As long as I'm standing

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Warum hatte ich den Geschmack von Katzenpisse und Bratwurst im Mund? Und wer hatte den Verrückten mit dem großen Hammer in meinen Schädel gelassen? Okay, aufstehen, anziehen, kaltes Wasser ins Gesicht und raus hier. Musste wohl noch früh sein, kein Mensch auf der Strasse, dafür aber eine Bank ohne Penner drauf. Erstmal hinsetzen, bis ich wieder klar denken konnte ... und dann lag da doch ein Penner auf der Bank. Jedenfalls meinte das eine ziemlich üble Frau, die in einer irrwitzigen Lautstärke durch die Gegend trompetete. Genau, sie meinte natürlich mich.

"... faules Pack! Hier die Bänke zu blockieren!"

Klar, war ja nicht so, als ob da nicht noch drei Bänke ständen.

"Gute Frau, selbst für ihren Umfang ist hier noch genug Platz."

Ich wettete mit mir selbst, wie rot ihr Gesicht werden würde. Ich hab gewonnen.

"Unverschämtheit! Eine hart arbeitende Frau, die ihr Leben lang ..."

Ich hab ihr den Mittelfinger gezeigt und mich getrollt. Wenigstens meinte mein Magen, dass er jetzt bereit für 'n Kaffee wäre. Ab in die S-Bahn und zum FM. Die Leute da haben ein großes Herz und machen auch Sonntags morgens früh auf.

"Hi Anne. Läßt du mir 'n Kaffee kalt werden?"

Ja, ich weiß, ich bin ein Weichei, aber ich kann nun mal keinen heißen Kaffe trinken.

"Guten Morgen, lieber Jimmy! Du siehst scheiße aus."

Anne ist uralt und hat 'ne Figur wie ein Bierfass, aber wenn du ihr das sagst, hau ich dir aufs Maul. Anne ist nämlich ziemlich klasse.

"Deine Komplimente sind die besten. Glaubst du, dass ich was zu beißen krieg', wenn ich mit Duschen fertig bin?"

"Ich würde dir jetzt schon was geben, aber du stinkt wie drei Tage totes Pferd. Mach dich erstmal hübsch, bis dahin hab ich vielleicht sogar die Eier gar."

Auf zu meinem Schrank. Ja, _meinem_ Schrank! Eine der besten Sachen hier, ich mein, wo sollten wir denn sonst mit unserem Kram bleiben? Kannst das Zeug ja schlecht in irgendeinen Hinterhof schmeißen. Nach der Dusche und in sauberen Klamotten sah die Welt schon wieder besser aus.

"Anne, wo bleiben meine Eier?"

Wir kennen uns schon länger.

"Schätzelein, vielleicht hast du sie im Schrank liegen gelassen?"

Ich grinste

"Gib her die Dinger und sei still, Weib. Ich will frühstücken!"

Worauf ich plötzlich einen nassen Lappen im Gesicht hatte. Anne kann verdammt schnell sein.

"Erstick dran, Kleiner."

Wir pflegen hier einen etwas rauen Ton. Aber wir mögen uns. Nach dem Frühstück legte ich einen Zehner in die Schale. Wer gerade Kohle hat, bezahlt. Wer nicht, lässt es sein. Schnell noch meine Gitarre holen und auf gings. Natürlich nicht. Anne lässt niemanden einfach so gehen. Sie strich mir die Haare aus der Stirn und schaute mir in die Augen

"Pass auf dich auf, Kleiner. Da draussen gibts nur Verrückte."

Ich küsste sie auf die Stirn. Mach ich immer. Wenn ich mir eine Mutter aussuchen könnte, dann wäre es Anne. Obwohl ... irgendwie war sie das schon.

War zu früh, um Kohle zu machen, also ging ich in den Park, ein bisschen spielen. Ich weiß nicht, woran es liegt, aber wenn ich meine Gitarre in der Hand habe, vergesse ich alles um mich herum. Dann besteht die Welt aus Melodien und und meinem Gesang und das ist dann richtig klasse. Keine Ahnung, wie lange ich da gespielt habe, Zeit hatte ich reichlich, aber irgendwann standen ein paar Leute vor mir und und klatschten ziemlich laut. Und dann gab 'ne Mutter ihrem Kleinen 'nen Euro und der dackelte zu mir und gab mir das Geld. Ich hab dann weiter gespielt, aber die Welt war gerade etwas heller geworden.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 07, 2014 ⏰

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