Hogwarts Express

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Salvia

Ich saß im Hogwarts Express in einem Abteil. Den Rücken hatte ich gegen die Abteiltür gelehnt und den Kopf gegen den Sitz. Meine Beine hatte ich angewinkelt. In dieser Position las ich Hexen & Kräuter. Das Buch war sehr spannend. Allgemein habe ich mich eigentlich schon immer sehr für Pflanzen und Kräuter interessiert.

"Ist hier noch frei?" Hörte ich plötzlich jemanden Fragen. Ohne aufzublicken sagte ich: "Ja, klar!", und las weiter.

Nach einer Weile war das Buch durch. Als ich es zuklappte fiel mir die Person mir gegenüber ins Auge.

Es war ein Mädchen mit schwarzen, wirr vom Kopf abstehenden Haaren. Doch das merkwürdigste an ihr waren ihre Augen. Sie waren Grün, komplett Grün, mit einem schwarzen Balken von oben nach unten. Sie erinnerte mich irgendwie an ein Tier.

Sie streckte die Hand aus: "Darf ich auch mal?" Etwas misstrauisch gab ich ihr das Buch.

Sie Blätterte drin herum und sah dabei ziemlich desinteressiert aus. Plötzlich stoppte sie, blätterte eine Seite zurück und begann zu lesen. Dabei weiteten sich ihre seltsamen Augen immer mehr. Auf einmal sagte sie mit ziemlich erschrockener Stimme "Oh, Mist!"

Sie griff sich einen Bogen Pergament einfach aus der Luft, legte es auf eine Seite in meinem Buch und schnippte mit dem Finger. Dann nahm sie das Blatt wieder runter, strich mit der flachen Hand einmal darüber und faltete es anschließend zusammen.

Das ganze war ja schon komisch anzusehen. Aber nun holte sie einen Käfig mit einem Falken drin raus. Meine sowieso schon erstaunten Augen weiteten sich immer mehr als sie dem Falken den Zettel in die Krallen legte, und ihn einfach gegen das Fenster warf. Wirklich! Sie warf den Falken gegen das Fenster! Aber anstatt dagegen zu prallen, flog er einfach durch das Fenster hindurch, als ob es gar nicht da währe.

Mit offenem Mund sah ich dem Falken hinterher, bis er nur noch ein kleiner Fleck am Horizont war. Dann wandte ich ich an das Mädchen, von dem ich, wie mir gerade einfiel, immer noch nicht den Namen wusste. Aber das war jetzt eher nebensächlich, viel mehr lag mir jetzt folgende Frage auf dem Herzen: "Was war das denn?" Okay, das klang jetzt zwar etwas komisch, aber es brachte die Situation am besten auf den Punkt. Das Tier-Mädchen sah aus dem Fenster in die Richtung, in die der Falke verschwunden war. Dann sah sie mich an und sagte mit unbeteiligter Stimme: "Ein Falke."

"Nein, das mein ich nicht." Ich glaube meine Stimme war etwas genervt: "Was war das?" Wie zur Untermalung meiner Worte deutete ich aus dem Fenster.

"Ein Brief?" Sie klang verwirrt.

"Ja, äh, Nein. Das habe ich ja gemerkt. Aber was hast du da gemacht?"

"Einen Brief abgeschickt?"

Na toll, jetzt dachte sie bestimmt das ich total bescheuert währe und nicht wüsste was ein Brief ist oder so: "Okay, ich formuliere es mal anders. Warum um alles in der Welt hast du einen Falken mit einem Brief losgeschickt?"

"Damit er ihn meiner Stieftante bringt."

Jetzt war ich wirklich genervt. Dieses Mädchen schien aber auch gar nichts zu kapieren. Dann halt nochmal anders: "Warum einen Falken?" Endlich schien sie zu verstehen was ich von ihr wollte: "Weil Falken schlau sind, er mir gehört, ich ihm vertraue und er, wie du eben gesehen hast, überall durchkommt."

Wow, das war wohl der längste Text den sie während der gesamten bisherigen Zug fahrt gesagt hatte. Und er klang auch noch relativ einleuchtend. Meine Bedenken hatte ich trotzdem: "Aber du darfst doch gar keinen Falken besitzen." Sie sah mich irritiert an. Hatte sie es wirklich nicht mitbekommen?

Verhexte Kräuter - Unser erstes JahrWo Geschichten leben. Entdecke jetzt