Kapitel 2 - Zen

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Er blickte mich mit einem äußerst bösen Blick an. Man spürte, wie es in ihm kochte.

Gerade eben wollte ich mich entschuldigen, doch er kam auf mich zu und packte mich am Kragen. Er knallte mich gegen die Wand und fing an zu schreien:" Was fällt dir eigentlich ein?!"

Ich bekam Panik. Ich habe keine große Interesse dazu, mich am ersten Tag mit paar Typen zu prügeln. Ich spürte, wie meine Knie zitterten. Stark schluckte ich meinen Kloß im Hals herunter und schaute weiter in seine dunkelblauen Augen. Ich wollte mich entschuldigen, um keine weiteren Probleme zu bereiten, doch ich bekam kein Wort raus.

Plötzlich holte er mit der Faust aus. Ich schloss die Augen und wartete auf den Schlag.

"Sofort aufhören!", hörte ich eine tiefe Männerstimme schreien. Ich öffnete die Augen und sah, dass seine Faust direkt vor meinem Gesicht stehen geblieben ist. Er blickte zur Seite, wo ein großer Mann mit kleinem Bart dastand. "Scheiße", zischte der Blondhaarige und ließ mich am Kragen los.

"Schon wieder machst du weiter, obwohl wir dir schon gesagt haben, dass es zu großen Konsequenzen führt, wenn du damit nicht aufhören solltest", meinte der Mann. Ich befürchte mal, es ist ein Lehrer.
"Du kommst jetzt auf der Stelle mit zum Schulleiter!"

Der Typ gab ein leises "tz" von sich und folgte dem Lehrer. Nocheinmal drehte er sich zu mir und funkelte mich mit seinem Blick an, von wegen 'das war noch nicht alles'. Seine 2 Gehilfen folgten ihm und schauten mich ebenso mit keinem so freundlichen Blick an.

Als der Lehrer mit den Dreien ums Eck verschwand, richtete sich der Nerd auf. Er schob seine Brille zurecht und lächelte mich mit einer festen Zahnspange an. "Danke", sagte er und strich sich mit der Hand über sein kariertes Hemd, um den Dreck bisschen abzuschütteln. Ich schüttelte nur den Kopf. "Was hast du denen eigentlich getan?", fragte ich.
Er verschrenkte seine Finger miteinander und stand erst mal da, wie ein kleines Mädchen, welches ihren Eltern etwas beichten möchte. "Er wollte Geld, wie eigentlich jedes mal, was ich aber nicht viel besitze und ihm deshalb nichts geben wollte", er kratzte sich an dem Kopf, "Du weißt doch eigentlich recht genau, wie der tickt".

Tickt? "Sorry, hab keine Ahnung, heute ist mein erster Schultag hier, also weiß ich nicht, was das für einer ist", sagte ich nur und lehnte mich kurz an der Wand. Der Nerd schaute wieder auf. "Es ist besser, wenn du dich von ihm fernhälst, wenn du nicht so enden willst, wie die meisten", er musterte mich, "oder es ist schon zu spät".

'Na danke',  dachte ich mir nur und seufzte. "Was ist das eigentlich für ein Typ?", fragte ich ihn, damit ich auch weiß, wie der Typ heißt, den ich für den Rest meines Lebens vermeiden werde.

"Sein Name ist Zen Gerwitch. Viele nennen ihn aber den 'King' an der Schule. Er ist ein tyrannischer Befehler, welcher mit seinen Untergebenen durch die ganze Schule läuft und verlangt, dass wir ihm gehorchen. Ständig klaut er anderen Jugendlichen ihr Geld und verlangt mehr. Wenn sie es bis an dem gesagten Zeitpunkt nicht bringen, werden sie so enden wie ich", er schob kurz seine schwarze Brille nach oben, "Es ist echt lästig, in seinen Händen zu liegen".

Ich nickte, um ihm zu zeigen, dass ich es verstanden habe. Also heißt der Typ Zen. Und er ist ein kompletter Fiesling, der anderen hilflosen, die sich sowieso nicht wehren können, dass Geld aus der Hose zieht. So ein Arschloch..

Der Nerd schaute auf seine Armbanduhr. "Der Unterricht beginnt bald. Dürfte ich fragen, in welcher Klasse du jetzt bist?".
"11a", antwortete ich. "Bin B. Dann sind wir wohl nicht in der Selben", sagte er,  "Dann sehen wir uns später".

Er winkte kurz und verschwand auch schon. Auch ich sollte mich besser auf den Weg machen. Ich habe keine Lust, am ersten Tag zu spät zu sein und Diskussionen mit meinem Lehrer oder Lehrerin zu haben. Ich hatte schon genug stress mit diesem Zen, der mir reichte.

Als ich wieder in meine Klasse zurück ging, saßen zwei weitere Personen neben Adora an unserer Bankreihe. Ich hörte wie sie redeten und über etwas lachten. Dabei sah ich Adoras strahlendes Lächeln, was sie noch niedlicher wirken lässt.

Ich lief zu meinem Platz und setzte mich hin. Adora drehte sich zu mir und lächelte. "Warum warst du so lange weg?", fragte sie mich, doch ich machte nur eine kleine Handbewegung, die ihr deuten sollte, dass es nicht so wichtig wäre.

"Du bist also Eren?", sagte der Typ, der neben Adora saß. Neben dem Typ saß noch ein Mädchen, welches mich musterte. "Jap, und ihr?", fragte ich sie und kratzte mich am Kopf. Der Typ lächelte und antwortete:" Ich bin Aiden", sagte er. Dann deutete er zu dem Mädchen hinter ihm:" Und das ist Marlen".

"Ich kann mich auch selber vorstellen", schnaubte Marlen, lachte aber gleich danach. Beim Lachen funkelten ihre grünen Augen. Sie hatte lange, blonde, wellige Haare, welche hell strahlten, wenn Licht auf sie schienen.

Aiden hatte schwarze Haare und einen Sidecut. An seinen Ohren hatte er viele Piercings. Da fiel mir ein, dass Zen auch welche am Ohr hatte. Aber nicht so viele wie Aiden.

Auch wenn Aiden vom Gesicht eher der Typ wirkte, der mit seiner Motorradgang durch die Stadt raste, war er doch wohl bekleidet. Er hatte ein lässiges kariertes Shirt, dass aber rot und nicht blau war, wie des vom Nerd davor. Normale blaue Jeans und sportliche Schuhe. Ich könnte mir eine gute Freundschaft mit ihm vorstellen.

Ich lächelte sie freundlich an, um einen guten Eindruck zu hinterlassen. "Auf ein Gutes restliches Jahr mit mir", sagte ich.

Kurz danach öffnete sich die Tür. Es betrat ein Mann, welcher dann wahrscheinlich mein Klassenlehrer war. Ich habe nämlich den Stundenplan schon längst bekommen und Montags, in der ersten Stunde hatten wir Mathe - bei unserem Klassenlehrer.

Er stellte seine große, schwarze Tasche am Tisch ab. "Sofort alle hinsetzen!", sagte er mit einem lauten Ton. Er gefiel mir jetzt schon nicht, da er sehr streng wirkte. Die Leute aus meiner Klasse setzten sich langam hin, doch tuschelten noch leise miteinander.

Nachdem er uns begrüßt hatte, schaute er sich um und als er mich entdeckte, nickte er mir zu. "So, du musst also Eren Winter sein, richtig?", fragte er mich. Ich nickte.

"Ich bin Herr Stier, dein Klassenlehrer, welcher die Fächer Mathematik, Biologie und Geschichte unterrichtet", sagte er. Dann richtete er sich wieder zur Klasse:" Er ist hier her gezogen und kennt die Umgebung daher nicht gut. Bietet eure Hilfe an und verständigt euch gut mit ihm".

Nach diesem Satz drehte er sich zur Tafel um und fing an, irgendwelche Formeln an die Tafel zu kritzeln. Ich spürte immer noch die Blicke auf mir liegen. So fühlt es sich also an, ganz neu zu sein.

Plötzlich wurde die Tür aufgerissen. Die Blicke, die davor noch auf mir lagen, schauten jetzt neugierig zur Tür, um zu sehen, wer da ist.

Doch als ich sah, wer es war, stockte mir der Atem.

Zen betrat mit einem nicht gerade erfreuten Gesichtsausdruck die Klasse und lief nach hinten. Er setzte sich zwei Plätze hinter mich. Ohne ein Wort zu sagen, packte er seine Sachen aus und starrte aus dem Fenster.

"Immer das Selbe mit dir", meinte Herr Stier kopfschüttelnd und wandte sich zu seinen geliebten Formeln. Hinter mir hörte ich noch leise, wie Zen "Fresse", zischte.

Mir wurde klar, dass der Typ, der mir gedroht hatte, dass es noch nicht vorbei war, nun direkt zwei Plätze hinter mir sitzt und in der selben Klasse ist. Ich schaute kurz über die Schulter zu ihm rüber.

Plötzlich trafen sich unsere Blicke. Ich schaute ihn an und er schaute mich an. Als ihm klar geworden ist, wer ich eigentlich war, fing er an, so richtig dreckig zu grinsen, von wegen 'hab ich dich'. Ich schenkte ihm nur einen kurzen bösen Blick und drehte mich sofort nach vorne.

Ich habe jetzt schon keine Lust mehr, auf die neue Schule...

Dark SecretWo Geschichten leben. Entdecke jetzt