Halley

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„Neil", seufzte ich, da mein Bruder seit Stunden nur mit einer Unterhose bekleidet auf meiner Couch saß und Videospiele spielte. „Willst du nicht mal was sinnvolles machen?"
Stirnrunzelnd blickte er mich an. „Aber das ist doch was sinnvolles", entgegnete er. „Das ist genau das, was Dad mir immer beigebracht hat."
Genervt verdrehte ich die Augen. „Und weißt du was? Genau das ist das Problem."
Um ihm nicht länger dabei zusehen zu müssen, was er da tat, ging ich in mein Schlafzimmer, um dort für meine nächste Prüfung zu lernen. Wenigstens hatte ich jetzt nicht mehr nur Theorie, sondern durfte auch teilweise schon als Assistenzärztin arbeiten. Das war wirklich cool.
Aber was noch cooler war, war, dass mir meine Eltern meine eigene Wohnung finanzierten, damit ich beim Lernen meine Ruhe hatte. So ganz funktionierte das allerdings nicht, weil Neil dauernd hier herum hing. Und wenn mein Bruder mal nicht da war, dann war jemand von unseren Freunden hier.
Andererseits wenn es nicht so wäre, würde ich mich hier ganz allein wahrscheinlich auch ziemlich langweilen. Von daher war das eigentlich nicht mal so übel.
Da klopfte es plötzlich an der Tür. „Neil, mach mal die Tür auf und schau, wer da ist", brüllte ich aus dem Zimmer.
„Ist ja gut, Halley", rief er zurück. „Du brauchst nicht so zu schreien! Ich versteh dich auch so." Dann war es für ein paar Sekunden ruhig. „Es sind June und Eliza! Hör doch mal auf mit lernen und komm zu uns raus!"
Ich seufzte. Ich hatte zwar noch wirklich viel Arbeit, aber wenn die da draußen jetzt schon zu dritt waren, würde ich sowieso nicht meine Ruhe haben. Also kam ich aus meinem Zimmer und setzte mich zu den dreien ins Wohnzimmer.
„Na, hast du zur Zeit viel um die Ohren mit deinem Medizinstudium?", fragte mich Eliza mitfühlend.
Ich zuckte die Achseln. „Naja, mal mehr. Mal weniger. Es ist schon irgendwie hart. Aber ich finde es nicht so schlimm, weil es mir ja wahnsinnig Spaß macht."
Sie nickte. „Ja, das stimmt. So geht's mir mit Physik auch."
„Da kommst du wohl eindeutig nach deinem Vater, was?", musste ich schmunzeln. Eliza hatte die Physik schon immer geliebt. Sie war richtig versessen darauf.
„Nicht nur in dieser Hinsicht", wandte June ein. „Auch was das Aussehen betrifft, kommt sie wohl eher nach Dad."
„Wir sehen genau gleich aus, du blöde Kuh", entgegnete Eliza und warf ihr ein Kissen gegen den Kopf. „Aber was die Intelligenz angeht, kommst du wohl eher nach Mum."
Ich seufzte genervt. „Leute, kommt doch mal wieder runter. Ihr seht beide toll aus. Und ihr seid beide schlau. Kapiert?"
„Mensch Halley, kannst du auch weniger schrill reden?", fragte Neil. „Das tut ja in den Ohren weh."
Da klopfte es erneut an der Tür. Dann wurde die Tür aufgerissen und Georgie kam herein. „Hey Ladies, ich hab Pizza dabei."
Neil starrte ihn böse an. „Hallo, ich bin auch noch da! Und ich bin keine Lady!"
Georgie lachte. „Stimmt, eine Lady bist du ganz sicher nicht. Aber wenn ich mir das mal so vorstelle, du als Frau...irgendwie ekelhaft." Angewidert verzog er das Gesicht.
„Hallo, Georgie", seufzte ich. „Hättest du eventuell etwas dagegen, deine unangebrachten Bemerkungen zu unterlassen?"
Verwirrt blickte er mich an. „Unterlassen?", wiederholte er.
„Sie hat gesagt, du sollst aufhören, andere Leute zu beleidigen", übersetzte June für ihn genervt.
„Ach so", erwiderte Georgie. „Aber das wäre doch dann gar nicht mehr lustig."
„Ist ja auch egal", unterbrach Eliza dieses Gespräch. „Lasst uns doch lieber Star Wars ansehen. Das haben wir doch für heute geplant."
Also schaltete ich den Fernseher ein und legte die DVD in den DVD-Player. Dann blickten alle gebannt auf den Bildschirm und niemand meckerte mehr.
Naja, niemand außer June. „Müssen wir uns diesen Mist wirklich jedes Mal ansehen? Das sind doch voll die Nerd-Filme." Sie seufzte. „Naja gut, passt ja zu euch."
Ich versuchte einfach, sie zu ignorieren. Schließlich meckerte sie immer, wenn wir uns Star Wars anschauten. Auch die anderen gingen nicht auf sie ein. Nur Neil erwiderte etwas. „Also wenn du nicht Star Wars sehen willst, können wir beide auch etwas anderes machen. Ich könnte dich ja auf einen Kaffee einladen."
June blickte Neil verachtend an. „Bevor ich dich date, würde ich noch lieber von einer Brücke springen."
„Auch wenn ich dir ein paar meiner Zaubertricks vorführe?", fragte Neil nach, um ganz sicher zu gehen.
Aber sie schüttelte nur den Kopf. „Nein, dann erst recht nicht."
Mein kleiner Bruder war schon seit Jahren hoffnungslos in June verliebt. Aber er würde wohl nie eine Chance bei ihr haben. Das hatte ich ihm auch schon tausendmal gesagt, aber er schien trotzdem noch Hoffnung zu haben.
„Ich frag mich echt, warum das mit den Zaubertricks bei Mädels nicht gut ankommt", erwiderte Neil. „Dad sagt doch immer, dass er damit so viele Frauen aufgerissen hat."
Mit hochgezogenen Augenbrauen blickte ich ihn an. „Warum glaubst du ihm sowas denn auch? Dad kann froh sein, dass sich Mum irgendwann bereit erklärt hat, mit ihm zusammen zu sein. Sonst wäre er bestimmt immer noch allein."

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