Ankunft

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Carry on my wayward son, for there'll be peace when you are done, lay your weary head to rest, don't you cry no more... schallt es aus dem Autoradio meines Chevrolet Impalas und ich fühle mich wie Dean aus Supernatural unterwegs zu einem Job um Dämonen zu bekämpfen.
Leider muss ich mir in Erinnerung rufen, dass ich aus einem ganz anderen Grund hier sitze und meine Mundwinkel fallen wie Beton wieder nach unten.

Ich schalte das Radio aus, ich muss mich konzentrieren und darf nicht in solche belanglosen Gedanken verfallen. Trotzdem ist es schwer beim Thema zu bleiben, wenn man überhaupt keinen Bock auf das alles hat. Addy jetzt reiß dich zusammen! So eine Chance bekommst du schließlich nie wieder.
In meinem inneren Dilemma gefangen, hätte ich fast die Ausfahrt verpasst. "Umeå" sagt das Schild. Es ist eine kleine Stadt irgendwo in der Mitte von Schweden. Ein paar Kilometer weiter ist auch schon das Gebäude zu sehen. Es ist ziemlich unscheinbar damit "normale Leute" nichts davon mitbekommen. Im Grunde sieht es aus wie ein langweiliges, graues Fabrikgebäude umrandet mit Stacheldrahtzaun.
Ich beiße mir auf die Unterlippe als ich zum riesigen eisernen Tor fahre, es ist schon ziemlich aufregend jetzt endlich hier zu sein. Es kommt mir fast vor wie ein Traum.
"Ausweis und Einladung bitte", unterbricht mich ein grimmig aussehender Mann hinter einer Glasscheibe in einem kleinen Häuschen vor dem Tor. Sein Gesicht ist von einer breiten Narbe entstellt, die ihn nur noch angsteinflößender aussehen lässt.
Ich krame also meinen Ausweis und Einladung aus dem Handschuhfach und überreiche sie ihm. Er schaut sich die Unterlagen kurz prüfend an und gibt sie mir zurück.

"Willkommen, Frau Macauley", begrüßt er mich nun freundlicher.
Ich bedanke mich in gebrochenem schwedisch und fahre durch das langsam sich öffnende Tor.
Ich werde von zwei Männern in gelben Sicherheitswesten in eine Parkgarage gelotst. Es ist ziemlich voll und ich finde erst im zweiten Untergeschoss einen Platz. Viele der Autos hier sehen sehr teuer und vornehm aus, allerdings kaum solche Angeberwagen wie ein Porsche. Ich bin so ziemlich die einzige mit so einer Schrottkiste. Auch wenn mir mein altes Baby ehrlich gesagt lieber ist als jedes andere.

Ich steige in den Fahrstuhl und drücke auf gut Glück auf die grün umrandete 1. Der Fahrstuhl rattert langsam nach oben und man könnte denken, dass gleich das Seil abreißt. Oben angekommen werde ich direkt von einer schlanken, recht jungen und gutaussehenden Frau mit Brille und strengem Pferdeschwanz in Empfang genommen. "Anja Jaansson. Sie müssen Miss Macauley sein, es ist mir eine Ehre.", sie schüttelt mir die Hand.
Wow, "es ist mir eine Ehre". Als wär ich jetzt soo bedeutend.
Ich muss lächeln. "Es ist mir eine Ehre, Miss Jaansson."
"Bitte folgen Sie mir."
Sie dreht sich um und ihr brauner Pferdeschwanz weht ihr hinterher wie in einer Shampoo-Werbung.

Wir gehen durch etliche Gänge und Türen und irgendwie sieht alles gleich aus, als würden wir im Kreis laufen.
Nach einiger Zeit betritt sie einen Raum und bleibt dort stehen, als ich ihr folge offenbart sich mir der Blick auf einem langen runden Tisch um den ungefähr 10 Leute stehen und mich ansehen.

Ein schmaler blondhaariger Mann kommt auf mich zu. "Hello M-miss M-macauley, Hermannsson mein N-nname.", stottert er. "I-ich bin der L-leiter dieser Abteilung u-und heiße Sie herzl-lich Willkommen."
Die anderen im Raum anwesenden stellen sich mir auch vor, besonders in Erinnerung bleibt mir eine kleine, pummelige Frau, die aber genau das Gegenteil von süß und flauschig ist. Sie hatte einen starken schweizer Akzent. Allgemein schien ich hier nicht die einzige Ausländerin zu sein. Der stotternde Herr Hermannsson klang deutsch und eine ältere Frau schien aus Osteuropa zu kommen. Zwei etwas molligere Männer die sich recht ähnlich sahen, konnte ich jedoch nicht einordnen.

Mir wurde von Hermannsson erklärt, dass sich diese Abteilung, der ich zugewiesen wurde, um die theoretische Planung aller Mechanismen ihrer Maschinen kümmerte. Wir träfen uns hier am Tisch, entwickelten neue Methoden, verfeinerten alte und verknüpften sie miteinander. Mit den Maschinen an sich oder mit der Vermarktung hätten wir nichts zu tun. Ehrlich gesagt weiß ich nichtmal welche Maschinen hier hergestellt werden, nur dass es ein Staatsgeheimniss und anscheinend sehr wichtig ist.

Zur Erklärung: Ich bin in Mathe, Chemie, Physik, Informatik und allgemein in allem rundum Naturwissenschaften sehr begabt. Bei mir wurde schon im Alter von sieben eine Hochbegabung festgestellt und mein Vater schickte mich direkt auf eine Schule für Hochbegabte um mich zu fördern. Das Geld dazu hat er schließlich. Mir gefiel es weder dort noch auf dem College gut, aber um meinen Dad stolz zu machen habe ich fleißig gelernt und an Wettbewerben teilgenommen. Ich gewann immer.
So kam es, dass ich jetzt schon im Alter von 20 eine Einladung hierher bekommen habe. Mein Vater ist natürlich sofort darauf angesprungen und bestand darauf, dass ich dahin fahre. So würde ich vielleicht berühmt und reich werden meinte er. Seinetwegen mache ich das ganze hier also mit. Immerhin habe ich so eine Arbeit und bin weg von Zuhause.

Nachdem ich mit Miss Jaansson den Tag damit verbracht habe das gesamte Gebäude zu besichtigen, zeigt sie mir nun ein Zimmer. Alle Wissenschaftler, Mechaniker und so weiter schlafen nämlich hier. Wir sollen diese ganze Einrichtung so wenig wie möglich verlassen.
Mein Zimmer ist recht schön und groß. Wahrscheinlich ist das Zimmer besser je einflussreicher und wichtiger man hier ist.
Ich schmeiße mich aufs Bett und starre an die Decke.
Jetzt bin ich also hier.

Es wird Abend, ich wechsel meine Klamotten und lege mich ins Bett.
Mom, hättest du wohl gewollt, dass ich hier ende? Ich erinnere mich noch wie du damals versucht hast Dad diese Schule aus dem Kopf zu reden.
Ich hoffe du bist trotzdem stolz auf mich.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 22, 2018 ⏰

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