Initium

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Meine Mutter war eine Hexe. Ich konnte nicht glauben, was die Händler und Boten im Land verbreiten. Meine Mutter verdiente sich tagsüber mit Wahrsagerei und Arznei aus pflanzlicher Herstellung ihr Geld, bis sie es nachts im Glücksspiel verlor. Was sie tagsüber nicht bekam, holte sie mit Prostitution wieder ein. Ich konnte mich über jeden Taler freuen, den ich als Taschengeld bekam. Jedenfalls so lange, bis sie anfing mich zu beklauen, ihren eigenen Sohn. Nach diesen Gedanken konnte ich nicht mehr nach Vergebung für Mutter suchen. Soll sie doch auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden. Die Mixturen waren mir stets fremd und zuwider. Sie prangerte die Pflanzen und ihre Wirkungen hoch an. Die Schattenlilien sind ein wirksames Aphrodisiakum und die Blüten der Ikaruswurzel solle als Droge fungieren, welche den armen Tor zu einer leeren Hülle verwandelte, die kaum aufrecht laufen kann, aber das Glück seines Lebens spüren soll. Als ich vom spielen heim kam und einen Stock auf mein Knie bekam, welches nicht aufhören wollte zu bluten, fragte ich nach einer heilenden Salbe, doch sie meinte, dass ihr Werk mehr Unheil als hilfreich sei. Sie gab mir immer irgendwas zum draufhalten und meinte, wenn es mich nicht umbringen soll, so soll ich mit ein paar ihrer ,,engeren" Freunde nach weiteren Kräutern suchen. So langsam konnte ich einen Keim des Hasses in mir heranwachsen spüren und begab mich langsam zum Marktplatz. Der Henker und einige Knappen sammelten das Holz zusammen und ein Man packte mich am Arm und schrie: ,,Der Hurensohn soll es sein, der das Feuer eröffnet und der Ton ihres Schmerzes sein Ohr als erstes erreichen und als erstes wieder verlassen!" Ich ließ mir weitere Sachen durch den Kopf gehen, die zeigen was Mutter für ein niederes Tier war und erzürnte mich. Ich sprach zum Henker mit geballter Wut in meiner Stimme: ,,Gebt mir die Fackel, auf dass die Missgestalt hier ein jähes Ende findet!" Die Leute fingen an Mutter zu beschimpfen. Ich ließ es an mir vorbeiziehen, wie der Wind, der ein letztes Mal durch Mutters Haare fuhr. Sie sah mich angewidert an, so, als wäre ich ein Regenwurm, den sie zertrat und nun an ihrem Schuh klebte. Ihr durchdringender Blick ließ mich kalt. Der Henker gab mir eine Fackel und entzündete sie. ,,Lasst die Hure brennen und sie mit ihren Schreien hinab ins Höllenfeuer fahren!" Die Menge frohlockte. Hexenverbrennungen hat nicht jedes Dorf, unseres schon und das ließ sich keiner entgehen. Ich blickte Mutter in die Augen. Ein paar letzte Worte bildeten sich in meinem Kopf, doch keiner schaffte es auszudrücken, was man einer Frau wie ihr sagen wolle, also hielt ich den Blickkontakt zu ihr, während ich die Fackel auf sie warf. Ich traf das Knie und sie zuckte zusammen. Sie konnte mich nie wirklich leiden, da sie mich stets wissen ließ, dass ich ein Bastard bin und eigentlich froh sein kann, dass ich nicht mit ihr an dem Pfahl angebunden bin. Das Feuer entzündete sich langsam und das trockene Eichenholz brannte knisternd und fauchend. Die Menschen warfen mit Worten und Steinen, die Mutter verletzten. Sie litt unter den Wunden und das Feuer was nun ihre Klamotten langsam in Brand steckte. Dennoch ließ sie nicht von mir ab. Ich schrie ein letztes Wort nach bevor die hungrige Flamme sie verschluckte, wie ein Raubtier seine Beute. Ein letztes Wort, welches sie mit in den Tod nehmen soll. Ich schrie mit der ganzen Kraft, die mir mein Körper gab: ,,HURE!" Nachdem dies vorbei war, ging jeder seine Wege. In der selben Nacht wurde das Dorf von schwarzen Rittern angegriffen, die aus dem Westen gekommen sein müssen. Ich wurde vom Geruch der brennenden Träger und dem Brechen des Holzes unter meinen Füßen aus dem Schlummer gerissen. Als ich meiner Situation bewusst war, rannte ich los und sprang aus dem Fenster, landete sicher im Heu und versuchte rauszukommen, als sich plötzlich eine Lanze in den Boden vor mir bohrte. Ein Pferd schwarzer als jede Nacht und sein Reiter mit Augen rot wie das Blut, auf seiner dunklen Rüstung klebte, sah auf mich herab und sagte mit einer rauen, unheilvoll klingenden Stimme: ,,Grüß deine Mutter!" bevor sein Pferd mich unter seinen Hufen begrub und mich blutend und weinend im Dreck liegen ließ. Ich hörte seine Worte noch ein paar mal im Kopf und bevor mir klar wurde, wer oder was diese Person war, wurde es dunkel und ich schlief ein letztes mal ein.


Marduk wurde in seinem Zimmer wach, schweißgebadet blickte er die Decke an. ,,Jede Nacht der selbe Traum." sprach er zu sich selbst. Er kletterte aus seinem Fenster und blickte in den sternenklaren Nachthimmel und fixierte sein rotes Auge auf den Mond. Er kletterte die Treppe neben seinem Fenster auf das Dach seines Hauses und lehnte sich an den Schornstein an. Er blickte an sich runter. Er trug gerne schwarze Trenchcoats, welche untenrum zerfetzt oder durchlöchert waren und seine Haare waren nach hinten zu seinem Zopf weiß und sein Zopf blutrot gefärbt. Seine Jeans waren ebenfalls durchlöchert. Er hasste es, normal zu sein und noch mehr hasste er es, das Ripped Jeans in Mode sind. Er zog eine verärgerte Miene und strich sich über sein linkes Auge. Es hat sein Augenlicht bei der Geburt verloren, da seine Netzhaut keine ausreichende Ausbildung hatte. Er genoss das einäugige Sehen, trotz mancher Probleme wie der räumlichen Wahrnehmung. Er tat alles um zu null Prozent normal auszusehen, dennoch hatte er einige Freunde, die ihn normal nennen. ,,Marduk-Normal" war ihr Begriff für sein Aussehen. Seine Freunde folgten ihm nicht in seinem Wahn nach Anti Alles. Doch das störte ihn nicht. Er dachte über den Traum nach. Sein wiederkehrender Albtraum indem ein Junge in mittelalterlichen Zeiten seine Mutter, eine scheinbare Hexe, verbrannte und in der selben Nacht, vermutlich mit dem Rest des Dorfes ermordet wurde. Grade ihn würde es nie interessieren, was anderen passiert, aber das Ableben dieses Jungen ließ ihn nicht los. Er beschloss morgen mit seinen Freunden dieses Thema anzusprechen und zu gucken, wo man sich diesbezüglich informieren könne. Marduk kletterte durch sein Fenster wieder rein und schmiss sich auf sein Bett, ehe er sich versah schlief er wieder ein. Ohne einen Traum.


Am nächsten Morgen machte er sich erstmal seinen schwarzen Kaffee und verließ das Haus. Er steckte sich eine Zigarette in den Mund und seine Kopfhörer in die Ohren, welche seinen Lieblingssong ,,Coming Undone" von ,,KoRn" zum besten gaben. Er mochte es mit seiner Musik andere Leute zu stören. Sei es im Bus neben der alten Dame, die ihn alle fünf Sekunden anstarrte und mit dem Kopf schüttelte oder das Bellen von Hunden, die krampfhaft versuchten seine Musik zu übertönen, wenn sie aus einer Box dröhnte. Auch seine Freunde blieben nicht verschont. Seine Musik war immer vor ihm beim Treffpunkt. Er warf den Stummel in einen Gulli und überquerte die Straße, welche ihn zum Ziel brachte, die Stadtbibliothek. Seine Freunde warteten bereits. Felix, ein magerer Junge mit der einen Kopf kleiner war als Marduk und stehts Haarspray dabei hatte, damit seine blonden Haare auch ja nicht den Halt verlierten. Er hatte Haare wie sein Lieblingsfußballer Schweinsteiger. Dann noch Daniel, er war der Größte und stärkste von ihnen, was seine Muskelmasse übertraf war sein Gehirn. Er studierte Psychologie und wollte eigentlich bald ein Praktikum als Wärter in einer Psychiatrie anfangen. Er hatte kurze braune Haare und trug sein weißes Hemd, mit einem ,,Keep Pumping" Aufdruck, welches er so oft trug, wie er konnte. Das Schlusslicht bildet Billy. Er war der unauffällige von der Truppe, er hatte blondes, langes, gelocktes Haar und trug eine Brille, seine Statur glich der von Marduk und er wurde immer von den anderen Agent 47 genannt, da er sich durchgehend geräuschlos bewegte und selten etwas sagte. ,,Wat rauchste denn in der Öffentlichkeit? Biste net minderjährig?" sagte Felix abwertend. ,,Die brauch ich in zwei Minuten, wenn du wieder deine Friese richtest." antwortete er fies grinsend. ,,Also" begann Marduk. ,,Ich hab da ein Problem, ich habe jede Nacht einen wiederkehrenden Traum. Ein Junge soll seine Mutter auf nem Scheiterhaufen verbrennen und wird in der Nacht abgemurkst. Es weiß keiner von euch, was das bedeuten soll oder?" Er blickte die drei sich schüttelnden Köpfe leicht enttäuscht an. ,,Dacht ich mir, deswegen gehen wir jetz hier rein und informieren uns." ,,Du in ner Biblio? Naja, hab scho Pferde kotzen sehen." sagte Felix abwertend und zog sein Haarspray und wollte gerade ansetzen, als Marduk sein blaues Feuerzeug entflammte und auf Felix zuging. Dieser packte es wieder weg und blickte gen Boden.


Nach zwei Stunden und mehreren Fragen nach Büchern, die mit Träumen zu tun haben, wurden die Jungs nicht schlauer. Die Angestellte, welche in einem Regal hinter Marduk und Billy ein paar Bücher einräumte, blickte sie an und fragte sie, was genau sie wissen wollen und Marduk erzählte ihr, was sein Problem war. Die Dame meinte, sie habe in ihrer Ausbildung bereits jemanden kennengelernt, der das selbe träumte und zeigte ihm eine Stelle im Geschichtsbuch der Stadt. Auf dieser Seite fand er einen Eintrag bezüglich einer Hexenverbrennung und ließ sich genau durch, was das Buch an Informationen bereit hielt. Als er fertig war bemerkte er eine unglaublich zufällige, aber erleuchtende Tatsache.

Er und der Junge trugen den selben Nachnamen...

Mysterium dei SirenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt