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Er riecht so gut. Ich schlürfe meinen Caipirinha. "Und Wie alt bist du? Ach, wir können uns duzen, oder? " - "Ja klar. Ich bin 22." Er schaut zu dem alten Mann herüber. "Erzähl' mir was. Wo zum Beispiel würdest du jetzt gerade gerne sein, Diane?" Wir schauen uns lange in die Augen. Ich könnte tagelang in diese Augen starren, ohne mich je zu langweilen. Nach einer langen Überlegung gebe ich eine Antwort: "Ich denke ich bin genau da wo ich sein will." Die Bar wird immer leerer. Minuten fühlen sich wie Sekunden an. Der Mann mit der offenen Krawatte geht auch. Zwar als Letzter, aber er geht. Nur noch wir sind da. Noah hat die Ärmel seines weißen Hemdes hochgekrempelt. "Also, wieviel muss ich bezahlen?" - "Nichts. Der geht aufs Haus." "Danke..." gebe ich erstaunt von mir. Ich lege meine Hand auf die Serviette und spiele mit dieser. Er legt seine Hand auf meine. "Willst du mitkommen? Nach draußen?" Noah nickt. Wir verlassen die Bar und er schliesst ab. Es ist jetzt ziemlich kalt. "Hast du etwas vor?" frage ich und hoffe sehnlichst, dass Noah genauso an mir interessiert ist, wie ich an ihm. "Ja. Ich hatte eigentlich vor, dich zu küssen." Ich halte es nicht mehr aus. Ich lehne mich vor und alles kribbelt in mir. Das passiert mir sonst nur bei Horrorfilmen. Wir lächeln uns an und ich vergesse die Kälte und alles wird wohlig warm um mich. Er küsst sehr gut. Ich wurde selten so  gut geküsst.
Wir steigen in ein schwarzes Auto. Er fährt los. Eine Hand auf dem Lenkrad, die andere auf meiner Hand. Alles riecht frisch gewaschen und nach einem leichten Männerparfüm. Die ganze Zeit schaut er zu mir herüber. Dann macht er den Motor aus und steigt aus. Ich folge ihm. Wir drehen uns. Er hält mich. Obwohl ich nichts über ihn weiß, außer seinen Namen und sein Alter, fühle ich mich sicherer denn je. Andererseits hat Noah genau so wenig Informationen. Er schließt sein Appartement auf und knipst das Licht an. Vor mir steht ein riesiges graues Sofa und ein enormes Regal voller Bücher. "Das gehört dir?" frage ich verdutzt. Er schlingt die Arme um mich. "Ja. Ich lese viel." Ich schaue mich genauer um. Auf dem Tisch in der Küche steht eine Flasche Chardonnay. "Wie Woher hast du denn das Geld für solchen Wein und eine solche Wohnung?" Er zieht seine Jacke aus und legt sie in eins der Zimmer, dass ich noch nicht betreten habe. "Ach weisst du", ruft er mir aus dem Zimmer zu, "meine Eltern haben mir einen guten Job besorgt. Sie haben halt 'connections'." So wie er es sagt, klingt es schlecht, reiche Eltern zu haben. Ich setze mich auf das Sofa und bewundere das Bücherregal. Es sieht aus, als wäre Medizin in seinem Job. Er hat viele Bücher mit unaussprechlichen Namen, wie zum Beispiel  γ-Hydroxybuttersäure oder Methyprylon. Die sind aber ganz oben eingeräumt. Auf den Etagen, die auf Augenhöhe sind, befinden sich Filme, geordnet von A nach Z. Mein Lieblingsfilm ist auch dabei. Noah setzt sich zu mir und fängt an, meinen Hals zu küssen. Plötzlich vibriert mein Handy. Es ist Louise. Am liebsten würde ich das Handy aus dem Fenster schmeissen, weil es alles unterbrochen hat, aber Noah pausiert das Küssen und macht klar, dass ich rangehen soll. Ich gehe also ran; Am Ende der Leitung ist Samuel, der Türsteher des Clubs, in den Louise gegangen ist. "Hallo, ich bin es, Samuel. Louise ist bei mir, also vor dem Club und will nicht alleine nach Hause, weil es ihr nicht gut geht, aber ich habe Dienst. Holst du sie ab?" Seufzend antworte ich: "Ja, ok. Bin in 10 Minuten bei euch. Danke Samuel." Ich lege auf und Noah nickt. Wir verlassen das Appartment und er bringt mich zum Club. Bevor ich aussteige, trägt Noah seine Nummer in mein Handy und flüstert in mein Ohr: "Bis bald Diane." Ich steige aus, drehe mich um und schneller als ich dachte, ist er verschwunden.

Trapped Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt