"Irgendwann kommt er mich eh holen", sagte sie und stieß dabei den Rauch ihrer Zigarette durch die zusammengepressten Lippen aus.
"Aber du musst es ja nicht drauf ansetzen!" Gleichgültig drückte Quinn ihre Kippe mit dem Fuß auf dem Boden aus und kickte sie unter sich in den Fluss. Sie stand mit ihrem besten Freund Michi auf der kleinen Brücke über dem unbedeutenden Flussarm. "Ich muss jetzt los", sagte sie seufzend und hob ihren Vans-Rucksack auf. "Ciau Süße!", sagte Michi und nahm sie in den Arm.
Immer wenn jemand sie darauf aufmerksam machte, dass sie ihrem Körper mit den Kippen und dem Alkohol schaden würde, sagte sie, dass Zigaretten die Lunge und Alkohol die Leber ficken, aber die Liebe fickt den Kopf. Das ist das Schlimmste!
Sie wurde bald 16, fühlte sich jedoch schon älter und sah auch so aus. Ihre schulterlangen Haare waren leicht gelockt, ihre Figur weiblich und Style etwas undefinierbar, weil sie nicht nur einen hatte. Mal sa sie aus wie eine Fusion aus einem Skater-Boy und einem Punk, mal wie Mainstream und Hipster. Aber sie stand dazu. Sie hatte gelern damit umzugehen.
Sie hatte sogar gelernt damit umzugehen wenn sie jemand auf ihre Narben auf dem Unterarmen ansprach. Es waren dünne, weiße Narben die sich im Abstand von nur ein paar Millimetern waagerecht über ihren Arm verteilt waren und die eine große rote, die sich vom Handgelenk bis an die Elle senkrecht über die Haut klaffte. Erst neulich hatte ein fremder Asi sie respektlos angequatscht und gefragt 'was das denn sei'"Oh das? Das is ein Tatoo in Blindenschrift. Da steht IT'S NOT YOUR FUCKING BUSINESS!" Sie hatte aufgegeben sie zu verstecken. Sie stand dazu, dass sie sich Jahre lang selbst verletzt hatte. Sie stand zu hiere Essstörung, sie stand zu jeder Scheiße die sie je gemacht hatte. Und sie hatte viel Scheiße gemacht.
Sie hatte eine halbe Stunde nach Hause zu fahren und hoffte dass sie es noch bis halb 8 schaffte. Da musste sie zu Hause sein und ihre Mutter war sehr streng wenn es darum ging, dass sie pünktlich war. Sie setzte sich in die S-Bahn die zu ihrem Glück gleich kam und nahm einen Kaugummi aus ihrer Tasche. Ihre Mutter durfte nicht raus finden dass sie wieder geraucht hatte.
Die Luft an diesem April-Abend war kühl und feucht. Sie ließ sie tief in ihre Lungen fließen bevor sie durch die Haustür trat. Knapp begrüßte sie ihre Mutter und ging sofort duschen.
Das Wasser tropfte über ihe Nasenspitze auf den Badvorleger. Sie betrachtete sich im Spiegel und es kam ein Gefühl über sie, dass sie hasste. Dieser kalte Schauer der ihr Herz umklemmte. Der leise Hauch der Depression den sie hoffte hinter sich gelassen zu haben. Man konnte jetzt nicht mehr sagen ob es das Wasser aus der Dusche oder ihre Tränen waren die über ihre Wangen liefen. Es war nun mal eine Krankheit, die kein Therapeut jemals komplett heilen konnte, auch wenn sie schon manchmal der Meinung war es überstanden zu haben. Sie zog sich wieder an und band ihre nassen Haare in einen Dutt.
"Quinn! Wollt'se mitgucken?", kam es aus dem Wohnzimmer. "Was schaust du denn, Papa?" "Setz dich her! Den wollten wir schon mal gucken" Ihr Vater hatte "Akte Jane" aufgenommen. Ein echt guter Film, in dem eine Frau zu den Navy Seals geschickt wird. Quinn sah solche starken Frauen als Vorbild. "Vielleicht geh ich auch mal zum Bund", sagte sie immer. Daraufhin zog ihr Vater jedes mal skeptisch die Augenbrauen hoch und ihre Mutter sagte sowas wie "nein sowas machst du nicht, nh!"
23:28 Uhr. Quinn ging in ihr Zimmer. Es war groß und ganz nach ihrem Geschmack eingerichtet. Schlicht aber mit vielen Fotos und Postern tapeziert. Sie hielt die meisten Erinnerungen an ihren Wänden fest. Konzertkarten, Autogramme, alte Polaroids. An ihrem Fenster stand ihr Schreibtisch. Sie setzte sich vor den Monitor und schaltete den Pc an. Erst tauchte sie das düstere Zimmer in ein dunkles rot und die Marschine summte beim Hochfahren und dann durchflutete das grelle Licht des Bildschirms das Zimmer. Quinn checkte ein paar Mails und dann ging sie auf Skype. Sie sah, dass ihre beste Freundin ihr geschrieben hatte. "cam?" Sie skypten fast jeden Tag . Elisa wohnte bei Bremen, also sahen sie sich praktisch nie. "jo warte", schrieb sie zurück. Sie kramte ihre Kopfhörer aus der Schublade unter ihrer Tastaturablage und schloss sie an den Pc an. Das Rufzeichen von Skype klang ihr nur kurz in den Ohren bevor Elisa abnahm. Grinsend schauten sich die beiden an. "Hey du", schmatzte Elisa die sich gerade eine Gabel Asia Nudel in den Mund schob, "du ich hab was für dich". Quinn zog eine Augenbraue hoch. Da erhielt sie eine Benachrichtugung. Sie schob auf dem Monitor das Gesprächfenster zur Seite und öffnete den Skype Chat. Elisa hatte ihr einen Link geschickt. Sie öffnete ihn. "Das is voll der coole Chatroom! Du erstellst nen Account und dann wirst du mit irgendwem zusammengewüfelt. Dann kannst du mit dem chatten!" "Das klingt nach einer Mischung aus Chatroulett und jeder Dating-Website", lachte Quinn und ging auf 'Konto erstellen'"Du mach mal". Elisa schob sich wieder Nudeln in den Mund. "Ich schau jetzt weiter Prison Break" Und Elisa war weg.
Quinn verband ihren Facebook Account mit der Website und ging online.
Chris: hey. schickst du mir mal pls n paar sexy pics von dir?
*NEXT*
Olli: hei. Kannst du mir bitte ein bild von deinen Füßen schicken?
*NEXT*
Kathi: echt nur komische typen hier, nicht war?
Quinn: hast recht haha
...00:12. Müde ließ sie ihren Pc in den Ruhezustand gehen. Sie hatte eine Zeit mit Kathi geschrieben. Irgendwie hatte sie Spaß daran gehabt, beschloss alledings sich morgen direkt wieder abzumelden. Jedoch war sie dafür gerade viel zu müde. Sie spürte den Wein den sie am Nachmittag getrunken hatte. Sie ließ sich in ihr Bett, dass am anderen Ende des Raumes stand fallen und schlief direkt ein.
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if death wants you.
Roman d'amour"...ich hab dir gesagt, dass ich bald sterben werde, oder?" Das Leben genießen heißt lieben! Diese Erfahrungen machen Quinn und Yosha, beide auf ihre Art unheilbar krank, im Laufe ihres Lebens, von dem sie nicht wissen, wann es zu Ende sein kann