Die Dämonenbraut 01

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Und da ich nun mal der Auffassung bin, daß ein Künstler nicht bloß das Erbauliche, Schöne, sondern auch das Schreckliche, Grauenerregende darstellen soll, habe ich mich an verschiedenen Orten umgesehen, wo ich es zu finden hoffen konnte.

 H. P. Lovecraft, Pickmans Modell

             

Mögen meine wenigen Freunde mir die Eitelkeit nachsehen, daß ich nun im hohen Alter von 93 Jahren, meine Lebenserinnerungen nie­derzuschreiben beginne. Aber ich habe das Bedürfnis gewisse Dinge über mich, mein Leben und meine Arbeit richtig zu stellen bevor ich sterbe. Und sterben werde ich bald, das ist gewiss. Allzu deutlich merke ich wie mein Körper lang­sam ver­fällt. Immer schwerer fallen mir die notwendi­gen täglichen Verrichtungen. Auch das Malen ist in den letzten 3 Jahren, da mich ein übles Knochenleiden befallen hat, schwerer und schwerer geworden. So ist es denn das letzte was mir bleibt, in den Momenten da die Schmerzen in meinen Fingern erträglich sind, die bewegte Geschichte meines Lebens aufzuschrei­ben.

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Ich will damit beginnen indem ich eine Begebenheit erzähle, die sich zutrug kurz nachdem ich die Akademie der Künste an der altehrwürdigen Miscatonic University in Arkham verlassen musste. Ja, es ist wahr, ich Richard Upton Pickman wurde, mit Zustimmung aller Professoren der Akademie verwiesen. Der Verweis wurde be­gründet mit der Behauptung ich führe ein liederliches, unmorali­sches Leben und ich ver­dürbe meine Kommilitonen. Es wurde gemun­kelt von Orgien und unsäglichen Riten, die in meiner Wohnung in einem der schäbigsten und verfallensten Viertel von Arkham statt­fänden. Die Wahrheit war aber, daß meinen Professoren die Themen meiner Bilder aufs äußerste missfielen. Auch passte es ihnen nicht, das meine Ge­mälde, den ihren in technischer und künstlerischer Hinsicht haushoch überlegen waren. Aber sosehr mich diese greisen Herren Professoren verachteten und hassten, sosehr verehrte mich eine Gruppe junger Künstler und Mitstudenten. Tatsächlich war mein kleines Atelier in der Dach­stube jenes Hauses in Arkham so etwas wie ein Treffpunkt der hiesigen künstlerischen Elite gewor­den. Da waren ständig andere Maler zugegen die hofften auf die eine oder andere Art von dem was sie hier zu sehen bekamen zu profitieren. Aber auch eine ganze Reihe Tage­diebe und Nichtstuer waren oft bei mir zu Gast. Zudem viele schöne Frauen meist Stu­dentin­nen, die der Versu­chung nicht widerstehen konnten sich von mir malen zu lassen. Häufig fan­den nachts wilde Feste statt bei denen der Wein in Strömen floss und gewiss das eine oder andere Mal gegen die guten Sitten verstoßen wurde. Aber wie schon gesagt, es waren nicht diese Zustände die mir den Unwillen meiner Lehrer eintrugen. Es waren viel­mehr meine neueren Bilder, insbesondere eine Serie mit Ansichten phantastischer Friedhöfe und Grabmahle die schließlich zu meinem Hinauswurf führten. Natürlich war ich in meinem Stolz getrof­fen. Aber andererseits, was hatten mir die vertrockneten Kunstmumien auf der Akade­mie denn noch beizubringen? Nichts! Schon wiederholt hatte ich ihre Kritik an mei­nen Bildern auf hämische und spöttische Art zurückgewiesen. Keiner von ihnen konnte mir das Wasser reichen. Sie wussten es, ich wusste es und auch meine Mitstu­den­ten wussten es. So kam es, daß ich in der Nacht meines Abschiedes von der Akade­mie ein besonders wildes und aus­schwei­fendes Fest feierte. Am Vormittag hatte mich der alte Pro­fessor Rosworth auf seine schleimig, freundliche Art zu sich gebe­ten, um mir mit erheucheltem Bedauern von der Entscheidung des Lehrkör­pers zu berich­ten. Ich lachte ihm gerade ins Gesicht und verließ ihn ohne weiteren Kommentar.

Unter den Studenten verbreitete sich die Nachricht von meinem Aus­scheiden wie ein Lauffeuer. Meine Freunde Elliot und Randolf schworen, daß sie nun auch die Akademie verlassen wollten. Die armen Narren. Selbstverständlich taten sie das nicht. Wahrschein­lich sind aus ihnen später brave Stillleben- und Porträtmaler ge­worden. Aber an diesem Vormittag waren sie alle vom Geist der Rebellion erfüllt. Elliot schlug vor, daß wir uns im »River Inn«, einer schäbigen und verrufenen Pinte, die damals bei den Studenten der Miscatonic University groß in Mode war betrinken sollten. Also zogen wir, begleitet von einer ganzen Gruppe anderer Studen­ten, die sich zu uns gesellt hatten, los.

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