Aus Feuer geboren

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Von weiter Weg, sah die Welt nicht viel anders aus, als das Lagerfeuer vor ihm. Es war zur Glut heruntergebrannt und glomm nur noch schwach vor sich hin. Glut neben Asche, Licht neben Dunkelheit, genau wie die Erde, würde man nur eine großen Schritt zurücktreten, einen großen Schritt für die Menschheit.

Auf der Lichtung war es unglaublich still, nichts zerriss den dünnen Mantel der Stille, das leichte Knacken und Knistern der Glut, war das einzige, das den Wald erfüllte, das leichte Knacken und Knistern der Erdscheibe vor ihm.

Ob es wirklich eine gute Idee war sie zurückzulassen, wusste er nicht, ohne sie war er viel schneller vorangekommen, schneller als jemals zuvor; ob sie überhaupt weiterkommen würde?

Seine Gedanken wirbelten herum, wie die ersten Boten des nahenden Herbsts in einem Spätsommer; wo sie seine Hand verließen, stob die Asche auseinander und das Knistern wurde lauter, bis auch sie zu nichts als Asche und Staub zerfallen waren.

Eine Entscheidung zu treffen, es war ihm nie leicht gefallen, aber jetzt war es nahezu unmöglich.

Wenn er weiter ging, würde er morgen, spätestens am Tag darauf ankommen, aber sie würde es wahrscheinlich niemals.

Zurückzukehren würde ihn Zeit kosten, sehr viel Zeit und seine Zeit rannte mit Vorsprung.

Er hatte schon viele Menschen zurückgelassen, sehr viele und es hatte ihn nie gestört; warum quälte es jetzt das verkümmerte Ding, das einmal Gewissen genannt wurde?

Er stierte in die Glut, immer mehr und mehr Lichter leuchteten auf und erloschen wieder, lauter und lauter wurde das Knacken, das Knistern, bis das Feuer wieder aufloderte.

Es tauchte die Lichtung in Farben, grell, es zerriss den Mantel der Stille, ohrenbetäubend. Die Welt vor ihm brannte, sie war umhüllt von einem Inferno, sie verschwamm, nur noch ihr Klang brannte in seinen Ohren.

„Seit wann kniest du?", erklang eine eisige Stimme in seinen Gedanken, „Steh auf, geh weiter, wenn du es nicht tust, werde ich das übernehmen."

Doch er bewegte sich nicht, das Feuer war das einzige, das er zu bemerken schien, auch wenn durch die Milchglasscheibe seiner Tränen.

„Kniend und heulend, was ist aus dir geworden?", versuchte es die Stimme, „Du siehst in das Feuer? Gut, denn das ist, was du einst gewesen bist, mächtig, stark, unbesiegbar. Aber es ist noch nicht zu spät, ich werde dir helfen, zu deiner alten Größe; also steh auf!"

Die Stimme schien Erfolg zu haben, denn er erhob sich.

„Sehr gut, du musst nur tun, was ich dir sage.", erklang es erneut. Allerdings rührte er sich nicht, nur ganz langsam richtete er sich zu seiner vollen Größe auf und sein Körper begann zu beben, immer stärker, heftiger. „Du hast mir nichts zu sagen.", sprach er kaum hörbar, dann lauter, immer lauter: „Nie wieder, nie wieder!"

Er trat in das Feuer, es stob auseinander, ein Funkenregen erfüllte die Lichtung, ein Feuersturm, ein stiller Urknall, denn die Funken fluteten den Wald, wie tausend neue Welten, aus Feuer geboren.

Er wandte sich zu gehen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 26, 2018 ⏰

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