Tote Erde. Tote Erde in einer toten Welt, einem toten Kosmos, selbst die Zeit hat ihr Ablaufdatum überschritten. Und Sinn ist nun sinnlos.
Asche. Asche auf einer ausgebrannten Hülle. Ein feuriger Pesthauch, lange überfällig war er gewesen, erwartet von denen, die geliebt hatten.
Fußabdrücke. Fußabdrücke in der grauen Wüste... meine Fußabdrücke. Ich gehe ihnen nach. Sie sind vor mir, weit vor mir, entschwunden meiner Gewalt. Genauso, wie sie auch hinter mir sind. Links von mir. Rechts von mir. Sie sind überall...
Handabdrücke. Handabdrücke an meiner Kehle... sie wollen nicht loslassen. Die Hände wollen mich nicht loslassen. Sie würgen mich. Unnachgiebig würgen sie mich... dabei atme ich nicht mehr. Denn ich bin tot. Ich bin tot wie die Erde, über die ich wandle, tot wie der augenlose Himmel, tot wie der blinde Kosmos, tot wie das Zeitlose.
Ich stehe am Ende. Am Ende der Welt. Aber ich bin nicht alleine. Ich bin niemals alleine. Denn du bist hier, ens rationis. Du bist Tod. Ich. Wir.Ich.
Lüge. Sie sind fort. Sie sind alle verschwunden. Nur ich bin es nicht. Wieso? Aus nur einem Grund. Um sie zurück aus ihren Gräbern zu holen, dem Tod ins Gesicht zu spucken und ihm seine kalten Hände abzureißen. Denn ich hasse ihn, ich hasse den Tod. Ich verabscheue ihn so sehr, den Sensenmann, dessen Sichel mein Blick nicht sah. Diese Schneide, die hin und zurück trennt, sie ist nicht von Bedeutung, nein, es ist nicht einmal eine Schneide, sondern eine Münze, die eine geistlose Entität irgendwo in den Tiefen ihrer transzendalen Sinnlosigkeit hoch und runter wirft, welch grauenerregendes Spiel von Kopf und Zahl!
Also wandle ich fort über tote Erde in lebend wahnhafter Leere.
So sei beschmutzt die letzte Ehre unter dem letzten Auge,
wenn die Toten sich erheben zu ihrer neuen Taufe.
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Tote Erde (Kurzgeschichte)
FantasiaEin einsamer Wanderer sucht den Sinn seines Unlebens auf der toten Erde.