Erschrocken sehe ich wie er mir näher kommt und spüre, wie ich leicht nervös werde. Trotzdem schupse ich ihn entschlossen zurück. "Was sollte das werden?" Ich will nur noch runter von der Bahn und weg von hier. "Aber Karol.." "Nichts, aber Karol!", schnauze ich ihn an und fahre zu Caro. Diese nimmt mich sofort in den Arm und wir verlassen auf schnellsten Weg das Roller. Auf unserem Weg zu mir nachhause, kommt uns Agus entgegen. "Was ist los?", fragt er, als er mein verheultes Gesicht sieht. "Rugge hat sie von Anfang angelogen! Er hat sie nie vergessen!", erzählt Caro ihm fassungslos. Er scheint davon wenig beeindruckt. "Wusstest du davon?" Er nickt zögerlich. "Ich habe ihm sofort gesagt, dass er Karol die Wahrheit sagen soll. Aber er meinte, dass er noch auf den perfekten Moment wartet. Bitte seid nicht böse auf mich. Ich wollte nur, dass er dass selbst erledigt.", meint er und sieht vorsichtig Caro an. "Keine Sorge. Ich bin dir nicht böse, aber jetzt müssen wir weiter.", antwortet diese und zieht mich weiter.
Rugge
Verwirrt, traurig und wütend sehe ich Karol und Caro hinterher. Was habe ich nur getan? Wieso habe ich nicht von Anfang an ihr die Wahrheit gesagt? Jetzt habe ich sie verloren! Wütend trete ich gegen die Absperrung der Bahn. "Ich bin so ein Arsch!", fauche ich. "Oh ja, dass bist du!", keift eine hohe Stimme. Schnell schellt mein Kopf in die Höhe. Oh nein, Valu! "Was war DAS eben? Wolltest du dieses unfähige Etwas küssen?", keift sie weiter. Hat sie das gesehen? Meine Wut ist aber stärker als meine Angst, wie sie auf alles reagiert. "Ja, habe ich. Durch sie habe ich gemerkt, dass ich schon längst nichts mehr für dich fühle! Ich weiß gar nicht, warum ich überhaupt mit einer Tussi wie dir zusammen bin!" Erschrocken sieht sie mich an und sie wirkt, als wäre sie den Tränen nahe. Doch sie fängt sich schnell wieder und faucht:" Dein beschissener Ernst? Du bist deswegen mit mir zusammen, da wir König und Königin der Bahn sind!" Dabei betont sie das König und Königin besonders. "Wir sind die Besten! Auf der Bahn, auf der Bühne und in der Schule. Wir gehören zusammen!", schreit sie fassungslos und Panik breitet sich in ihren Augen aus. "Willst du ernsthaft Schluss machen?" Ich nicke kalt. "Nach alldem was wir ZUSAMMEN erlebt haben? Wir beide hatten so schöne Jahre zusammen. Das willst du jetzt beenden?", meint sie beinahe flehend. Ich nicke erneut kalt und verschränke meine Arme. "Aber ICH, ich fühle was für dich." "Dein Problem.", antworte ich ohne jede Regung. "Es gibt genug Jungs, die darauf warten, dass du Single wirst." "Aber keiner ist so wie..DU!", meint sie und schluckt schwer. "Ist das gerade dein Ernst?" "Ja, es ist aus." Mit diesen Worten fahre ich von der Bahn und verschwinde. "Bleib gefälligst hier! Das kannst du nicht machen! Karol wird das bereuen! Dieses Scheusal! Sie wird lernen, zu was die Königin der Bahn fähig ist!", zetert sie, aber ihre Drohungen lassen mich kalt. Mein Herz will Karol und ich höre darauf. Den ersten Schritt habe ich getan, jetzt muss ich es nur schaffen, dass sie mir verzeiht. Und das ist ein viel größerer Brocken.
Valentina
Nein, nein. Das ist gerade nicht passiert. Rugge hat Schluss gemacht? Meine...große Liebe...ist einfach weg. Er hat blindlings...Schluss gemacht. Alles nur wegen Karol! Warum? Meine Wut erlischt und in mir machen sich Trauer und Leere breit. Diese Gefühle füllen meinen Körper aus und übernehmen die Kontrolle über jegliche Gedanken. Wie kann er nur Schluss machen, nach all den Jahren? Er war perfekt für mich. Es gibt keinen Besseren, als ihn. Ich...habe ihn...verloren...endgültig.
Benebelt gehe ich rückwärts und setze mich ruckartig auf einen der Plastiksessel. Mein Blick ist auf die Skatebahn gerichtet, trotzdem bemerke ich nicht, wie Leute darauf gehen und wieder verschwinden. Ich habe mein Zeitgefühl komplett verloren, sitze einfach fassungslos da und versuche zu begreifen, was eben geschehen ist. Immer wieder schüttle ich den Kopf und raufe mir die Haare, als könnte ich dadurch das Ganze schneller vergessen. Aber es geht nicht. Rugge und ich...waren ein Traumpaar gewesen. Wir waren...glücklich.
An mir fließen alle Erinnerungen vorbei, welche wir zusammen erlebt haben. Den Jahresabschlussball im Sommer, die Skatewettbewerbe, die gemeinsamen Auftritte am Open. Die vielen Küsse und Umarmungen. Die intensiven und die wenigeren schönen Momente, in denen er mich getröstet hat. In denen er für mich da war, doch jetzt ist er weg. Ich bin allein. Völlig allein.
"Valu?" Etwas Warmes legt sich auf meine Schulter und ich zucke zusammen. Trotzdem starre ich weiterhin auf die Bahn. "Valu?" Die Stimme ist eigentlich direkt neben mir, aber für mich wirkt sie Kilometer weit entfernt. Dumpf vernehme ich die ruhige, männliche Stimme ein weiteres Mal. "Was ist mir dir los? Wieso reagierst du nicht?"
Ich kann nicht.
"Bitte tu irgendwas, damit ich weiß, dass du nicht einen Herzinfakt hast.", meint die Stimme und sie klingt ein wenig belustigt. Kurz schmunzle ich, aber lasse sofort die Mundwinkel wieder hängen. "Okay, du lebst. Ich weiß nicht was passiert ist, aber...ich denke du benötigst das." Dieser jemand setzt sich neben mich und legt seine Arme um mich. Mein Kopf fällt gegen seine Brust, aber ich kann noch immer nicht meinen Blick von der Bahn nehmen. "Ich bin für dich da. Du kannst mir alles anvertrauen." Genau in dem Moment beginnen Tränen, die ich oft immer zurückgehalten habe, zu laufen. Nach vielen Jahren weine ich plötzlich wieder und diesmal kann ich nicht mehr aufhören. Die männlichen Arme drücken mich etwas näher an eine Brust.
Mike, was tust du? Wieso... weine ich?
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Ruggentina ist vorbei und dafür kommt jemand anderes in Valus Leben...
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Die Vergangenheit und das Jetzt
FanfictionKarol und Ruggero, die besten Sandkastenfreunde. Doch sie werden getrennt, da Karols Eltern mit ihr nach Mexiko zurückfahren. Als sie nach vielen Jahren nach Buenos Aires zurückkommt hat sich viel verändert und sie merkt, dass die Vergangenheit n...