Prolog

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Ich lief über eine Wiese. Ein Kristallschloss glitzerte mit der spiegelglatten Oberfläche eines Sees um die Wette. Verträumt ließ ich meinen Blick schweifen, bis mir meine Lage wieder bewusst wurde: Zwei dunkle Schatten verfolgten mich, seit ich aus dem Wald gekommenen war. Ich hatte Angst, meine Kräfte verließen mich. Könnte ich es doch nur bis zum Schloss schaffen.
Verzweifelte Tränen rannen über meine Wangen. Ich brach auf der Wiese zusammen.

Urplötzlich wurde alles schwarz, das Schloss war verschwunden, unter meinem Körper spürte ich kalte, spitze Steine. Mein Atem kam stoßweise, panisch, verzweifelt. Ich starrte in den blutenden Himmel, auf das, was da gerade, wie ein riesiger Engel, vom Himmel stürzte. Und egal wie sehr ich wusste, dass ich rennen sollte, weit, weit weg und mich nicht - niemals - umdrehen sollte - ich konnte nicht weg sehen.
Riesige Flügel mit pechschwarzen Federn und Krallen an Händen und Füßen die sich nach mir ausstreckten, jagten mir Schauer über den Rücken als durch das Schlagen der Flügel ein eiskalter Luftzug über die Ebene wehte. Das konnte einfach kein Engel sein.
Flüssige Dunkelheit strömte aus jeder seiner Poren und wand sich wie züngelnde Schlangen um seine Arme und Beine. 

Es landete auf dem Boden und die Erde erbebte. 
Blutrote Augen fokussierten mich und sein „Gesicht" verzog sich zu einer diabolischen Fratze. Ein entstelltes Grinsen auf einem zerrissenen Gesicht: zur Hälfte das eines Mannes, die andere eine Höllenausgeburt. Ohne Vorwarnung stürmte es auf mich zu. Glühend heiße Klauen waren mir zum greifen nah, kratzten schon über meine Haut, ein brennender Atem versenkte mich. 

Schreiend fuhr ich in die Höhe, spürte mein Bett unter mir und meine Haare, die mir verschwitzt an den Schläfen klebten. 
"Es ist alles gut. Nur ein Traum"
Doch das letzte Bild brannte sich gestochen scharf in meinen Verstand.

Das Gesicht des Monsters.
Sebastians Gesicht.

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