Hexengrimoire

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Auf dem Gesicht der mutmaßlichen Hexe zeigte sich ehrliche Verwunderung, als sie die drei Männer erkannte, die so unerwartet vor ihrer Haustür standen. "Inspektoren Cullens, Norman und...?" "Maier", ergänzte Sam eilig. "Uhm, aber ehrlich gesagt sind wir nicht so ganz offiziell hier." Jetzt wich die Verwirrung auf Lizzys Miene einer gesunden Skepsis. "Nicht ganz offiziell? Was kann ich für Sie tun?" "Wir würden uns gerne noch einmal mit Ihnen unter vier Augen über die Hygiene in der Küche und einen... Verdacht unterhalten", versuchte Sam es und hatte Erfolg. Nach anfänglichem Zögern trat die junge Frau beiseite und ließ die Gruppe ein, wenngleich ihr anzusehen war, dass ihr dabei nicht ganz wohl war. Wer konnte es ihr schon verübeln? Wenige ließen einfach so gleich drei fremde Männer in ihre Wohnung.


Diese stellte sich als eine typische Studentenbude heraus. Klein, unordentlich und überfüllt mit Büchern und Zetteln in jeder Ecke. Dazu gesellten sich ein paar leere Flaschen Bier und eine halbvolle Flasche Wodka. Eilig war Lizzy vorgegangen, um das Sofa, auf dem sie offenbar auch schlief, freizuräumen. "Setzen Sie sich doch. Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Cola oder Wasser?" Eine gute Gastgeberin schien sie dennoch sein zu wollen, doch Dean und Sam lehnten unisono ab. "Nein, danke." Cas schwieg einfach und so kehrte Lizzy lediglich mit einem Glas Wasser für sich selbst zurück. Erst, als sie gegenüber den dreien, die sich auf das Sofa gequetscht hatten, wobei Castiel nach Deans Ansicht viel zu nahe rückte, auf dem Boden Platz genommen hatte, kam Sam auf den Grund für ihr Hiersein zu sprechen.


"Lizzy, wir haben bemerkt, dass es bei einer der Chargen Schokoladenpudding zu... Verunreinigungen kam." Es war fast zu einfach. Sam musste an sich halten, um nicht direkt alles auszuplaudern und das Mädchen damit womöglich zu verschrecken. Ihr stand nämlich ins Gesicht geschrieben, dass sie ganz genau wusste, wovon er sprach. "Verunreinigungen? Ist das denn gesundheitsschädlich?" Ihre Stimme war prompt eine Oktave höher gerutscht, sodass Dean nur vielsagend eine Braue hob und zu seinem Bruder sah, der leise seufzte, aber lächelte.Sam tat die junge Hexe beinahe Leid. Sie hatte offenbar keine Ahnung, wer sie waren und noch weniger, was sie mit ihrem Zauber anrichtete. Ehe er jedoch versuchen konnte, der Studentin sanft beizubringen, was los war, mischte sich Dean ein. "Wir sind Jäger und wissen, dass du eine Hexe bist und einen Liebestrank oder sowas da reingekippt hast." Vor Schreck hatte Lizzy ihr Glas fallen lassen und rutschte sofort ein Stück von den Männern weg. "Du brauchst keine Angst zu haben", beeilte sich Sam hinzuzufügen und beschwichtigend die Hände zu heben. "Wir sind hier, um zu reden." Die junge Frau wirkte nicht überzeugt, doch hielt immerhin inne. "Mein Bruder", erklärte Sam weiter und nickte in Deans Richtung, "ist ein Opfer deines Zaubers und wir möchten, dass du ihn brichst."


Noch immer machte Lizzy den Eindruck, als würde sie jeden Moment aufspringen und aus der Wohnung flüchten, solange es sei nur weit weg von den drei vermeintlichen Jägern brächte. Dass Castiel als dritter im Bunde ein Engel war, wusste sie schließlich nicht. Ob es sie beruhigt hätte, blieb wohl ohnehin fraglich. "Schau. Wir wissen, dass du niemandem schaden wolltest. Wir haben von deinem Orden gehört und dass ihr gute Hexen seid, aber... bei deinem Zauber scheint etwas schief gelaufen zu sein." Die Details sparte Sam lieber aus. Dass sie Leute in den Tod getrieben hatte, wäre am Ende noch zu viel für Lizzy.


Sie schluckte nervös und brauchte wohl erst einmal einen Moment, um all diese Neuigkeiten zu verdauen. Den nassen Fleck auf den Boden schien sie auch längst vergessen zu haben, doch keiner der Jäger noch der Engel machten sich die Mühe, sie darauf hinzuweisen. Auch nicht, als sie langsam wieder näher rückte und eine sitzende Haltung einnahm. Eine ganze Weile, die Dean erschien wie eine Ewigkeit, starrten sie einander nur still an, dann fasste sich Lizzy sichtlich ein Herz und brachte stammelnd heraus: "I-ich ka-kann nicht."

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