Genre: Angst, Trauer
Wörter: 928,,Ich... ich hab noch was für dich. Einen Brief, nichts großartiges, nur... na ja, ein Brief eben."
Johns Stimme klang anders als sonst, viel bedeutender und ernster. Es schien ihm wirklich viel zu bedeuten, dass Sherlock diesen Brief las.
,,Aber vorher muss ich nochmal weg." John schien aufgeregt, und dennoch so ruhig, als er sich Jacke und Schuhe überstreifte, sein Portemonnaie in die Tasche steckte und die Treppen hinunterlief.
,,Aber du darfst ihn erst lesen, wenn ich wieder da bin!" rief er noch, ehe die Tür hinter ihm zufiel. Seinen Brief ließ er auf dem Tisch liegen, zwischen einigen Experimenten Sherlocks.
Dieser nahm den Umschlag nun näher ins Auge; die Schrift war ordentlich, fast schon zwanghaft gerade, das Papier wirkte teuer und gut ausgewählt. Beinahe hätte der Consulting Detective den Brief geöffnet, um dessen Inhalt zu sehen, hielt sich aber im letzten Moment zurück. Er dachte an die Bitte, welche John ihm gegenüber geäußert hatte: Den Brief erst zu öffnen, wenn er wieder da war. Sherlock setzte sich in seinen Sessel, vertiefte sich in seine Gedanken und wartete.Doch John kam nicht wieder.
Es waren schon mindestens vier Stunden vergangen, eher noch mehr, als Mrs Hudson, gefolgt von Greg, in die Wohnung 221b stürmten. Aber es war nicht das übliche Stürmen, das Sherlock zeigte, dass er gebraucht wurde, dass Lestrade mal wieder nicht weiterkam und er ihm helfen sollte. Es war ein betroffenes Stürmen, falls man das denn so nennen konnte. Es schien etwas passiert zu sein. Etwas Bedeutendes.
,,Oh Sherlock..." Mrs Hudson näherte sich ihm vorsichtig. Ihre Augen waren rot, offenkundig hatte sie geweint. Auch Greg wirkte betroffen und niedergeschlagen.
,,Was ist passiert?" fragte der Dunkelhaarige, nach einer kurzen Ewigkeit, in der sie alle drei nichts gesagt oder getan hatten, mit seiner üblichen, gefühlskalten Stimme.
,,Werde ich gebraucht?"
Mrs Hudson sah auf.
,,Ich denke, jetzt werden Sie eher jemanden brauchen..." Sie hatte kaum ihren Satz beendet, da strömten ihr bereits Tränen übers Gesicht.
,,MRS HUDSON, LESTRADE, WAS ZUM TEUFEL IST PASSIERT?!"
Greg schluckte, bevor er zu einer Antwort ansetzte.
,,John... er ist... tot."
Das letzte Wort war kaum zu verstehen, es war nicht mehr als ein Flüstern, ein Hauch, und trotzdem verstand Sherlock, was der Detective Inspector ihm soeben mitgeteilt hatte.
Seine Gesichtszüge veränderten sich schlagartig, von uninteressiert zu erstaunt und dann zu tief getroffen.
,,Nein. NEIN!", war das einzige, was er herausbringen konnte.,,Doch. Er... er wurde von einem Auto erwischt. In der York Street." Greg sah zu Boden.
,,Das darf nicht wahr sein! Er... er kann mich doch nicht einfach verlassen! Das... das..."
Plötzlich spürte Sherlock Tränen auf seinen Wangen. Das konnte doch nicht wahr sein. Sein bester Freund, der für ihn immer mehr gewesen war als das, durfte nicht tot sein. Er durfte es nicht.
Sherlock sank in seinem Sessel zusammen.Die nächsten Wochen waren vermutlich die schlimmsten seines Lebens. Nicht einmal die Folter in Serbien war so schmerzhaft und schrecklich gewesen wie Johns Tod. Es erreichten ihn eine Menge Beileidsbekundungen und Trauerbesuche, doch Sherlock regte sich nicht. Er weigerte sich, auch nur den geringsten Bissen Nahrung zu sich zu nehmen, berührte seine Geige nicht ein einziges Mal, schlief wenig, saß eigentlich nur in seinem Sessel und starrte mit leeren Augen in den Raum. John fehlte ihm so sehr.
Natürlich, er hatte ein Leben ohne ihn gehabt, aber das schien ihm schon so lange her zu sein, man könnte sagen, er erinnerte sich schon nicht mehr daran (was natürlich nicht stimmte. Sherlock erinnerte sich sehr wohl, er war schließlich Sherlock. Aber die Erinnerungen waren grau, waren gefühllos und kalt).
Vermutlich wäre es so weiter gegangen, hätte Mrs Hudson beim Aufräumen nicht einen Brief auf dem Tisch gefunden. Sie hatte ihn wortlos neben Sherlock gelegt, der ihre Anwesenheit noch nicht einmal realisiert hatte.
Erst ein paar Stunden später bemerkte er den Brief. Er lag da, unschuldig und leicht, so als ob John selbst ihn dort hingelegt hatte. Sherlock musste sich auf die Lippe beißen, als er an Johns Worte dachte, die er vor seinem Fortgehen an ihn gerichtet hatte: Du darfst ihn erst lesen, wenn ich wieder da bin.
Da hatte er noch nicht gewusst, dass er niemals wieder zurückkehren würde.
Hätte er ihn doch bloß davon abgehalten, rauszugehen!
Johns Parfum stieg ihm in die Nase, als er den Umschlag mit zittrigen Fingern öffnete.
Die Worte, die darin standen, ließen Sherlocks Tränen endgültig über seine Wangen rinnen.Liebster Sherlock,
Ich war selten so aufgeregt, während ich einen Brief geschrieben habe. Na gut, zugegeben, ich habe auch noch nie SO EINEN Brief geschrieben. Ich weiß, an sich ist es sinnlos, dir das hier zu schreiben, da du eh nichts für mich fühlst, beziehungsweise fühlen kannst, aber ich tue es trotzdem. Ich kann es nicht länger verstecken.
Weißt du Sherlock, ich bin nicht schwul. Wirklich nicht. Aber ich bin bisexuell. Es ist schon lange her, dass ich mir das eingestanden habe, doch bis jetzt fand ich Jungs nur süß. Bis... tja, bis du kamst. Die Wahrheit ist, dass ich dich liebe. All meine Flirterei mit anderen Frauen, all die Dates, waren nur ein Test, um zu sehen, ob du irgendwie reagierst. Das hast du zwar getan, ja, aber nicht ganz so, wie ich es mir gewünscht hatte. Am Ende hast du bloß einen Fall gelöst. Na ja, Sherlock, ich nehme es dir nicht übel, du bist ein Soziopath, es ist ja eigentlich klar, dass du nichts für mich fühlst, aber ich kann nicht länger so tun, als ob ich nur dein bester Freund wäre. Ich hoffe, du verstehst das.
Ich liebe dich, William Sherlock Scott Holmes.
JohnIch weiß, es ist spät, aber die Geschichte musste einfach noch raus. Es ist mal was anderes, kein Fluff, und das erste Mal, dass ich einen Oneshot so schreibe, aber ich hoffe, es gefällt euch trotzdem. Falls ich Grammatik- und/oder Rechtschreibfehler gemacht haben sollte, weist mich gerne drauf hin, wie gesagt, eigentlich schlafe ich schon so halb.
Okay, alles Liebe und gute Nacht (oder guten Morgen, je nachdem ;D)❤️
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Johnlock~Oneshots
FanfictionRelativ selbsterklärender Titel, denke ich. Ich werde hier Oneshots des Sherlock-Pairings Johnlock posten, vermutlich überwiegend Fluff. Die Updates sind eher unregelmäßig , je nachdem, wie viel Inspiration und Zeit ich habe. Ich wünsche dir viel...