Mit dem Veröffentlichen des aktuellen Stands möchte ich einmal explizit darauf hinweisen, dass die Ansichten der Charaktere in dieser Geschichte nicht meine eigenen sind. Und Referenzen zu Helene Fischer sind rein zufällig :)
5.476 Wörter laut Word-Zählung.
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Die breiten Reifen meines Geländewagens gruben sich tief in den schlammigen Weg, der sich in unkoordinierten Schlangenlinien zwischen den engstehenden Fichten und den wenigen Lärchen hindurchschlängelte. Der ständige Nieselregen der letzten Tage hatte den Waldboden aufgeweicht und quadratmetergroße Pfützen auf dem Weg hinterlassen. Inzwischen war der Boden so matschig, dass jedes Fahrzeug ohne Allradantrieb schon bei sanften Anstiegen überfordert war. Ich jedoch hatte einen Allradantrieb unter dem Sitz, den besten, den meine Heimat zu bieten hatte. Immer wieder war ich beeindruckt davon, wie leistungsstark der Elektromotor unter der Haube doch war und wie lange er seinen Dienst zu tun vermochte, ehe er nach einer Steckdose verlangte.
Vor gut einer Stunde war ich in Forlenheim aufgebrochen und seit diesem Moment stand mir ein Grinsen ins Gesicht gemalt, das sich von keiner schlammigen Pfütze und keinem umgestürzten Baum dieser Welt vertreiben lassen würde. Fünf Tage hatte ich ohne Akela verbringen müssen, die ich in den letzten Wochen ohnehin viel zu selten gesehen hatte. Fünf Tage, die mir schier unendlich lang vorgekommen waren, obgleich ich in der Heimat weiß Gott genug zu tun hatte.
Der Wiederaufbau Forlenheims war seit unserer verzweifelten Schlacht gegen die Rock Biters Anfang Oktober in vollem Gange. Meine beste Freundin Sarah war seit Wochen quasi überall zugleich, immer da, wo sie gebraucht wurde und wo man sie rief. Als studierte Bauingenieurin war sie vor dem Krieg zuerst für den Bau und dann für den Erhalt unserer Stadtmauer verantwortlich gewesen und nun lag es an ihr, den Wall so schnell wie möglich wiederaufzubauen. Gleichzeitig kümmerte sie sich darum, die Ruinen der abgebrannten Häuser, die die Angreifer vor einigen Wochen aus ihren gepanzerten Traktoren in Flammen gesetzt hatten, erneut bewohnbar zu machen.
Seit Tagen versprach sie mir, sich mal wieder die Zeit für einen Mädelsabend zu nehmen, doch ich wusste, wie schlecht meine Chancen darauf tatsächlich standen.
Ich sah sie oft, stets unterwegs in hastiger Eile. Gesprochen hatte ich mit ihr zuletzt vor zwei Tagen und auch das waren nur wenige, wenn auch gefühlvolle Worte gewesen. Ich kannte Sarah lang und gut genug, um ihr ihre Erschöpfung anzusehen, ganz gleich, wie tapfer sie diese zu verstecken versuchte. Ich machte mir Sorgen um sie.
Ganz im Gegenteil Akela. Sie und ihr Freund Oliver waren vor fünf Tagen aufgebrochen zu der kleinen Hütte westlich unserer Heimat, um sie weiter auszubauen und für den Winter zu befestigen. Ich fieberte unserem Wiedersehen entgegen und konnte es kaum noch erwarten, sie endlich wieder in meine Arme zu schließen.
Es waren nur noch wenige Meter. Der letzte Teil des Anstiegs war besonders steil, der Weg extra von uns in das dichte Unterholz geschlagen, damit wir direkt bis zur Hütte hinauffahren und dort unsere Jagdbeute aufladen konnten. Die Reifen rotierten wie wild, als ich ihnen nicht erlaubte, sich dem rutschigen Untergrund zu ergeben und sie stattdessen zwang, so lange weiterzudrehen, bis sie wieder etwas Grip gewannen.
So kam ich endlich mit einem kräftigen Satz über die Kuppe des Anstiegs auf den Vorplatz der Hütte, rollte noch einige Meter weiter und stoppte schließlich vor der ersten Barrikade, die den Unterschlupf umringten.
Niemand war zu sehen. Ich stieg aus, schlang den Riemen meiner Büchse um die Schulter und schloss die Tür. Meine Schritte führten mich geradewegs zum Eingang der Hütte, das immer stärker werdende Kribbeln in meinem Bauch trieb mich voran.
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Forlenheim: die Logik des Krieges #Ideenzauber
ActionHier wird im April eine Kurzgeschichte für den #Ideenzauber entstehen.