging aus dem Zimmer. Ich ging die alte Treppe hinab und machte erneut um das Gemälde an der Wand zu beobachten.

Darauf war ein Paar zu sehen, welches einen Spaziergang zu machen scheint. Der Herr trägt einen dunklen Anzug und die Frau ein helles, rosafarbenes Kleid. Im Hintergrund ein dunkelgrüner Teich, umgeben von Blumenbeeten voller Tulpen. 

Das Bild faszinierte mich jedes Mal von neuem, ich musste immer darüber nachdenken, worüber das Paar wohl redete, wie ihr Leben wohl aussah und welche Meinung die beiden voneinander hätten.

Letztlich würde ich es aber nie wissen, denn die beiden sind nur gemalt und alle Gedanken darüber gleich einem Regenschauer: Kurz, unbeständig und vergänglich- ich würde es ja doch allzu bald wieder vergessen.


Eine Sammlung von KurzgeschichtenWhere stories live. Discover now