Kapitel 1

14 1 0
                                    

Emily, 14.3.5926

Ich habe nie zu der Oberschicht oder der Unterschicht gehört. Ich war eigentlich immer mitten drin und mir hat nie irgendwas gefehlt. Naja, außer halt dieses unbeschwerte Gefühl von Freiheit. Das hatte ich nie und werde es wohl auch in nächster Zeit nicht verspüren. Warscheinlich nie. Was solls! Meine Eltern haben mir schon mein ganzen Leben beigebracht, mit dem glücklich zu werden, was ich habe. Und das bin ich eigentlich auch! Ich habe gute Freunde, eine Familie, die immer für mich da ist, ein schönes Zimmer und bin gut in der Schule. Außerdem spiele ich Geige, tanze und habe schon immer ein Hoverboard. Was will ich mehr? Eigentlich nur dieses Gefühl der unbeschwerten Freiheit und ich will mal was anderes sehen als Greentown...

Ich bin jetzt 16 Jahre alt und habe mein ganzes Leben lang nur das gleiche gesehen! Die hohen Häuser aus Glas, die Bahnen, mit denen man von Haus zu Haus fliegt, den Park, für den Greentown bekannt ist, unser Apartment im 734. Stock, der kleine Wald, der die ganze Situation auch nicht besser macht, den angelegten See mit der großen Wiese, die ganzen Freizeitparks hier in der nähe und die wünderschöne Natur mit Wasserfällen und dem Meer. Letzteres aber nur durch die Glasscheiben hindurch, die uns von der Außenwelt abschneiden und uns unser Leben ermöglichen. Eins ohne Sauerstoffmasken, die man laut den Machern von Greentown und allen anderen Städten, draußen brauchen würde, weil die Menschen in den Jahrhunderten vor uns unseren Planeten verpestet haben.

Ich bin aber eine von denen, die insgeheim noch an ein Leben außerhalb der Glaskuppeln und den Scheiben glauben! Diese Meinung ist aber leider verboten und ich habe noch nie mit irgendwem darüber gesprochen. Allerdings weiß ich, dass es unterdrückte Organisationen gibt, die versuchen herauszufinden, was der wirkliche Grund ist, warum wir hier "festgehaltens" werden. Es gibt aber auch so Leute, die einfach hinnehmen, dass es so ist und nichts oder niemanden hinterfragen. Aber wenn man alles glaubt oder einfach so hinnimmt, wie es ist, wird man auch nicht schlauer! Das sagen mir jedenfalls meine Erfahrungen, mein Verstand und mein Gefühl. Was anderes wäre ja auch nur unlogisch!

Ich führe also mein Leben, als wäre ich auch eine dieser verblödeten Leute, nur schlauer! Die einzigen Momente, in denen ich ich selbst bin und mich nicht verstelle, um nicht aufzufallen, sind die, in denen ich beim Tanzen oder Geige spielen meine Gefühle ausdrücke und Geschichten erzähle. Deswegen macht es mir auch so viel Spaß! Es ist nämlich die einzige Möglichkeit, ohne das es andere bemerken. Denn bei Musik und Tanz, helfen keine Abhörgeräte oder Kameras zum Interpretieren! So weit ist die Tchnik dann doch noch nicht...

Heute ist Dienstag, der 14.3.5926. Es ist Pi-Tag! Einer meiner Lieblingstage! Das liegt daran, dass ich Pi mag und dass ich vor ein paar Jahren durch eine digitalen Liste herausgefunden habe, dass es den Tag schon gab, als das Leben noch draußen stattgefunden hat. Ich gehe also schnell duschen, binde mir meine langen braunen Haare zu einem Zopf und ziehe mir ein leichtes dunkelblaues Sommerkleid an und die dazu passenden roten Chucks. Dann schnappe ich mir meine Tasche und mein Handy und verlasse unser Apartment. Meine Eltern sind schon auf der Arbeit.

Ich gehe mit schnellen Schritten auf den Aufzug zu, bevor die Schlange zu lang wird! Als ich endlich an der Reihe bin, lege ich meine hand auf den Sensor und die vordere Hälfte des Glaszylinzers gleitet zur Seite. Ich betrete ihn durch die Öffnung, als er sich einen Sekundenbruchteil später schon wieder hinter mir schließt und in die Höhe schießt. Er fährt direkt in die Bahn, und ich kann endlich wieder aus diesem engen Ding raus und mich auf meinen Stammplatz setzen. Und kaum sind alle drinnen, sinken die Aufzüge wieder in den Boden und die Löcher schließen sich hinter ihnen. Dan schweben wir auch schon in 3000 Metern Höhe über dem Boden und ich betrachte kurz den kleinen Teil der Stadt, den man sehen kann, von oben. Als wir auf dem Schulgebäude landen, Reihe ich mich wieder möglichst weit vorne ein, um meine Hand auf den Sensor zu legen und das ganze von vorne zu erleben. Der einzige Unterschied ist, dass der Aufzug dieses Mal nach unten schießt und mich im richtigen Stockwerk für meine erste Stunde absetzt.

Ich gehe zu einem der Bildschirme an der Wand und schaue, welches Fach ich jetzt habe und in welchen Raum ich muss. Hier sieht nämlich alles gleich aus! Geschichte, na toll! Der Raum ist aber gleich um die Ecke, von daher muss ich wenigstens nicht weit laufen... Das ist allerdings nur ein kleiner Trost, da der Geschichtsunterricht echt öde ist. Wenigstens habe ich ihn zusammen mit Lina, meiner allerbesten Freundin! Ich lasse mich auf den Stuhl neben sie plumsen, als sie auch schon anfängt mich mal wieder vollzulabern. Das ist aber eigentlich ganz lustig! Ich kenne sie schon seit wir 2 Jahre alt waren und zusammen laufen gelernt haben. Dann waren wir zusammen im Kindergarten und in der Grundschule. Als wir dann auf das Gymnasium gekommen sind, mussten ihre Eltern mit ihr umziehen und sie wohnt jetzt zwei Häuser entfernt von mir, weshalb wir nicht mehr zusammen mit der Bahn schweben können...

Ich bin übrigens überzeugt davon, dass sie über die ganze Situation genauso denkt wie ich, aber ich traue mich nicht, sie darauf anzusprechen. Wir haben so schon genug scheiße gemacht, da brauchen wir nicht auch noch wegen unserer Meinung als Verbrecher zu gelten! Das wäre zu riskant. „Kommst du später mit zu mir, wie jeden Dienstag?", fragt sie mich und ich antworte:„Klar! Ich lass das doch nicht einfach ausfallen! Wollen wir uns dann was leckeres kochen?" „Super Idee! Worauf hast du denn Lust? ", sagt sie noch, aber ich kann nicht mehr antworten, weil da plötzlich schon unser Geschichtslehrer Herr Plotz im Raum steht und mit dem Unterricht beginnen will.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: May 16, 2019 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Live your lifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt