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Als ich aufwache ist es noch dunkel. Wir haben Samstag und damit frei.
Am Montag nächste Woche müsste man diese Anmeldungen abgeben.

Ich schlüpfe in meine Hausschlappen und schlurfe zum Lichtschalter. Meine Lampe leuchtet wieder so gemütlich wie immer. Ich lasse den gestrigen Tag nochmal Revue passieren, werde aber nicht schlauer daraus.
Es ist eindeutig zu viel passiert.

Ich bin einer der möglichen Teilnehmer geworden, meine Eltern schulden Silnur Geld, ich hatte einen Anfall und mir wurde was komisches gespritzt.
Eindeutig kein normaler Tag.

Ach ja, ich hab auch noch Coco fertig gemacht und Brandons Shirt waschen müssen. Also in den nächsten Jahre kann es nur ruhiger werden da ich alles an einem Tag erlebt habe.

Das Haus ist noch still, kein Wunder es ist erst 4:20Uhr.
Ich geh jetzt erstmal ins Bad mir diese Kopfverletzung ansehen.

Der Spiegel zeigt mir mein übliches Gesicht, nur ein dicker weißer Verband umschließt meine Stirn.
Aber ich kann kein Blut sehen, war vielleicht ja auch innen verletzt.
Auf jeden Fall tut es nicht weh so wie gestern. Beim Einschlafen hatte mein Kopf nämlich unangenehm gepocht.
Ohne mir groß Gedanken zu machen wickel ich den Verband ab.
Hmm merkwürdig, gar nichts. Keine Wunde keine Kruste. Auch gegen meinen Kopf klopfen tut nicht weh.

Ich schmeiß den Verband in den Müll und geh wieder in mein Zimmer. Alles sieht so aus wie vor dem Anfall. Wahrscheinlich hat meine Mutter aufgeräumt als ich gerade nicht hören konnte. Sehen war fast die ganze Zeit möglich oder ich hab halluziniert, immerhin waren meine Augen geschlossen. Naja wie auch immer ich will jetzt erstmal rausfinden was es so für türkisene Flüssigkeiten gibt.
Aber mein Handy will ich nicht dafür benutzen wegen dieser Abhörerei.

Ah ich geh einfach in eine Bibliothek, die einzige noch existierende in einem deutschen HZ. Es grenzt schon an ein Wunder, dass es überhaupt noch Bücher gibt und Leute die sie lesen.
Wir sterben langsam aber sicher aus.

Um 5Uhr gehe ich in die Stadt. Nur die schwachen Laternen leisten mir Gesellschaft. Ab und zu fahren Autos an mir vorbei ohne ein Geräusch von sich zu geben.
Der Wind gibt einsame Töne von sich und weht mir um die Haare.
Ich mag den Wind mit seinen verschiedenen Seiten und Stimmen.
Manchmal ist er kalt und schneidet dir ins Gesicht, manchmal ist er eine leichte Brise und bietet dir Abkühlung im Sommer.
Viele Menschen sehen das Wasser oder die Sonne als etwas tolles, aber beides haben die Menschen geschafft zu bändigen, durch Kanäle und Lichtfänger, eine neue Methode künstliches Sonnenlicht zu produzieren.
Aber der Wind besteht aus Luft, die jeder braucht, ohne die keiner überleben würde wenn sie plötzlich verschwinden würde.

Und der Wind macht die Luft erst lebendig. Sie ist emotionslos, er gibt ihr Gefühle und sie gibt ihm den Grund überhaupt zu existieren.
Sie teilen eine unersetzliche Liebe.

Nach weiteren Straßen und Ampeln komme ich an dem kleinen Gebäude an. Ich war bis jetzt nur einmal in der Bibliothek gewesen, da war ich um die 4 Jahre alt. Ich weiß gar nicht warum ich damals nicht öfter gegangen war aber ich bereue es ein bisschen. Früher sah das Gebäude nicht viel besser aus als heute, immer noch die gleiche verschrammte Fassade und die schwarzen riesigen Fensterrahmen, die dich verschlingen zu scheinen.
Aber eins weiß ich nicht mehr so genau, die Öffnungszeiten.
Klar Meike einfach mal extrem früh am Morgen zur Bibliothek ohne zu wissen ob sie überhaupt auf hat.
Manchmal zweifele ich schon an meiner Intelligenz, naja was heißt manchmal... oft.

Auf Zehenspitzen luke ich in das Bücherreich rein und sehe die wuchtigen Regale in ihrer vollen Pracht. Verstaubt aber wunderschön.
Es brennt aber kein Licht und ich kann auch keine Person erkennen.
Seufzend wandere ich mit meinem Blick durch die Straße.
Schon merkwürdig das die Bibliothek das einzige alte Haus hier ist. Der Rest ist entweder weiß verputzt oder hat einen anderen milden Ton und sieht kein bisschen verfallen aus.

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