Teil 10

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Als Lukas Anneke ins Auto gesetzt hatte und los gefahren ist, versuchte er noch einmal mit ihr zu reden um wenigstens zu erfahren wie es um ihre Schmerzen steht. 

"Anneke kannst du bitte mal was sagen? Wo hast du schmerzen? Und warum hast du mir nicht vor dem ersten Spiel gesagt das du verletzt bist? Wir hätten uns das alles hier ersparen können." 

Man konnte sehen, dass sie überlegte zu antworten, es dann aber doch ließ. Sie saß dort auf dem Beifahrersitz und betrachtete die Regentropfen wie sie am Fenster nach unten liefen und sich ihren Weg bannten. Anneke hielt sich durchgehend die Hand auf die Außenseite des linken Schienbeins. So langsam wurde die Stelle auch lila. Das die Entscheidung zu spielen unvernünftig war, wusste auch Anneke, aber was hätte sie denn machen sollen? Gleich bei dem ersten Spiel auf der Bank sitzen? Und das als Kapitänin? Sie hatte schon mehrere Verletzungen, seit dem sie Fußball spielt. Zerrungen, Dehnungen und auch ein Bruch, aber mit diesem Schmerzen konnte sie all diese Sachen ausschließen. 

Lukas war sauer und auch enttäuscht das seine Spielerin so wenig Vertrauen zu ihm hatte und auch jetzt nicht mit ihm redet. Er will ihr nur helfen, aber weiß nicht wie er das machen soll. So hatte er die sonst so selbstbewusste noch nicht erlebt. So ruhig, konzentriert und voralmding nicht mit so einem schmerzverzerrten Gesicht. 

Als sie am Krankenhaus ankamen halt Lukas seiner Spielerin wieder aus dem Auto und stützte sie, damit sie ihr linkes Bein nicht belasten musste. Sie gingen bzw. humpelten in die Notaufnahme rein und Lukas setze sie in den Wartebereich, damit er sie anmelden konnte.

"Guten Morgen, was kann ich für sie tun?" 

"Lukas Wagner mein Name. Meine Spielerin hat sich bei einem Fußballspiel schwer verletzt am Oberschenkel und kann ihn weder bewegen noch belasten." 

...

Nach dem Lukas noch Angaben von Anneke weiter gegeben hatte und die Fragen der Krankenschwester beantwortet hatte ging er wieder zu Anneke. 

"Ich hab dich nun angemeldet und du wirst aufgerufen. Die Krankenschwester meinte, es sei sinnvoll, wenn du dein Bein hoch legst." 

Lukas erwartete schon gar keine Antwort mehr. Es machte ihn fertig nicht genau zu wissen was in Annekes Kopf vor sich ging. Er machte sich Sorgen und hatte Angst um seine Spielerin. So langsam hatte er das Gefühl, da ist mehr von seiner Seite aus. Anneke war in seiner Sicht eigentlich das perfekte Mädchen. Reif, bildhübsch, intelligent, talentiert, selbstbewusst und sie wusste genauestens was sie wollte. Aber von Selbstbewusstsein war in Annekes Gesicht gerade nichts zusehen. Es war der Innenbegriff von Verzweiflung, Schmerz und Besorgnis. Lukas zerreißt es innerlich, dass er ihr nicht helfen kann. 

"Anneke Christiansen?" Vor den beiden stand die Krankenschwester von der Anmeldung eben. Vor sich hatte sie ein Rollstuhl stehen.

"Ich bring dich nun rein" 

Lukas und die Krankenschwester halfen Anneke in den Rollstuhl und gingen dann los. Vor dem Behandlungsraum drehte Anneke sich um. 

"Ich krieg das schon alleine hin, brauchst kein Babysitter für mich spielen!" 

Lukas wollte gerade ansetzen etwas zusagen, da rollte Anneke in das Zimmer rein und die Tür schloss sich vor seiner Nase. Er konnte nicht verstehen was mit Anneke los war. Die ganze Zeit redete sie nicht mit ihm und jetzt auf einmal sowas. Warum durfte er nicht mit rein?! 

Im Behandlungsraum

"Hallo Frau Christiansen, ich bin Anna ihre behandelnde Ärztin. Setzen sie sich bitte mal auf die Liege, damit ich ihren Oberschenkel abtasten kann."

Vor Anneke stand eine noch recht Junge und wirklich hübsche Ärztin. Die Krankenschwester half Anneke auf die Liege und machte ihren Oberschenkel frei indem sie die Fußballhose nach oben schob. Anneke schaute selbst geschickt auf die Stelle wo es mal ein wenig lila war. Inzwischen sah es aus wie ein Farbgemälde von Picasso. Ihr Oberschenkel war lila, blau grün zum Teil sogar gelblich. Hinzu kam noch das es inzwischen eine riesen Beule war und die Haut spannte. 

"Wie ist das denn passiert?" , fragte die Ärztin und die nette Krankenschwester schrieb alles an dem Computer mit.

"Wir hatten das erste Fußballspiel dieser Saison und mir hat jemand in Oberschenkel getreten, als ich eine Grätsche gemacht hatte. Nach dem konnte ich nicht mehr auftreten oder es bewegen." 

Anneke war den Tränen nahe. Sie war inzwischen nur noch sauer auf sich selbst, weil es nicht so lief wie sie es sich vorgestellt hatte. 

"Und warum ist dein Oberschenkel getapet?"

"Das Training vor dem Spiel lief bei mir nicht so rund. Ich bekam immer wieder Schmerzen, sobald ich schneller lief oder das Bein zu sehr belastet hatte. Ich hab im Internet geguckt und mich dann selbst getapet." 

Anna hörte aufmerksam zu, während sie den Oberschenkel abtastete und Anneke dies mit Schmerzen über sich ergehen ließ. 

"Ich musste einfach spielen und mir ist nichts besseres eingefallen als es schnell zutapen und die Schmerzen auszuhalten. Weißt du, Fußball ist einfach alles für mich und es war das erste Spiel mit meiner Mannschaft. Ich musste es tun."

Anneke konnte ihre Tränen inzwischen nicht mehr zurück halten und fing an zu weinen. Endlich konnte sie mal mit jemanden drüber reden. Von Lukas hätte sie nichts als Vorwürfe bekommen und das passte ihr in dem Moment so gar nicht. 

"Ich kann dich verstehen Anneke! ich spiele selber Fußball und hatte auch schon einige schwere Verletzungen hinter mir an denen ich eigentlich selber Schuld hatte. No risk, no fun, oder nicht?" 

Anna hatte es hinbekommen das Anneke endlich wieder ein wenig lächelte, auch wenn es nur ein aufgezwungenes war. 

"Nichts destotrotz, hast du die Arschkarte. Soweit ich das jetzt fühlen kann und so wie es aussieht hast du einen Muskelbündelriss. Bei dem Training war es wahrscheinlich nur eine Muskelzerrung, aber diese Verletzung bei deinem Spiel, brachte es zu einem Riss deiner Fasern Die Heilungsdauer kann ich dir noch nicht genau sagen, weil ich noch nicht genau sagen kann wie viele Fasern gerissen sind. Das finden wir jetzt durch einen Ultraschall raus. es tut mir leid Anneke, aber mit mehreren Wochen kannst du auf jeden fall rechnen, wenn nicht sogar ein paar Monate. " 

Als Anna das erzählte verschwand das Lächeln der Spielerin wieder und ihr kamen mehr und mehr Tränen auf. Als Anna aber mehrere Wochen, wenn nicht sogar Monate erwähnte brach für Anneke eine Welt zusammen. Sie saß dort wie ein Häufchen elend und fing auf einmal an laut zu schluchzen und zu schreien. Das durfte doch nicht war sein. Wie sollte sie denn Bitteschön auf einem Sportinternat leben, ohne Sport zumachen und das mehrere Wochen lang. Sie konnte ihre Emotionen gar nicht mehr zurück halten und schrie die ganze Zeit. 





Liebe im AbseitsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt