Kaptiel I

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„Was hast du da an den Armen? Ritznarben? Wieso bringst du denn dich nicht gleich um?" , hörte ich von einem Mädchen , als ich an der Bushaltestelle vorbeispazierte. Diese Worte taten weh , doch dass interessiert niemanden. Ich blieb stehen , packte meinen Cheeseburger , den ich mir von McDonalds geholt habe , aus der Papiertüte aus und wollte gerade einen Bissen nehmen , als mir ein Junge ihn mir wegnahm. „Magersüchtige Mädchen essen keine Burger!" schrie er. Tränen in den Augen. Atem wurde schneller. Rotze in der Nase. Wieso war jeder gemein zu mir? Ich habe niemanden etwas getan. „Oh muss die kleine Charlie etwa weinen , weil sie zu dumm ist um sich umzubringen?"
Dieser Druck. Ich halte ihn nicht mehr aus. Es ist so schlimm. Hinter mir hörte ich wie der Bus langsam zu der Haltestelle rollte. Bald sind sie weg. Der Junge faltete die Papiertüte und schmiss sie mir gegen meinen Kopf , bevor er einstieg. Langsam bewegte ich mich weiter , wollte so unauffällig wie möglich sein. Eine älter Dame , mitte 50 , blickte besorgt zu mir. Sie glaubt mit mir zu fühlen , doch die bittere Wahrheit ist , dass niemand es tut. Dieser Schmerz fühlt sich schlimmer an , als jeder körperlicher Schmerz. Sie werden es nie verstehen.
Ich bemerkte wie kleine feine Tropfen mein schwarzes , gelocktes Haar berühren und blickte in den grauen , kalten Himmel. Es fing an zu Regnen. Der sanfte Wind trug die zarten Kirschblütenblätter vom Gehsteig auf die Straße. Ich ging schneller , um den Gewitter zu entweichen. Meine Augen wanderten zur Seite. Autos wurden schneller. Ich seufzte , schüttelte den Kopf und drückte mit meiner Hand auf den Knopf zum Umschalten der Ampel. Nur noch auf die andere Seite , dann bin ich wieder zuhause. Plötzlich zischte ein Auto an mir vorbei und eine riesige Welle , einer scheinbar kleinen Lake , kam auf mich zu. Ich spürte wie das kalte Wasser sekundenschnelle auf meinen dünnen und kraftlosen Körper herabfloss.
Schnelles Piepen. Die Ampel hatte auf grün umgeschaltet. Endlich. Ich rannte förmlich über den nassen Zebrastreifen in das Wohngebäude , flitzte die Treppe hinauf und sperrte meine Wohnung auf. Wärme überkam mich. Ein schwaches Lächeln kam hervor. Ich zog mir meine komplett nasse Kleidung aus und ersetzte sie durch warme und trockene Kleidung.
Beruhigt ging ich in die Küche und schaltete den Wasserkocher ein. Eine Tasse Tee wäre jetzt nicht schlecht. Wen würde ich wohl alles vermissen? Mama? Tot. Papa? Vielleicht. Andere Verwandte? Nein. Mitschüler? Nein. Leben? Nein.

Black WidowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt