Der erste Tag

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Larissa

Ich wachte auf, weil ich eine ganze Menge Kater im Gesicht hatte. Das Vieh war riesig, schwarz, gelbäugig und schlecht gelaunt.

Ich brauchte ein wenig Zeit bis mir klar wurde, dass dieses Ungetüm mir gehörte. Ich versuchte ihn zu Streicheln. Er fauchte mich an und sprang mit einem verächtlichen Blick aus dem Bett.

Gut, das wäre dann mal geklärt, ich hatte die Rolle des Dosenöffners und Bettwärmers ohne weitere Befugnisse bekommen.

Da ich nun schon mal wach war, konnte ich mich genauso gut auch ein bisschen umsehen. Alle anderen Mädchen schliefen noch. Das Mädchen, das beim Abendbrot nichts gegessen hatte, lag neben ihrem Bett auf dem Boden. Sie hatte schulterlange, schwarze Haare, die im Augenblick glatt auf dem Boden lagen - Ich hätte schwören können dass sie beim Abendessen noch wild vom Kopf abstanden. Ich dachte kurz daran sie darauf aufmerksam zu machen dass sie auf dem Boden lag, aber es sah so aus, als wäre das extra , also schlich ich mich Barfuß hinaus. Die Luft war kalt draußen, und es war noch dunkel.

Ich war im Gemeinschaftsraum. Er war über und über mit Wandteppichen in den, im bläulichen Licht seltsam wirkenden Rot-Gold-Tönen unseres Hauses behängt. Überall standen gemütlich aussehende Sessel herum. An den Wänden hingen ein paar Portraits, die sich leicht im Schlaf bewegten. Ich musste lächeln, als ich das laute Schnarchen von drei zierlichen, aber offenbar sturzbetrunkenen Balletttänzerinnen hörte, die sich im Bild eines abwesenden Schriftstellers stapelten.

Weil es so kühl war, flüchtete ich mich in einen der Ledersessel direkt vor den Kamin, wo noch das sterbende Feuer glühte. Hier war offenbar der beste Platz zum Nachdenken und Marshmallow-braten in den Freistunden. Ich überlegte, ob ich durch das Portraitloch klettern und die Umgebung erkunden solte, entschied mich dann aber dagegen, in meiner ersten Nacht einen Verweis zu riskieren. Ich war von der linken Treppe gekommen, die rechte führte dann wahrscheinlich zum Jungenschlafsaal. Ich las in meinem Zaubertrankbuch, bis Ich bemerkte, dass das Feuer ausgegangen war und verkrümelte mich in den Schlafsaal .

Ich war noch nicht wieder richtig eingeschlafen, als ich schon wieder einen aufdringlichen Kater daran hindern musste mein Bett zu verwüsten. Ich streckte mich, sagte den anderen Mädchen guten Morgen und machte mich daran, meinen Umhang anzuziehen. Na toll! Er war voll mit Katzenhaaren! Ich funkelte den Kater wütend an, er blinzelte frech vom Bett aus zurück. Es wurde Zeit, das ich der Bestie einen angemessen scheußlichen Namen verlieh, etwa "Schnuffi" oder "Fussel".

Während des Frühstücks trafen plötzlich Unmengen von Eulen ein, die Geschenke und Post für die Schüler brachten. Ich bereute kurz, dass ich meinen Onkel, John nicht überedet hatte mir statt "Fussel" irgendeinen Vogel mitzugeben. "Cornflakes, Larissa ?" ich blickte auf. Lily, ein Mädchen, das ich im Zug kennengelernt hatte, hielt mir eine Cornflakespackung vor die Nase. "Nein, danke." sagte ich lächelnd. John hatte ein grauenhaftes Frühstück gemacht, jetzt war mal Zeit für Abwechslung! Mir viel auf, dass das Mädchen neben mir noch überhaupt nichts gegessen hatte. Es war das komische mädchen, das schon beim Abendessen nichts gewollt hatte.

Ich war neugierig, wie sie hieß, wollte sie aber nicht fragen. Sie sah enorm grummelig aus.

Stattdessen fragte ich Lily wo sie wohnte, und nach Kurzem erwähnte ich, das ich aus Godrics Hollow kam. Sie sagte aufgeregt: "Da kommt Professor Dumbledore ja auch her, das ist der Schulleiter." Ich schaute neugierig in die Richtung in die sie fuchtelte, und tatsächlich, da saß ein Mann den ich vom sehen kannte. Er hatte braunes, langsam silber werdendes Haar und einen langen Bart. Er war ab und zu in der Kirche gewesen, in der mein Onkel Pfarrer war. Ich besah mir sein Gesicht genauer. Im Augenblick schaute er streng zu ein paar älteren Schülern hinüber, die es offenbar hingekriegt hatten, den Tisch zu Kleinholz zu verarbeiten. Aber die Fältchen um seine Augen und das Funkeln sagten mir, dass er schon Spaß verstand: "Wir haben gleich Verwandlung mit Ravenclaw," sagte Lily: "bei Professor McGonagall."

Ich musste es erst einmal verdauen, dass die ganze Zeit ein paar Häuser weiter ein Zauberer gewohnt hatte - der jetzt auch noch mein Schulleiter war: "Und, wohnt der Zaubereiminister auch in Godrics Hollow? Vielleicht auf unserem Dachboden?" fragte ich. Lily Grinste: "Nicht das ich wüsste. Aber James Potter posaunt herum, dass er dort eine große Villa hätte!" Ich muss wohl sparsam geguckt haben, jedenfalls kriegte sie sich nicht mehr ein vor kichern, und steckte mich damit irgendwie an.

Das schien das Mädchen rechts von mir ernsthaft zu stören, jedenfalls funkelte sie mich sehr beeindruckend an. Überhaupt waren ihre Augen seltsam. Sie waren komplett stechend grün, mit balkenförmigen Pupillen.

Leider konnte ich das Mädchen nicht weiter beobachten, denn sie wandte sich ab.

Ich unterhielt mich also weiter mit Lily über ihr Zuhause. Sie war offenbar - genau wie ich - muggelstämmig. Wie sie trotzdem an so viele Informationen gelangt war, war mir ein echtes Rätsel.

Die Glocke zum Ende des Essens unterbrach uns, und das Essen verschwand.

Alle verkrümelten sich in verschiedene Korridore, und ich zog Lily schnell mit - hinter Professor McGonagall her. Der Plan war ja sehr gut - leider kam uns eine Stolperstufe in den Weg. McGonagall hatte sie übersprungn - Lily war mitten hinein getreten. Es dauerte ca. 20 Minuten, bis ich sie mit hilfe ein paar anderen Gryffindors herausgezogen hatte.

Dann erfragten wir uns den Weg bei den mehr oder weniger Hilfsbereiten und oft wiedersprüchlichen Gemälden. Nachdem wir eine heftige Prügelei zwischen einer Teegesellschaft, zwie älteren Herren und einem Kamel verursacht hatten, zeigte uns ein Geist den Weg. Seine eindrucksvolle Abschiedsverbeugung wurde ein bisschen dadurch zunichte gemacht, dass ihm der Kopf halb von den Schultern fiel.

Gespannt betraten wir den Klassenraum.

Verhexte Kräuter - Unser erstes JahrWo Geschichten leben. Entdecke jetzt