Seite 4

13 0 0
                                    

Während der Fahrt schaue ich die ganze Zeit auf die Uhr. Nur ganz knapp schaffen wir es. Schnell steigen wir aus dem Wagen und rennen ins Kino. Gehetzt holen wir uns die Karten, Getränke und das Popcorn. Als wir in den Raum kommen läuft die Werbung noch. Entspannt laufen wir zu unseren Sitzplätzen in der letzten Reihe und fangen an das Popcorn zu essen. Nach 2 Stunden war der Film zu Ende und ich muss ehrlich sagen, dafür hat es sich gelohnt sich rauszuschleichen. " Anna wir haben ein Problem. Ich kann dich nicht mitnehmen, weil mein Vater in 20 Minuten aufsteht und zur Nachtschicht muss. Deshalb muss ich vor ihm zuhause sein und wenn ich dich erst heim fahre komme ich 10 Minuten zu spät und er sieht mich. Ist es schlimm wenn du laufen musst?" "Nein kein Problem. Von hier bis zu mir dauert es ja nicht solange. Das ist ja auch mein normaler Schulweg. Du kannst ruhig schon losfahren." Danke. Wirklich sonst würde ich es nicht schaffen. Wir sehen uns ja dann am Montag in der Schule." "Jap bis Montag." "Tschüss." Wir umarmen uns nochmal und sie steigt in ihr Auto und fährt weg, während ich ihr noch hinterherwinke. So, was mache ich nun? Irgendwie ist es doch gruselig abends alleine auf der Straße, wenn nur die Straßenlaternen Licht spenden. Nichtsdestotrotz muss ich jetzt loslaufen, sonst stehe ich morgen noch hier. Also setzte ich mich langsam in Bewegung und laufe meinen normalen Schulweg entlang. Bis zu dem Punkt wo ich wieder Angst bekomme. Vor mir erstreckt sich nämlich eine kleine dunkle Gasse. Jeden Tag muss ich hier lang laufen, doch am Tag sieht sie nicht so gruselig aus, weil da die Sonne scheint, doch nun sind zu meinem Pech auch noch die Straßenlatenen ausgefallen. Nur der Mond spendet ein bisschen Licht. Je weiter ich die Gasse rumlaufe desto dunkler wird es um mich herum. Die Wände der Häuser kommen immer näher. Die Gasse wird enger. Meine Schritte schallen laut in die Dunkelheit hinein. Außer mir ist keiner da. Die Gasse wird nur selten benutzt und bisher bin ich fast immer nur alleine hier lang gelaufen. Normalerweise würde ich jetzt mein Handy rausholen und die Taschenlampe anmachen, jedoch ist mein Akku leer. Also muss ich ohne eine Lichtquelle diesen Weg entlanglaufen. Dadurch achte ich auf jedes Detail, dass meine Augen erblicken können. Die Häuser sind alt und verfallen langsam. Die Fenster sind mit Zeitungspapier zugeklebt. Viele Wände sind mit Graffitis beschmiert. Die Türen von manchen Häuser sind kaputt gegangen und klappern bei jedem Windzug. Plötzlich bekomme ich einen Tropfen ab. Es werden immer mehr. „ Toll zu der gruseligen Atmosphäre kommt jetzt auch noch Regen, das kann ja nicht besser laufen.“, flüstere ich wütend in die Dunkelheit. Zu meinem Pech habe ich auch noch meinen Regenschirm zuhause liegen gelassen, weil der Wetterbericht für heute keinen Regen angesagt hat. ‚ Da sieht man’s mal wieder, selbst diese Leute sind nicht allwissend‘, denke ich mir während ich mein Tempo beschleunige. Auf einmal höre ich ein lautes Scheppern. Erschrocken bleibe ich wie erstarrt stehen. Leise schreie ich auf. Mein Herz schlägt schneller. Mein Blick wandert gehetzt in jede Richtung, doch durch die Dunkelheit kann ich nur wenig erkennen. Wieder ertönt ein Geräusch, aber es hört sich dieses Mal an wie als würde etwas über den Boden rollen. Mein Blick wandert langsam nach rechts. Meine Füße sind wie am Boden festgeklebt. Unbewusst halte ich dem Atem an. Meine Gedanken überschlagen sich. Innerlich mache ich mich auf jedes Szenario gefasst. Als ich jedoch erkenne woher das Geräusch kommt, fange ich leise an zu lachen. Vor mir spielt eine Ratte mit einer Dose und versucht an den Inhalt zu kommen. Langsam beruhige ich mich und mein Herzschlag wird langsamer. Erleichtert atme ich aus.  ‚ Also langsam werde ich echt paranoid‘, denke ich mir. Erst jetzt fällt mir auf, dass ich immer noch wie erstarrt dastehe und durch den Regen meine gesamten Klamotten durchnässt worden. Kopfschüttelnd laufe ich weiter. Es regnet mittlerweile ziemliche stark, daher fange ich an zu rennen. Die alten Häuser ziehen an mir vorbei und langsam sehe ich wieder das Licht der Straßenlaternen aus den Park. Ich beeile mich noch mehr um endlich wieder ordentlich sehen zu können. Ein paar Sekunden später lasse ich die Dunkelheit hinter mir und sehe den Park in einem dumpfen Licht. Eigentlich würde ich mir jetzt Zeit lassen und in Ruhe die Stille genießen, da es aber noch regnet  beeile ich mich um nach Hause zu kommen. Der Wind pfeift durch die Äste und ein gruseliges Rascheln entsteht. Vielleicht war die dunkle Gasse doch besser, da könnte man wenigstens keine Schatten sehen. Jetzt sieht man auf den Boden nämlich die unheimlichen Schatten der Äste, die sich bei jedem Windstoß bewegen. So langsam fange ich an zu zittern, nicht nur wegen der Kälte sondern auch weil ich mich immer wieder kurz erschrecke wenn die Blätter im Wind rascheln. Der Regen hört langsam auf und ich höre auf zu rennen.  Trotzdem laufe ich nicht langsam, zu groß ist die Angst, dass jetzt auf den letzten Metern was passiert. Erst jetzt wird mir mein Umfeld so wirklich bewusst. Die unheimliche Stimmung. Die Stille, die nur dich das leichte Rascheln der Blätter im Wind unterbrochen wird. Die Schatten am Boden, welche sich immer wieder bewegen. Das leise Geräusch, wenn die Regentropfen von den Blättern auf den Boden fallen. Niemand ist da, wegen den Regen. Wenn der Ballonmann mich jetzt entführen würde, würde es keinen einzigen Zeugen geben und die Chance, dass ich gefunden werden würde, wäre gleich Null. Meine Mutter würde zuhause verzweifeln und wahrscheinlich nicht aufhören können zu weinen. Was mein Vater tun würde, kann ich jedoch nicht einschätzen, vielleicht wäre er auch gar nicht da, sondern auf einer Geschäftsreise. Doch was wäre mit mir? Die meisten Geiseln haben gesagt, dass er ihnen nie etwas getan hat und er nur auf das Geld aus wäre, doch was wenn er doch nicht so ist? Was wenn er ihnen gedroht hat, dass er sie umbringt, wenn sie der Polizei was anderes sagen? Vielleicht würde ich es auch gar nicht überleben, wenn meine Eltern das Lösegeld nicht zahlen können. Je mehr Gedanken ich mir darüber mache umso kälter wird mir. Mittlerweile habe ich sogar schon eine Gänsehaut an meinen Armen. Mein Tempo wird wieder zügiger, bis ich die Straße, welche am Ende des Parkes wieder zu sehen ist, erblicke. Sofort fühle ich mich ein bisschen sicherer, da auf dieser Straße eigentlich zu jeder Zeit vereinzelt Autos fahren und jedes Auto ist ein potenzieller Zeuge, welcher es sehen würde wenn mich jemand entführen würde. Ich verlasse den Park und laufe auf den Bürgersteig weiter. Hinter mir höre ich schon das nächste Auto. Es fährt ziemlich schnell, bis es auf einmal immer langsamer wird.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 06, 2018 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Der Ballonmann *PAUSIERT*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt