Der Tag danach

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Einen Tag nach meinem Erwachen aus dem Koma kamen viele meiner Verwandten, Onkel,Tanten,Cousinen zu Besuch.

Mein Zimmer war ziemlich voll. Man sah an ihren Gesichtern einerseits Freude das ich aufgewacht bin, andererseits sah man ihnen Schmerz und Mitleid an. Gerade wo sie den Tod meiner Eltern und meines Bruders verarbeitet haben, erwache ich aus dem Koma und erinnere sie an den Verlust. Sie blieben für einige Stunden in meinem Zimmer und fragten immer wieder „ wie es mir geht ?" und ob ich mit den Nachrichten klarkomme.Ich wusste nie wirklich was ich auf diese Frage erwidern sollte.Ich konnte nicht sagen mir geht gut denn das wäre eine klare lüge. Wie kann es mir gut gehen wenn ich doch gerade erfahren hab das ich jeden verloren hab denn ich geliebt hab. Aber ich wollte auch nicht antworten das es mir schlecht geht denn ich wollte sie nicht mit meinen Schmerzen und Schuldgefühlen belasten. Ich antwortet also so ehrlich wie ich konnte mit „ Ich weiß es nicht".

Das was ich erlebt habe war viel zu verdauen,und ich wollte niemanden dabei zu Last fallen.Nach einigen Stunden waren alle meine Verwandten gegangen und meine beste Freundin Eliza kam um mich zu besuchen. Sie kam durch die Tür und rannte auf mich zu um mich zu umarmen sie weinte und durch ihr weinen fing ich auch automatisch an zu weinen,das erste mal seit meinem Erwachen.

Sie guckte mich an und wischte mit ihrer Hand meine Tränen vom Gesicht. Eliza sagte danach :„Ich bin so froh das du aufgewacht bist, das war das schlimmste Jahr meines Lebens. Ich habe dich so vermisst. Ich hatte Angst dich nie wieder zu sehen."

Ich erwiderte „ Ich bin auch froh dich zu sehen, du bist die einzige Person die ich liebe und die noch am leben ist .Bitte verlass mich nie!"

Eliza war gerührt von dem was ich sagte und umarmte mich noch fester sie antwortete mir mit: „ Ich werde dich niemals verlassen wir sind beste Freunde seit dem Kindergarten.Wir gehen durch dick und dünn. Du kannst dich auf mich verlassen. Also sag mir wie geht es dir? Aber sag mir die Wahrheit du brauchst bei mir nicht auf stark zu tun ich kenne dich ich weiß das du stark bist aber jede braucht mal eine Pause."

Ich wusste das ich Eliza nicht anlügen konnte also sagte ich ihr die Wahrheit: „Eliza ich habe unerträgliche Schmerzen. Gerade war ich noch friedlich am Schlafen und jetzt habe ich niemanden mehr. Ich habe nicht nur ein Jahr meines Lebens verloren sondern meine ganze Familie. Wer bin ich ohne sie? Ich konnte mich immer auf ihre Unterstüzung und ihre Liebe verlassen auf wenn soll ich mich jetzt verlasssen? Wer bin ich ohne meine Familie Eliza? Es fühlt sich so an als würde mir ein Teil meines Körpers, meiner Seele fehlen ich weiß nicht ob ich damit klar kommen kann. Die Schmerzen die ich an meinem Körper habe sind dagegen ein Witz. Weiß du was noch schlimmer ist als der Tod meiner Familie? Das es meine Schuld ist! Ich hätte ausweichen sollen oder erst gar nicht fahren sollen. Wie soll ich mit diesen Schuldgefühlen leben?"

Eliza war still sie wusste nicht was sie antworten sollte. Sie sah mich an drückte fest meine Hand und antwortete: „ Ich weiß das du Schmerzen hast, und ich will dir so gerne helfen aber ich weiß nicht wie. Du kannst dich immer auf mich verlassen. Du musst dir professionelle Hilfe suchen. Du hast deine Familie nicht getötet du hättest es nicht wissen können. Vielleicht war es das Schicksal deiner Familie. Ich weiß das du das nicht hören willst."

Ich erwiderte genervt mit : „ Schicksal was besseres ist dir nicht eingefallen. Meine Familie starb weil es ihr Schicksal ist? Mein Bruder war erst 16 er hatte ein noch so schönes leben vor sich, meine Eltern wollten noch um die Welt reisen, sie hatten noch so viele Pläne! Schicksal kann einfach nicht die Antwort sein Eliza und das sage ich mit größten Respekt"

Ich wusste das ich gemein war aber ich konnte mich einfach nicht zurückhalten.Eliza war danach still sie blieb eine weitere Stunde und redete darüber was während meiner zeit im Koma alles passiert war. Ich war dankbar das es sie gab. Und am Ende des Tages war ich wieder allein mit meinen Gedanken.

Wer bin ich ? Die Geschichte einer ÜberlebendenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt