Seelenverwandt, Marnie - Die wilde Luna

Kapitel 2/2

Dared sah zum ersten Mal auf und begegnete dem rotglühenden Blick des Rhönalphas nun voller Trauer und Schmerz. „Ja ... Ich weiß, Bruder. Ich weiß es schon. Du bringst mich um. Aber ich glaube, da musst du dich dann doch noch hintenanstellen. Rahel erledigt mich nämlich schon lange vor dir, mein Wort darauf. Ich habe sie noch nie so durchdrehen sehen wie heute, nachdem wir sie von der Grenze zurück und nach Hause geschleppt haben ... zu sechst ... und das auch nur zu ihrem Schutz. Die hatten innerhalb von wenigen Minuten knapp zweihundert Grenzwächter dahingestellt. Ich dachte kurz noch, sie nutzen die Gelegenheit aus und greifen uns gemeinschaftlich an. Aber der tatsächliche Angriff kam dann doch erst zu Hause, als ich Rahel trösten und beruhigen wollte. Als ich ihr sagen wollte, dass es einfach nur ein riesiges Missverständnis war. Aber das hat sie nicht verstanden.

Ich glaube, ... sie hasst mich jetzt, Dennis. Und ich befürchte, diesmal werden eine Schachtel Pralinen, ein paar bunte Blumen oder ein neuer Porsche absolut nicht ziehen, wenn ich ihre Liebe und Zuneigung wieder zurückgewinnen will. Denn sie hat unsere Strenge gegenüber Marnie ja eigentlich nie richtig verstanden und hieß sie auch nicht gut. Selbst die Sanktionen mit Arielle nicht. Sie weiß nicht, wie dicht ihre innere Werwölfin damals davor war, deine Mate für immer zu übernehmen und Marnie zum Verschwinden zu bringen ..."

„Doch sie hat sich auf dem Taunusgrund wieder ganz von selbst verwandelt, ... nicht wahr? - Dared? Das hast du mir doch noch vorhin noch gesagt!?", knurrte Dennis ihn auch nur wieder besorgt an und Dared nickte beklommen.

„Ja, das schon, ... aber ihre Augen, Dennis ... Ich werde es wohl mein Lebtag nicht mehr vergessen, wie hasserfüllt sie mich angesehen hat, und ... sie waren komplett schwarz, na ja, ... und etwas rot ... Sie ist also nun wieder ganz nahe dran, sich zu verlieren.", gestand er ihm leise.

Dennis erzitterte von echtem Entsetzen geschüttelt und verwandelte sich mit einem wilden, wütenden Aufheulen zurück in seinen Wolf, um nun wie ein Irrer nach Hause zurückzuhetzen, um sein Rudel zu holen, während Sebastian nur an Dareds Seite trat und tief, tief und noch tiefer durchatmete.

„Das Gute an dieser ganzen Scheiße ist ... Du lebst noch und er hat dich auch noch nicht angegriffen, um dich zu zerfleischen. Und unsere Wächter stehen schon alle versammelt an der Grenze bereit, Alpha, um im Verein in den Taunus einzufallen, doch auch die haben gerade aufgerüstet, wie es scheint. Also denken wir, dass sie nun schon ganz genau wissen, wer Marnie ist, ... und sie entweder vor uns beschützen wollen ... oder aber sie ist schon längst tot und der Taunus rüstet sich nun schlicht zum Rudelkrieg."

„Was für ein Desaster!", murmelte Dared niedergeschlagen und verwandelte sich nun ebenfalls wieder in seinen Wolf. Denn es war seine Pflicht, an der Seite seines Bruders zu kämpfen, da er diesen Vorfall ja selbst verschuldet hatte.

Und wieder hatte er gerade in ein Augenpaar geblickt, das ihn vermutlich nie wieder so respektvoll und freundlich ansehen würde wie früher einmal.

Bei Lunas Ohren ... Heute Morgen war noch alles friedlich und gut gewesen und nun war auf einmal alles so scheiße! Wenn es nur eine Möglichkeit gegeben hätte, sich selbst in den Hintern zu treten, ... gerade jetzt hätte er es sicher so was von getan.

Mia

Sie ging aufgeregt auf dem Flurstück vor dem isolierten Krankenzimmer hin und her, in dem Marnie nun bewusstlos, aber immerhin wieder in ihren Wolf verwandelt, lag, während Torben und ihr Beta Maron irritiert an der Wand angelehnt standen und wie um Geduld betend zur Decke hinaufstarrten.

Zum x-ten Male wiederholte sie ihre aufgewühlten Gedanken, ohne dass einer der beiden wirklich begreifen konnte, was sie gerade meinte. Sie wusste das auch und hasste es.