Letzter Brief

986 63 38
                                    

Lieber Hansol,
auch wenn dich dieser Brief nie erreichen wird, will ich dir meine Gefühle in diesem Brief beschreiben.
Zwei Jahre sind es nun her, seitdem du mich hier zurückgelassen hast, und langsam wächst dieses große Loch in meinem Herzen zu.
Meine Handschrift ist zittrig, daher wird sowieso niemand diesen Brief hier lesen können.
Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.
Während ich diesen Brief schreibe, sage ich mir die ganze Zeit: "Weine nicht, sonst wellen sich die Stellen, wo deine Tränen drauf tropfen!", doch ich kann meine Tränen nicht zurückhalten.
Es tut so weh..
Ich weiß noch, als ich an deinem Bett saß und deine Hand gehalten habe.
Du hast deine Augen geöffnet, mich angelächelt und dich gefreut, dass ich da war.
Du fragtest mich, ob ich [Y/n] sei, dies bejahte ich.
Ich weiß noch genau, wie du mir zugeflüstert hast, wie schön ich doch sei und wie sehr du dich gefreut hast, dass du mich einmal sehen konntest.
Du warst so bleich im Gesicht und so schwach..
Mir liefen einige Tränen runter, welche du versucht hast wegzuwischen.
Deine Hand war am Zittern, eben da du so schwach warst.
Es hat mir das Herz gebrochen dich so zu sehen.
Während du meine Tränen weggewischt hast, hielt ich deine Hand.
Und ab da brach meine ganze Welt zusammen.
Deine Augen öffneten sich nicht mal mehr in einem drei  Sekundentakt.
Deine Atmung wurde langsamer, dein Herzschlag stiller und dein Puls verschwand nach und nach.
Deine leblose Hand, die ich noch hielt, rutschte aus meiner und hing schlaff runter.
Ich war wie in einer Schockstarre, ich bewegte mich kein bisschen.
Ich sah nur auf dein kalkweißes Gesicht, welches so leblos wie noch nie war.
Die Ärzte kamen rein, schubsten mich beiseite und versuchten dich zu retten.
Doch es war zu spät.
Du hattest seit deiner Kindheit Blut in der Lunge und hättest zu einem Arzt gehen können.
Aber so unaufmerksam ich auch war, habe ich nie mitbekommen, dass du Angst vor Ärzten hattest.
Es tut mir leid, Hansol.
Es tut mir so unendlich leid.
Danach kam die Beerdigung.
Alle deine Freunde, deine Familie, selbst ich waren schwarz angezogen.
Deine Freunde umarmten sich, deine Familie auch, und ich?
Ich stand mit meinem Tränen überströmten Gesicht vor deinem Grab und weinte.
Alleine.
Weil mich niemand von ihnen kannte.
Alle fragten sich, wer ich sei und warum ich hier bin.
Und das nur, weil ich nie rausgegangen bin.
Es tut mir leid.
Wirklich, wirklich leid..
Und nun sitze ich wieder an meinem Schreibtisch, schreibe den zweiundzwanzigsten Brief an dich, welcher auch der letzte sein wird.
Dies ist mein Abschiedsbrief an dich, Hansol.
Ich werde dich niemals vergessen.
Niemals.
Ich liebe dich, auch wenn dies nun zu spät ist.
Aber ich werde dich immer lieben.
Immer.
Versprochen.

In Liebe,
[Y/n]

---
Langsam wanderte sie zu seinem Grab und legte den Brief auf diesem ab.
"Lebe wohl, Hansol.", flüsterte sie und ging wieder.
Bei dem Apartment angekommen, sah sie einige Umzugskartons und wunderte sich, wer wohl ihr neuer Nachbar sein würde.
Schließlich wurde angekündigt, dass sie einen neuen Nachbar kriegt.
Sie marschierte in das Apartment und nahm all ihren Mut zusammen.
Sie stand nun vor der Tür ihres Nachbars und klopfte.
"Ich bin [Y/n], eure neue Nachbarin.", stellte sie sich vor und begrüßte somit zwölf Jungs.
Diesmal ohne Briefe.

[The End]

Dear Neighbor || •Vernon Ff•Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt