Nach gut 3 Stunden Autofahrt kamen wir endlich in der neuen Stadt an. Es war nicht das erste Mal, dass ich hier war. Auch das Haus von Thomas hatte ich schon einmal gesehen. Mama und ich hatten ihn zusammen besucht, als klar war, dass wir dorthin ziehen würden. Allerdings wusste ich nicht mehr genau, wie es aussah.
Wir schlängelten uns durch die Straßen der Innenstadt - ja, er war wirklich so glücklich und hatte ein freistehendes Haus in der Innenstadt bekommen! So etwas war besonders selten und zeigte auch, dass er nicht gerade wenig Geld besaß. Meine Mutter hatte eben doppelt Glück! Er war nicht nur nett, smart und sah für sein Alter nicht Mal schlecht aus, nein, er arbeitete auch noch in einer gehobenen Position in einer Bank. Ich war etwas neidisch...
"Weißt du den Weg sicher im Kopf?", Fragte ich meine Mutter skeptisch. Wir gurkten nun schon seit einer Ewigkeit durch die Straßen und ständig hörte ich die Worte: "Ich bin mir ganz sicher, dass wir hier lang müssen!" und "ich glaube, dieses Haus habe ich schon Mal gesehen". Meine Mutter hatte absolut keine Ahnung, wo sie lang musste... "Es ist keine Schande, zuzugeben, dass du dich hier noch nicht richtig auskennst!", Wendete ich ein. Verbissen zog meine Mutter ein Gesicht. "Ich werde es Thomas schon nicht verraten!", Ich musste kichern. Schließlich willigte meine Mutter ein und wir ließen uns von Google Maps den Weg zeigen.
Wie sich herausstellte, befanden wir uns letztenendes nur wenige Minuten vom Haus entfernt und parkten so kurze Zeit später endlich hinterm Haus, neben einer kleinen Grünfläche.
Wir stiegen aus und schritten auf die Haustür zu, welche ebenfalls hinter dem Haus lag. Ein breites strahlendes Lächeln lag auf dem Gesicht meiner Mutter, als sie den passenden Schlüssel an ihrem Schlüsselbund auswählte und in das Schloss steckte. Stolz drehte sie ihn um und die schwere Holztür öffnete sich ein Stück.
Gespannt trat ich hinter meiner Mutter ein. Wie gesagt, hatte ich keine besonders große Vorstellung mehr vom Haus. Ich konnte mich nur noch an die riesige Küche erinnern, die, genau wie der Rest des Hauses, rustikal und im Vintage Stil eingerichtet war, aber dennoch modern. Thomas bewies also nicht nur bei der Auswahl seiner Partnerinnen einen guten Geschmack!
Wir zogen unsere Schuhe aus und stellten sie in den Schuhschrank. Meine Mutter wies mich zumindest dazu an. Sie war ein sehr ordnungsliebender Mensch. Anders als ich.
Dann traten wir die wenigen Treppenstufen hinauf, die ins Erdgeschoss führten. Im Wohnzimmer war niemand, also gingen wir in die Küche. Und niemand anderes, als der erfolgreiche Bänker, stand dort an der Theke und versuchte verzweifelt, eine Torte zu dekorieren. Neben ihm ein Kochbuch, auf dem sie perfekt inszeniert war.
Grinsend ließ meine Mutter ihre Knöchel gegen die Zimmertür klopfen. Erschrocken fuhr Thomas hoch. "Ahh!", Ein Schreckensschrei entfuhr ihm, "ihr seid ja schon da!" - "Ja haha!" Thomas und meine Mutter traten auf einander zu und umarmten sich fest. "Ich freue mich so, dass ihr endlich da seid!" Dabei schenkte er mir ein freundliches Lächeln. "Wir uns auch.", Entgegnete meine Mutter mit einem Seitenblick auf mich. Die Freude war ihr voll und ganz anzusehen und ich lächelte beide an. Sie waren schon süß zusammen, das musste man ihnen lassen.
"Ich sehe, du bist schwer beschäftigt.", Grinsend ließ meine Mutter ihren Blick auf die Torte schweifen. "Oh, ja. Eine Menge Arbeit war das, aber nichts, was nicht zu meistern wäre.", Antwortet Thomas lachend, während er seinen Arm, welchen er um die Taille meiner Mutter gelegt hatte, von ihr nahm und zurück hinter die Anrichte trat und ein paar Schokosplitter auf der Sahne verteilte.
"Na dann!", Lachte meine Mutter. "Wie war eure Fahrt?" - "Lang. Aber wir kamen gut durch. Nix los bisher." - "Dann wird der Umzugswagen bestimmt auch schnell hier eintreffen." Während die beiden sich über die Möbel, Fahrten und Kisten unterhielten, nutzte ich die Zeit, um mich im Erdgeschoss schon Mal ein bisschen umzusehen. Ich trat von der Küche zurück ins Wohnzimmer. Die beiden Räume waren durch eine riesige weiße Doppeltür getrennt, welche bestimmt 2 Meter hoch war. Das Wohnzimmer war groß, geräumig und hell. Trotz der großen Bücherregale und kleineren Vitrinen. Ein breites gemütlich wirkendes Sofa stand in der Mitte des Raumes. Es war aus schwarzem Leinenstoff, oder zumindest damit überdeckt, und überall lagen Kissen und Decken. Der ganze Raum, mit den vielen weißen und dunkelbraunen Holzschränken - Regalen, Vitrinen, Schränken, Kommoden - und dem XXL-Sofa, wirkte total häulich und gemütlich. Ein einziger Stilbruch war der fette Flachbildschirm, welcher eindrucksvoll an der Wand hing. Eine seltsame Mischung und alt und modern.
Ich trat durch eine weitere Doppeltür ins Esszimmer. Im Grunde genommen ging ich einfach nur im Kreis. In diesem Stockwerk konnte man von jedem Zimmer in jedes gehen. Irgendwie cool. Mir gefiel das Haus jetzt schon besser als unser altes.
Das Esszimmer war ein wesentlich kleinerer Raum, bat aber dennoch locker Platz für einen schweren Holztisch - ich würde es sogar eher als Tafel beschreiben - und zwei weitere Vitrinen, in denen feines Porzellangeschirr ausgestellt war.
"Na, machst du dich schon Mal mit deiner neuen Umgebung vertraut?" Schnell fuhr ich herum. Ich war gerade dabei gewesen, mir das schmuckvoll verzierte Geschirr genauer anzusehen, als mich die Stimme von Thomas aus meinen Gedanken herausriss. "Äh ja." - "Wir wollen das Auto ausräumen.", Informierte mich Thomas. Er wirkte etwas unsicher. Wahrscheinlich war er sich noch nicht ganz sicher in seiner Rolle als neuer "Vater". "Ich helfe euch.", Kam ich ihm etwas entgegen.
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And're Welt
Literatura FemininaOlivia ist 16 Jahre alt, als sie mit ihrer Mutter zu deren neuem Freund und seinem Sohn zieht. Alles ändert sich für sie. Neue Stadt, neue Wohnverhältnisse, neue Freunde... Und eine neue Liebe? Elias - zu allem Überfluss ihr Stiefbruder - zeigt star...