Kapitel II

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Vorsichtig rührte ich mit einem Löffel meinen heißen Tee und begab mich zu meinem Schreibtisch. Ob so ein Abschiedsbrief sehr emotional geschrieben wird? Glaube nicht. Kurz nippte ich an meinem Tee um ein paar kleine Schlückchen zu nehmen , ohne mich daran zu verbrennen. Ich blickte an die Ecke meines Schreibtisches und sah mein Lieblingsbuch. Auch Fifty Shades of Grey werde ich nicht mehr lesen können. Ich nahm meinen Kugelschreiber und fing an zu schreiben;

Lieber Leichenfinder ,

Ich weiß du hättest es dir anders gewünscht und es tut mir auch leid , dass ich dir den Tag vermiese , aber ich hätte ein paar kleine Bitten an dich. Also bevor ihr die Kriminalpolizei einschaltet ; Es war wirklich Selbstmord , okay ihr werdet sowieso die Kripo einschalten , da ich ja zu diesem Brief „gezwungen" hätte können , aber mir doch egal , bezahlt eh ihr. Jetzt nun zu dir. Ich möchte gerne mein Lieblingsbuch , an der Ecke meines Schreibtisches , mit in mein gemütliches Grab nehmen und mein Koalaplüschtier namens Rick auch. Das Erbe kannst du haben , ich brauch es nicht. Ich möchte auch gerne meine Ruhe im Jenseits , also führt keine Geisterrituale durch. Ich danke dir. Xoxo Charlie *

Glücklich legte ich den Stift aus meiner Hand , holte mein Smartphone aus meiner Jogginghosentasche und sah nach wann der nächste Zug abfahren und am nächsten Bahnhof ankommen würde. Ich wäre so nett und würde ihm gegen Mitte entgegen kommen. In 20 Minuten. In der Mitte wären es 25 Minuten. Ok würde klappen. Ich nahm den Brief und faltete ihn so , damit er in meine Hosentasche passt. 
Ich begab mich in den Vorraum , wo ich meine durchnässe Jacke nahm und dort mein Smartphone verstaute , bevor ich sie anzog. Meine Hand glitt zum Wohnungsschlüssel und sperrte die Tür auf. Vorsichtig öffnete ich sie. Die kalte Gangluft kam mir entgegen. Endlich.
Ich rannte die Treppe runter und ging nach draußen. Der Regen hatte etwas nachgelassen.
Meine Beine trugen mich die steile und menschenverlassende Gasse hinunter zu den Gleisen. Nicht mehr lange dann bin ich da. Ich genoss noch die letzten Momente meines Lebens , bemerkte wie die kleinen Regentropfen auf die Blätter prasselten , die Vögel einen Unterschlupf suchten und Menschen an mir vorbeiliefen , um in ihren Wagen einzusteigen.
Ich überquerte eine Brücke und sah wie die Flussströmung stärker wurde. Der Wind kam mir entgegen. Ich musste für einen Moment kurz meine Augen schließen. Es war einfach zu schön.
Ich blickte nach vorne zu den nassen Gleisen. Vorsichtig begab ich mich auf die Zugstrecke und stand in der Mitte von den Schienen , die den Zug trugen. Bald ist es soweit. Ich werde von all diesen Schmerz erlöst und jeder hat Ruhe von mir. Der schönste Moment meines Lebens war gekommen. Vor mir bemerkte ich aus der Ferne ein lautes Hupen. Lichter waren auf mich gerichtet. Es würde sich nur mehr um Sekunden handeln. Ich blickte in den Himmel. Gleich würde mich der Zug ins Jenseits befördern. Mein Mund öffnete sich und ich schrie rauf zu meiner Mutter:"Ich gab dir die Wahl! Entweder du holst mich oder der Zug tut es!"

...

„Gerne" , hörte ich jemanden neben mir , der sekundenschnelle meine Hüfte packte und mich weg von den Gleisen zog. Es geschah alles so schnell. Plötzlich spürte ich einen starken Schmerz an meinem Hals und landete auf der nassen Wiese. Sofort blickt ich nach vorne und sah den Zug vorbeifahren. Hektisch sah ich mich um. Es war niemand , außer mir , hier! Meine Hand berührte meinen Hals. Es fühlte sich so nass an. Meine Augen wanderten zu meiner Hand und ich bemerkte , dass sie voller Blut war. Wie zur Hölle? Was ist passiert? Wer war das , der mich leider von diesen verdammten Gleisen geholt hat und wieso nochmal blutet mein Hals?
Verstört rannte ich nachhause , falle förmlich in meine Wohnung und begab mich in mein Badezimmer. Ich wusch die Wunde aus und bemerkte , dass mich etwas gebissen hatte. Ich schüttelte den Kopf. Nein das konnte nicht sein. Meine Hände berührten sich , ich fing an teilweise schon an zu beten , dass es sich um keinen Biss von einer Bestie handelte , denn wenn dies so sei , dann würde es mein komplettes Leben auf den Kopf stellen.

Black WidowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt